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BDKJ fordert Moratorium in Afghanistan zur Versorgung der Menschen

Presseerklärung des Diözesanvorstands des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend in Würzburg

Eine Woche nach Beginn des Bombardements der Amerikaner auf ausgewählte Stellungen in Afghanistan mahnt der Diözesanvorstand des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend in Würzburg eine Überprüfung der gewählten Militäraktionen an. Auch aus humanitären Gründen erscheint ein Moratorium angeraten, da in wenigen Wochen aufgrund der klimatischen Bedingungen eine Versorgung der Bevölkerung mit Hilfsgütern nach Aussage führender Hilfseinrichtungen nicht mehr gewährleistet werden kann.

Die Terroraktionen des 11. September werden auch vom BDKJ-Diözesanvorstand auf das Schärfste verurteilt. "Die Verantwortlichen sind hierfür zur Rechenschaft zu ziehen und das Netz der Terroristen muss unschädlich gemacht werden", so der Geistliche Leiter Klaus Hofmann. Der Angriff auf das World Trade Center und das Pentagon ist durch nichts zu rechtfertigen.

Der BDKJ-Diözesanvorstand begrüßt die besonnene Reaktionsweise der amerikanischen Regierung in den ersten Tagen und Wochen nach dem Attentat. Es war zu erwarten und inhaltlich gerechtfertigt, mit militärischen Mitteln zu versuchen, die Netze der Terrorismus zu zerschlagen, doch bezweifelt Hofmann mittlerweile, dass die hierfür gewählten Mittel der Bomben und Raketen dazu geeignet sind. Vor allem der Einsatz sogenannter Streubomben macht das Leben der bereits in der Vergangenheit stark geschundenen Zivilbevölkerung in Afghanistan noch schwieriger und gefährdet deren Existenz in einem hohen Ausmaß.

Bei jeder militärischen Aktion muss deshalb der Schutz der unschuldigen Bevölkerung Afghanistans genauso im Blickwinkel der Entscheidung sein, wie der Versuch, mit Hilfe militärischer Mittel die Lebensgrundlagen der El Kaida und des Terrorregimes der Taliban zu schädigen.

Der BDKJ warnt vor einer Aufspaltung in eine "zivilisierte" und "unzuvilisierte" Welt. In einer derart aufgeladenen Athmosphäre gedeihen keine angemessenen Antworten auf das, was geschehen ist.

Der Einsatz militärischer Mittel kann zur Abwehr terroristischer Angriffe notwendig sein, doch erscheint der Abwurf von Bomben und Raketen auf Afghanistan wenig dazu geeignet, Bin Laden zu ergreifen und die Terrorgruppe der El Kaida unschädlich zu machen. Die Verantwortlichen der Anschläge des 11. September haben sich auf einen Terror der kleinen Gruppen und Einheiten spezialisiert, denen mit den altbekannten Mitteln der bisherigen Kriegsführung (auch nach Aussage von Colin Powell) nur schwer zu begegnen ist. Vielmehr besteht die Gefahr, die Spirale der Gewalt weiter in die Höhe zu treiben und neue unschuldige Opfer zu riskieren.

Mittel- und langfristig sind die politischen Interessen aller Staaten deutlicher als in der Vergangenheit auf die Beseitigung von Unterdrückung und Ungerechtigkeit in den Krisenregionen dieser Erde zu legen, da sie oft den Nährboden für terroristische Regime darstellen.

Als Kinder- und Jugendverband weist der BDKJ daraufhin, dass die Angst von Kindern und Jugendlichen vor einem Krieg sich in den Tagen und Wochen nach den Anschlägen in New York und Washington deutlich gezeigt hat. Eltern, Lehrer und Pädagogen waren überrascht von der Reaktionsweise der jungen Generation. Die befürchteten Folgen eines Krieges für alle Beteiligten rutschten auf der Angstskala junger Menschen ganz nach oben.

Würzburg, 17. Oktober 2001


Der BDKJ in der Diözese Würzburg vertritt als Dachverband die Interessen von 13 katholischen Jugendverbänden, in denen 30.000 Kinder und Jugendliche organisiert sind. Weitere Informationen finden sie unter http://www.bdkj.bistum-wuerzburg.de



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