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Hiroshima und Nagasaki mahnen: Atomwaffen abschaffen!

Presseerklärung des Bundesausschusses Friedensratschlag

Vielfältige Aktionen und Gedenkveranstaltungen finden aus Anlass des 55. Jahrestags der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki (6. und 9. August 1995) statt. Die Erinnerung an die militärisch unsinnigen und verbrecherischen Atombombenexplosionen über den beiden japanischen Großstädten, in deren Folge Hunderttausende von Menschen ihr Leben lassen mussten, gehört zu einem festen Bestandteil der Aktivitäten der Friedensbewegungen in der ganzen Welt.

Überall Aktionen, Veranstaltungen und Mahnwachen

Auch in der Bundesrepublik haben, wie jedes Jahr, zahlreiche Friedensinitiativen Aktionen und Veranstaltungen vor Ort vorbereitet. Informationen aus verschiedenen Regionen zufolge dürften die Aktionen in die Hunderte gehen. Hier eine kleine Auswahl:
  • Eine Friedensfahrradtour durch drei Länder (A, CH, D) begann bereits am 29. Juli in Bregenz und wird am Hiroshimatag in Offenburg eintreffen.
  • Am deutschen Atomwaffenstandort Cochem (Mosel) wird eine "Atomwaffen-Frei-Zeit" vom 3. bis 12. August angeboten. In deren Rahmen gibt es am 6. August Aktionen rund um das Atomwaffenlager Büchel.
  • In Köln, Dortmund, Darmstadt und Hannover (u.a. Orten) finden offizielle Gedankveranstaltungen in Zusammenarbeit zwischen Stzadtverwaltung und Friedensinitiativen statt. In Darmstadt beispielsweise eine Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe "Darmstadt Atomwaffenfreie Zone" vom 5. August bis 30. September, in Köln wird am 3. August ein Überlebender aus Nagasaki durch den Kölner Bürgermeister empfangen, in Dortmund wird in der Innenstadt ein "Platz von Hiroshima" eingeweiht (5. August).
  • Eine Sport-Aktion unter dem Titel "Radeln gegen Raketen" wird anlässlich des Welt-Cup-Rennens in Hamburg am 6. August durchgeführt.
  • Kundgebungen (z.B. in Hamburg, Köln), Mahnwachen (in zahlreichen Städten) und Lesungen (z.B. in Bremen) finden vor allem am 6. August statt. In Stuttgart ist ein "Die-In" vor der Atomwaffen-Kommando-Zentrale EUCOM geplant.
  • Der 9. August (Nagasakitag) wird u.a. in Bremen (Mahnwache), Kastellaun (Hunsrück) und in Kassel (Aktion auf der Fulda) begangen.

Aktualität der Veranstaltungen

Weltweit existieren immer noch rund 30.000 Atombomben, in Deutschland sind es 55, darunter 11 in Büchel. Auch hat die Zahl der Staaten, die über Atomwaffen verfügen, trotz des Nichtverbreitungsvertrages (NPT) zugenommen. Bei der letzten NPT-Überprüfungskonferenz in New York im April/Mai 2000 wurde der Druck der Staatengemeinschaft und der Weltöffentlichkeit auf die Atommächte USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich erhöht, endlich konkrete Schritte zur atomaren Abrüstung zu unternehmen; ein Durchbruch konnte aber wieder nicht erzielt werden. Im Gegenteil: Nach dem Scheitern des Teststoppabkommens im US-Kongress im vergangenen Herbst fühlen sich die sog. atomaren "Schwellenländer" wie Indien und Pakistan erst recht ermutigt, ihre atomaren Aufrüstungsprogramme fortzusetzen. Und eine Realisierung der Raketenabwehrpläne der USA würde zweifellos zur Folge haben, dass die atomaren "Gegner" Russland und China ihr eigenes Atomwaffenarsenal eher weiter aufstocken als reduzieren werden. Die Bedrohung der Menschheit durch Kernwaffen bleibt somit eine der größten Herausforderungen für die weltweite Friedensbewegung.

Forderungen

Der Bundesausschuss Friedensratschlag bekräftigt die politischen Forderungen, die bei den zahlreichen Gedenk- und Mahnveranstaltungen zum 6. und 9. August - auch an die Adresse der Bundesregierung - von den lokalen Friedensinitiativen erhoben werden:
  • Erhöhung des Drucks auf die US-Regierung zur Beendigung ihrer Raketenabwehrpläne;
  • Appell an die USA und Russland, ihre atomaren Ersteinsatzdoktrinen außer Kraft zu setzen;
  • Vereinbarung eines internationalen Moratoriums bei der atomtechnologischen Forschung und Entwicklung einschließlich der Trägertechnologie;
  • Beendigung der Lagerung von Atomwaffen auf deutschem Boden;
  • Genehmigung der Inbetriebnahme des Kernforschungsreaktors II in Garching nur unter der Bedingung, dass auf den Einsatz des waffenfähigen hochangereicherten Urans (HEU) verzichtet und stattdessen auf leicht angereichertes Uran (LEU) zurückgegriffen wird.

Bundesausschuss Friedensratschlag:
Kassel, den 1. August 2000

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