"Der Krieg gegen den Irak muss und kann verhindert werden"
Bericht im Abschlussplenum des Friedensratschlags über die Ergebnisse der Aktionsberatung
Von Willi van Ooyen*
Der Krieg gegen den Irak muss und kann verhindert werden, dies war das
Ergebnis der Aktionsberatung, die anlässlich des Friedensratschlags am
Wochenende stattgefunden hat.
Dazu sind vielfältige zentrale, regionale und örtliche Initiativen
erforderlich, von denen in der AG berichtet wurde. Es geht darum, die
politische Meinungsmehrheit (71 %) zu einer Handlungsmehrheit zu
entwickeln. Es geht darum, neue Kreise für die Friedensbewegung zu
gewinnen. Dazu ist eine gezielte Ansprache unterschiedlicher Gruppen
erforderlich. Schüler- und Studenteninitiativen, Kommunalpolitiker
(1.000 haben bereits eine solche Initiative unterstützt), Künstler,
Sportler und vor allem Gewerkschafter. Es sollen Aktionen mit
Bundestagsabgeordneten (demonstratives Aufsuchen) stattfinden und diese
Abgeordneten sollen nicht auf den Bundeskanzler verweisen, sondern klar
und deutlich sich gegen den Krieg aussprechen. Nicht die Kriegsgegner
sind isoliert, sondern die Kriegsbefürworter müssen weiter isoliert
werden. Wir müssen nicht radikaler (das sind wir), sondern in erster
Linie mehr werden.
Es wird eine Eskalationsstrategie gegen den drohenden Krieg weiter
entwickelt werden müssen. Erste Ansatzpunkte dazu gab es in den
Beratungen des Friedensratschlages. In der Arbeitsgruppe "Aktionen" (ca.
50 Teilnehmer) kamen fast alle mit eigenen Ideen und Vorstellungen zu
Wort. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern war es wichtig, dass die
Aufklärungsarbeit weiter verstärkt werden muss. Info-Stände, Mahnwachen,
Flugblattaktionen, Leserbriefe, Zeitungsanzeigen und Telefonaktionen
sind Mittel dazu. Plakate, Sticker, Flyer und besonders optische Mittel
sollen eingesetzt werden. Es soll nicht erst auf zentrale Materialien
gewartet werden, die es aber auch geben muss. Große Plakatwände, die
selbst gestaltet werden, erregen in den Innenstädten große
Aufmerksamkeit. Filme können gezeigt und ein Genre in unserem
Friedenskampf sein. Pressearbeit (Erklärungen und Pressekonferenzen)
soll gezielt organisiert werden. Es könnte ein Bundestagshearing zum
drohenden Krieg initiiert werden. Es werden
Universitäts-Ringvorlesungen, Konferenzen und argumentative
Informationsveranstaltungen geplant. Eine Aktionsform, die in Bochum
versucht wurde, war nach einer Auftaktkundgebung mit Transparenten und
Infoblättern an die zentralen Ecken der Stadt zu ziehen und dort die
Bevölkerung anzusprechen. Von besonderer Bedeutung ist die Gründung
weiterer Friedens- und Antikriegsinitiativen.
Hilfreich können auch unterschiedliche Zeitungsanzeigen sein. Neben der
Anzeige, die am Dienstag (10.12.) in mehreren Zeitungen erscheinen wird,
liegt ein Vorschlag für eine
Zeitungsanzeige vor, die durch persönliche
Unterschrift und finanzielle Beteiligung (20,- EURO) am Heiligen Abend,
24. Dezember.02 in der Frankfurter Rundschau erscheinen soll.
Die Unterschriftensammlung (Wilhelmsburger Appell) muss der
Bundesregierung in demonstrativer Form übergeben werden. Wir werden dies
für den 19. Dezember 2002 in Berlin organisieren. Dazu sind alle, die
das können eingeladen (Zeitpunkt wahrscheinlich: 16 Uhr).
Einige Initiativen (dazu wurde gestern ein Hinweisblatt verteilt)
bereiten Delegationen mit Prominenten, Politikern, Künstlern und
Persönlichkeiten in den Irak vor. Es soll unmittelbar auf die UNO
Einfluss ausgeübt werden, den Krieg als Mittel internationaler
Konfliktlösungen zu unterbinden. Es wurde festgehalten, dass es nicht um
die Legitimierung des brutalen Regimes von Saddam Hussein geht, sondern
der demokratische Prozess im Irak selbst ohne Kriegsdruck von außen
entwickelt werden muss. Wichtig sei, so waren sich alle einig, dass das
Embargo endlich aufgehoben wird.
