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DHL profitiert vom Krieg

Kriegsgegner mobilisieren gegen Tochter der Post AG. Aktionstag am 14. März

Von Mario Fehling *

In Berlin brannten in den vergangenen Monaten mehrfach Fahrzeuge ab. Darunter befanden sich mindestens drei Transporter der hundertprozentigen Post-Tochterfirma DHL. Hintergrund könnte eine antimilitaristische Kampagne gegen den Dienstleister sein. DHL bewirbt sich gerade um einen Milliardenauftrag des Verteidigungsministeriums. Konkret geht es um die Lagerung von Bundeswehrmaterial und den Transport von Kriegsgerät der Bundeswehr, Soldaten, Munition und Treibstoffen..

DHL steht für die Anfangsbuchstaben der Nachnamen der drei Firmengründer, Adrian Dalsey, Larry Hillblom und Robert Lynn. Kriegsgegner übersetzen das Kürzel mit »Deutsche Heeres Logistik«. Die Idee, Protest gegen den Postdienstleister und Kriegslogistiker zu organisieren, entstand auf dem »langen Tag des Antimilitarismus« linker Gruppen Ende 2008 in Berlin. Die Kampagne soll bis zur Aktionärsversammlung der Post im kommenden Jahr laufen und von einem breiten Spektrum getragen werden.

Mit dabei ist das Netzwerk »Interventionistische Linke«, das einen antimilitaristischen Aktionstag für den 14. März vorgeschlagen hat. Geeignet seien Besuche bei der Post, die schließlich »in allen Städten Filialen und Einrichtungen« habe. Mit dem Protest solle der »Schulterschluß von Wirtschaft und Militär thematisiert und angegriffen werden«.

Erste Aktionen fanden bereits statt. In Wuppertal zum Beispiel wurden die gelben Briefkästen im ganzen Stadtgebiet olivgrün und DHL-Packstationen rot angestrichen. An mehreren Stellen wurde die Parole »Kriegslogistiker DHL stoppen!« angebracht. In Düsseldorf verteilten Kriegsgegner bei einem antimilitaristischen Stadtrundgang Flugblätter vor einer DHL-Filiale, und in Berlin-Kreuzberg wurde der Eingangsbereichs einer Postfiliale besprüht. Auch in München gab es verschiedene Aktionen.

DHL hat bereits 2002 einen Rahmenvertrag mit der Bundeswehr abgeschlossen, in dem das Unternehmen den Transport von eiligen militärischen Dokumenten, militärischer Ausrüstung und Verbrauchsgüter bis 50 Kilogramm übernommen hat. Unmittelbar nachdem im Mai 2003 das UN-Wirtschaftsembargo gegen den Irak aufgehoben wurde öffnete der Dienstleister Niederlassungen in dem Kriegsgebiet. Hauptkunde im Irak ist das US-Militär. Die Posttochter verfügt über einen eigenen Konzernrepräsentanten für den Bereich »Military Affairs Bundeswehr/NATO«. Udo Eschenbach, der das Amt bekleidet, schrieb in einem Beitrag für das Magazin Griephan Global Security: »Die Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und der Deutschen Post World Net beschränkt sich nicht auf die Feldpost. Das Unternehmen übernimmt auch einen beträchtlichen Teil der Militärlogistik«.

Kriegsgegner haben sich zum Ziel gesetzt diese »wachsenden Verzahnungen ziviler und militärischer Bereiche in das Bewußtsein der Öffentlichkeit« zu tragen. DHL sei hierfür ein gutes Beispiel, das den aktuellen NATO-Kurs, zivile Strukturen für militärische Zwecke nutzbar zu machen, verdeutliche. Die NATO nennt das einen »umfassenden Ansatz«. Die Antwort von Antimilitaristen lautet: »umfassender Widerstand«.

* Aus: junge Welt, 5. März 2009


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