Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

"Die Moscheen den Gläubigen - Irak den Irakern - die Besatzung nach Hause!"

Pressemitteilungen zum 1. September - Antikriegstag

Im Folgenden dokumentieren wir:
  1. eine Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag zum diesjährigen Antikriegstag,
  2. einen Auszug aus einer Aussendung des Netzwerks Friedenkooperative (Bonn) zum selben Thema.


Pressemitteilung zum 1. September - Antikriegstag

"Die Moscheen den Gläubigen - Irak den Irakern - die Besatzung nach Hause!"
  • Über 170 Veranstaltungen in Deutschland
  • Abstimmungsaktionem zur EU-Verfassung
  • Stellungnahme zum Irak
Kassel, 27.08.2004 - Wie in jedem Jahr finden am und um den 1. September herum zahlreiche Gedenk- und Mahnveranstaltungen sowie Aktionen der Friedensbewegung statt. Anlass ist das Erinnern an die Entfesselung des Zweiten Weltkriegs durch den deutschen Faschismus. Im Lauf des Krieges wurden über 50 Millionen Menschen getötet, darunter sechs Millionen Juden, die von der Vernichtungsmaschinerie der SS systematisch ausgerottet wurden.

65 Jahre nach dem 1. September 1939 nehmen Kriege und Gewalt in der Welt wieder zu. Die Hamburger Forschungsstelle "Kriegsursachenforschung" (AKUF) zählte im vergangenen Jahr 40 Kriege und bewaffnete Konflikte. In Afrika und Asien finden Bürgerkriege statt, die an Grausamkeiten kaum noch zu überbieten sind. Hauptleidtragende ist die Zivilbevölkerung. Der Krieg im Irak hat auch 17 Monate nach seinem Beginn nicht aufgehört. Und anstatt die Kriegs- und Gewaltursachen zu beheben, halten sich viele Regierungen etwas darauf zugute, ihre Militär- und Rüstungsanstrengungen zu erhöhen.

Nach Einschätzung des Bundesausschusses Friedensratschlag finden anlässlich des Antikriegstags bundesweit mehr als 170 Veranstaltungen statt. In der Themenvielfalt der Veranstaltungen lassen sich zwei inhaltliche Schwerpunkte ausmachen: der Irakkrieg und die Situation im Nahen Osten sowie die Militarisierung der Europäischen Union.

In Ahlen, Bonn, Braunschweig, Lüdenscheid, Bochum, Strausberg und Hamburg finden bereits an diesem Wochenende die ersten Veranstaltungen statt. Die große Masse folgt dann am Mittwoch, den 1. September und an den darauf folgenden Tagen. (Einen - allerdings immer noch unvollständigen - Überblick über die Aktionen erhalten Sie hier: http://www.friedenskooperative.de/termdat.htm ) Die Veranstaltungsformen umfassen die ganze "Palette" der Friedensbewegung: Vorträge, Konzerte, Lesungen, Kundgebungen, Demonstrationen, Mahnwachen, Info-Stände, Unterschriftensammlungen usw.

Den frühesten Zeitpunkt für das Gedenken haben sich das Kasseler Friedensforum und der dortige DGB einfallen lassen. Am frühen Morgen des 1. September um 5.45 gibt es eine Kundgebung im Mahnmal für die Opfer des Faschismus. Den "Abschluss" der Antikriegsaktionen bildet am 5. September eine "Umrundung" des Bundeswehr-Fliegerhorstes Büchel (zugleich Atomwaffenstandort).

In zahlreichen Städten und Gemeinden führen die Friedensgruppen eine Abstimmungsaktion über die EU-Verfassung durch. Dabei sollen Passanten über ihre Meinung zu den Militarisierungsabsichten (z.B. Aufrüstungsverpflichtung, weltweite Militäreinsätze) und zur neoliberalen Wirtschafts- und Sozialpolitik der EU befragt werden. Außerdem soll herausgefunden werden, wie groß der Wunsch in der Bevölkerung ist, über die EU-Verfassung in einem Referendum abstimmen zu können. Die Befragungsergebnisse werden nach Ablauf der Aktionen bundesweit ausgewertet und veröffentlicht.

Zu den neuesten Entwicklungen in Nadschaf und im übrigen Irak erklärte der Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag, die Ereignisse zeigten die vollkommene Delegitimierung und Isolierung der Besatzungsmächte unter Führung der USA. Die wirkliche Autorität im Land liegt weder bei den Besatzungstruppen noch bei der von US-Regierung und UNO zusammengeflickten irakischen Interimsregierung. Das Friedens- und Entmilitarisierungsabkommen zwischen den beiden schiitischen Geistlichen, dem Großajatollah Ali el Sistani und dem Prediger Muktada al Sadr, zeige, wie es im Irak insgesamt gehen könnte: "Die Moscheen den Gläubigen - Irak den Irakern - die Besatzung nach Hause!" Das seit Monaten herrschende Chaos und Blutvergießen kann nur durch eine völlig neue Politik gegenüber dem Irak beendet werden. Dazu gehört neben dem raschen Abzug aller Besatzungstruppen die vollständige Rückgabe der Souveränität an den Irak, die baldige Durchführung freier, allgemeiner und gleicher Wahlen (unter Aufsicht der UN), der Beginn von Reparationszahlungen der Kriegsallianz (in erster Linie der USA und Großbritanniens) an den Irak.

F. d. Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)


Netzwerk Friedenskooperative zum Antikriegstag:

Die Veranstaltungen von Gewerkschaften und Friedensgruppen zum 1. September, dem 65sten Jahrestag des Beginns des 2. Weltkriegs, erinnern an die Kriegsverbrechen der US- und britischen Truppen im Irak und an die Lügen zur Rechtfertigung dieses Krieges. Wir protestieren gegen Interventions-Doktrinen von USA und NATO wie gegen die Militarisierung der EU als fatal falsche Antwort auf den Unilateralismus der einen Supermacht. Gefordert wird der Ausstieg aus der Gewaltspirale im weltweiten „Krieg gegen den Terrorismus“ und die Hinwendung zu friedlicher Konfliktbearbeitung und globaler Gerechtigkeit.
Die aktuelle Situation im Irak, auch gerade die bisher erfolgreiche Intervention von Großayatollah Sistani (und anderen) im Konflikt um Nadschaf, gibt u.E. der Forderung nach einem sofortigen Abzug der Besatzungstruppen Recht. Die konstruktivere Möglichkeit für die Menschen im Irak liegen in eigenverantwortlicher politischer Gestaltung mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft als in Besatzung und wirtschaftlicher Ausbeutung durch fremde Mächte.
Aus einem Rundmail der Friedenkooperative


Zurück zur Seite "Friedensbewegung"

Zur Presse-Seite

Zurück zur Homepage