Friedensbewegung: Wahlbetrug mit Kriegsfolgen
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag
Im Folgenden dokumentieren wir eine Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag zu den jüngsten Äußerungen von Regierungsmitgliedern zu einer möglichen Unterstützung des US-Kriegs gegen Irak.-
Friedensbewegung empört über Rot-Grün
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Keine "aktive" Beteiligung am Irak-Krieg: Rosstäuschertrick
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Appell an die Basis der Regierungsparteien
Zum neuerlichen Schwenk der Bundesregierung in Sachen Irak-Krieg
erklärte am Sonntag der Sprecher des Bundesausschusses
Friedensratschlag:
Was sich beim NATO-Gipfel in Prag bereits atmosphärisch andeutet hatte,
bestätigte inzwischen der parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Hans Georg Wagner: Die in Kuwait stationierten "Fuchs"-Spürpanzer werden eingesetzt, falls das US-Lager angegriffen wird, in dem sie untergebracht sind. Mittlerweile wird sogar davon gesprochen, dass die in Kuwait stationierte Truppe, derzeit rund 60 Soldaten, auf etwa 800 Bundeswehrsoldaten aufgestockt werden könnte. Im Gespräch ist außerdem
die Bereitstellung von "Patriot"-Flugabwehrraketen.
Der Bundesausschuss Friedensratschlag ist empört über diesen neuerlichen
Wortbruch der rot-grünen Koalition, die sowohl im Wahlkampf als auch in
zahlreichen Stellungnahmen danach jedwede Beteiligung an einem US-Krieg
gegen Irak abgelehnt hat. Es muss daran erinnert werden, dass Rot-Grün
den hauchdünnen Wahlsieg nur einfahren konnte, weil sie mit ihrem
Antikriegs-Kurs verlorenes Vertrauen zurückgewonnen hatte - auch in
manchen friedensbewegten Kreisen. Umso schwerer wiegt das jetzige
Zurückrudern. "Wie versprochen - so gebrochen": Hier hat die zum
Ausdruck gebrachte tief sitzende Skepsis der Wähler/innen gegenüber den
Gewählten ihre volle Berechtigung.
Die Bundesregierung ist wieder da, wo sie beim Jugoslawienkrieg und beim
Beschluss über die Beteiligung an "Enduring Freedom" war: An der Seite
der Kriegführenden und Kriegsbefürworter. Auch die neue Sprachregelung,
die Bundesregierung werde sich nicht "aktiv" am Krieg beteiligen, ist
ein allzu durchsichtiger Rosstäuschertrick. Auch eine "passive"
Beteiligung ist eine "Beteiligung", die den US-Krieg unterstützen soll.
Deutschland wird damit Kriegspartei. Die deutsche Friedensbewegung -
dies ergaben Beratungen und Rückmeldungen von zahlreichen lokalen und
regionalen Initiativen - wird in ihre Kampagne gegen den drohenden
Irak-Krieg neben den USA und Großbritannien auch wieder die eigene
Regierung stärker einbeziehen. Eine zentrale Forderung lautet, die
Verbände aus Kuwait und die Marine aus der Golfregion abzuziehen. Die
Friedensbewegung wird sich auch nicht damit abfinden, dass den USA und
Großbritannien der deutsche Luftraum für Kriegsflüge zur Verfügung
gestellt wird.
Der Bundesausschuss Friedensratschlag appelliert an die Wählerinnen und
Wähler von Rot-Grün, an die Mitglieder, Wahlhelfer und Funktionäre von
SPD und Bündnis90/Die Grünen, Druck auf Berlin auszuüben, damit die
Bundesregierung wieder zur Besinnung kommt. Mit der Aufgabe ihrer
Anti-Irakkriegs-Haltung verliert die Bundesregierung das letzte Pfund,
mit dem sie noch im Wahlkampf gewuchert hat. Hier handelt es sich um
einen Wahlbetrug mit Kriegsfolgen.
Kassel, den 24. November 2002
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Dr. Peter Strutynski (Sprecher)
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