"Todbringer, Arbeitsplatzvernichter und Steuergelderschredder"
Rede von Hartmut Ring* beim Ostermarsch 2001 in Hamburg
* Hartmut Ring, Informationskreis Rüstungsgeschäfte in Hamburg, Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden
Liebe Friedensfreundinnen und -freunde,
wir halten unsere Abschlusskundgebung nicht zum ersten Mal
gegenüber einer Werft, die mit ihrem Namen unrühmliche
Geschichte geschrieben hat, Blohm & Voss. Mit einem Teil ihres Betriebes werden todbringende
Kriegsgeräte hergestellt, auf die die firmeneigene Werbung
auch noch besonders stolz ist.
Zur Zeit baut und plant diese Firma nicht nur die
Fortsetzung des Fregattenbaus, sondern einer neuen Art
Kriegsschiff, nämlich die Korvette K 130. Für die ersten 5
von 10 - 15 Exemplaren hat man bereits 2,5 Mrd. DM
reserviert. Diese Korvette ist zwar ein viel kleineres Schiff als eine
Fregatte, macht aber aufgrund seiner Eigenschaften in einem
größeren Flottenverband diesen erst richtig geeignet für die
Kriegführung weit von unseren Küsten entfernt.
Seit dem Jugoslawienkrieg ist ja auch unser Land wieder dem
Kreis der ihre eigene Verfassung und das Völkerrecht
brechenden Staaten in Sachen Frieden beigetreten - nach gut
60jähriger Pause. In diesen und die geplanten Verfassungs-
und Völkerrechtsbrüche passt dann dieses Kriegsgerät als
Todeswerkzeug genau hinein.
Die mediale Propaganda für diese Todbringer,
Arbeitsplatzvernichter und Steuergelderschredder ist ja
bereits seit einiger Zeit angelaufen - und wie in alten
Zeiten wird auch sprachlich verschleiert, verschwiegen oder
umgedeutet, was die für die Industrie gedachten
Werbebroschüren unverblühmt ausdrücken.
So ist davon die Rede, die internationalen Seewege zu
schützen, humanitäre Einsätze im Rahmen der UNO zu begleiten
etc. Tatsächlich geht es aber um nackte imperialistische
Interessen, das Recht des Stärkeren auf Krieg, auf
Ausbeutung anderer Völker zum Wohle der eigenen
industriellen Rohstoffversorgung und der Aufrechterhaltung
der für "uns" günstigen Marktbedingungen.
Dieses "UNS" suggeriert: "für alle gut". Aber weder der Bau dieser Korvetten für die Bundesmarine
noch die angestrebten Exporte an andere Staaten bieten
Vorteile - außer für die Kapitaleigner von Krupp-Thyssen,
dem Eigentümer von Blohm + Voss und die Gesellschafter oder
Aktionäre transnationaler Konzerne, die sich ihr
Handelsystem notfalls auch militärisch absichern lassen.
Schon vor einem Jahr meldete das Hamburger Abendblatt
lapidar in einem Artikel über den Bau der Korvetten ,
Neueinstellungen wird es bei Blohm + Voss durch das Projekt
nicht geben."
Aber - so der Werftchef Herbert von Nitzsch - "Eine Rendite
von 15 % auf das eingesetzte Kapital wird erfüllt." Mit erpresserischen Methoden wird dieses renditebringende Projekt auch noch an Staaten exportiert, die jeden Pfennig -
um es deutlicher zu sagen: jeden Rand für die Befriedung
ihrer von der Arpartheid gezeichneten Gesellschaft benötigt:
Im Dezember 1999 unterschrieb die südafrikanische Regierung
einen entsprechenden Auftrag.
Weitere Länder stehen auf der Exportliste - Malaysia, die
Philippinen, Chile, Polen und die Türkei. In der Schröderschen Regierungserklärung von 1998 tönte es
noch ,Deutsche Außenpolitik ist Friedenspolitik".
Heute können wir mit Eugen Drewermann eine solche Politik
als ,Stahlhelm-Pazifismus" charakterisieren. Als ob es noch eines weiteren Beweises für den Charakter
einer solchen Außenpolitik bedurft hätte, senkte die
Regierung Schröder ihren Entwicklungshilfe-Anteil im Jahr
2000 von 0,4 auf 0,28 % des Bruttosozialproduktes ab,
halbierte den deutschen Beitrag für das UN-
Entwicklungshilfeprogramm UNDP (United Nations Development
Programme) und weil das noch nicht reichte, kürzte man den
deutschen Beitrag für den UN-Bevölkerungsfonds von 46 Mill.
auf 18 Mill. DM.
Machen wir uns klar, solche Rüstungsprojekte töten nicht nur
in zukünftigen Kriegen, sie töten schon jetzt, indem sie
notwendige finanzielle und materielle Hilfe für die Ärmsten
der Armen blockieren oder reduzieren und indem sie ein
ökonomisches System aufrechterhalten helfen, das
menschenverachtender kaum sein kann.
Unsere Aufgabe wird es sein, nicht nur auf diesem
Ostermarsch dagegen zu protestieren sondern auch diejenigen
aufzuklären, die glauben, Rüstung bringe ihnen oder unserem
Land Vorteile.
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