Wir müssen eine Kampagne entwickeln, die einen Höhepunkt am 15. Februar
2003 mit der zentralen Demonstration und Kundgebung in Berlin haben
wird. Das Datum 15. Februar ist Ergebnis der internationalen Absprache
von Florenz, wo beschlossen wurde, in allen Europäischen Metropolen zu
demonstrieren - und es wird auch in Washington eine parallele Aktion
vorbereitet. Neben den vielfältigen einzelnen Aktionen kommt es für die
Friedensbewegung darauf an, eine größtmögliche Breite und Gemeinsamkeit
zu entwickeln. Dazu bedarf es einer vielfältigen und differenzierten
Mobilisierung unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen,
Organisationen und Strömungen. Um eine breite Beteiligung zu
ermöglichen, wollen die Initiativen und Organisationen zur Vorbereitung
der Aktion am 15. Februar 2002 in Berlin eine Verständigung über die
politische Plattform und die Inhalte der Aktionen am Freitag, den 20.
Dezember 2002, in Berlin vornehmen. Hier soll der Versuch gemacht
werden, einen gemeinsamen Aufruf zu verabschieden, der Grundlage für
unsere Aktion in Berlin am 15. Februar 2003 sein wird.
Wichtig ist es auch, den internationalen Charakter der Friedensarbeit zu
unterstreichen. Dazu sollen die bestehenden internationalen Kontakte
ausgeweitet werden. Redner aus den USA und europäischen Ländern sollen
eingeladen werden.
Vielfältigen Aktionen finden in den nächsten Tagen statt: am Tag der
Menschenrechte (z. B. in Frankfurt) und besonders (durch die
Resist-Kampagne) am 14.12. an der Frankfurter Air-Base, aber auch an
vielen anderen Orten, z.B. in Berlin oder in Grafenwöhr, wohin die
Oberpfälzer Initiativen mobilisieren, um die Ausweitung des
militärischen Sperrgebietes und Trainigszentrums der US-Militärs zu
verhindern. Kampagnen, die auch die Soldaten ins Blickfeld nehmen,
werden vorbereitet. In Berlin wird überlegt, wie die große
LL-Demonstration am 12. Januar 2003 zu einem Signal gegen den Krieg
werden kann.
Mit weißen Tüchern aus möglichst vielen Fenstern soll zwischen
Weihnachten und Neujahr ein Signal, das viele von uns noch aus den
Golf-Kriegstagen aus 1991 kennen, gesetzt werden.
Strafanzeigen wegen Verfassungsbruch werden von einzelnen Initiativen
vorbereitet. Für die Initiativen ist klar, dass die "passive"
Beteiligung an der Kriegsvorbereitung gegen Recht und Verfassung
verstößt. Am Tag X werden in allen Städten ab 17.00 Uhr Aktionen
stattfinden. Am Samstag darauf wird es in den Regionen große
Demonstrationen geben.
Die Mobilisierung im gewerkschaftlichen Bereich ist durch die Initiative
des "Gewerkschaftlichen Netzwerkes gegen den Krieg" gut vorangekommen.
Gewerkschaftliche Beschlüsse gegen den Krieg nehmen zu. In Frankfurt
wird am 19. Januar des kommenden Jahres eine Konferenz, die vom DGB
Hessen-Thüringen, von ver.di Hessen, von weiteren Einzelgewerkschaften
und dem "Gewerkschaftlichen Netzwerkes gegen den Krieg" vorbereitet
wird. Ähnliches wird Mitte Januar in München stattfinden.
Wir sollten den 30. Januar 03, den 70. Jahrestag der Machtüberragung an
den Faschismus nutzen, um auf die "Deutsche Gefahr" und die
zerstörerische Macht des Krieges aufmerksam zu machen. Wir müssen das
historische Bewusstsein der Menschen wachrütteln und das "Nie wieder
Faschismus - nie wieder Krieg" von 1945 aktualisieren.
Schon lange waren die "begleitenden" Aktionen zur
Nato-Sicherheitskonferenz am 8. Februar 2003 in München geplant (schon
vor dem Treffen in Florenz). Diese Aktionen stehen im Zusammenhang mit
dem 15. Februar und werden besonders aus dem Süden (Bayern, Baden
Württemberg, Hessen) der Republik unterstützt. Dennoch wird aus diesen
Regionen natürlich auch nach Berlin mobilisiert. Es wurde angeregt, sich
regional über Sonderzüge und Mitfahrmöglichkeiten zu verständigen.
Ich bin sicher, dass von unserem heutigen Ratschlag Signale ausgehen,
den drohenden Krieg zu verhindern. Lasst uns nun vor Ort und in all
unseren persönlichen Einflussbereichen gegen den Krieg mobilisieren,
dann werden wir ihn verhindern.
* Willi van Ooyen ist einer der Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag, leitet die Friedens- und Zukunftswerkstatt (Frankfurt a.M.) und ist Organisator des zentralen Ostermarschbüros.
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