Krieg gegen den Irak - Indisch-pakistanischer Krieg - Die Bedrohung wächst
Bundesausschuss Friedensratschlag traf sich am 1. Juni 2002 in Kassel zur Beratung
Am 1. Juni 2002 tagte im Kasseler Gewerkschaftshaus der Bundesausschuss Friedensratschlag, um über die sich zuspitzende weltpolitische Lage zu beraten. Im Folgenden dokumentieren wir die Presseerklärung, die im Anschluss an das Treffen herausgegeben wurde.
Pressemitteilung
Kassel, 1. Juni 2002
Der Bundesausschuss Friedensratschlag hat sich bei seiner Tagung am
1. Juni in Kassel dafür ausgesprochen, die anlässlich des Bush-Besuchs
gebildete Koordinierungsgruppe "Achse des Friedens" fortzuführen.
Die
Friedensbewegung müsse all ihre Kraft darauf konzentrieren, den
seit
langem angekündigten und offenbar schon in Planung befindlichen
US-Krieg
gegen den Irak zu verhindern. Dieser Krieg setze leichtsinnig das
Leben
der Zivilbevölkerung aufs Spiel und hätte darüber hinaus
unabsehbare
Folgen für die ohnehin explosive Lage im Nahen und Mittleren Osten.
Ein
solcher Krieg könne nicht im Interesse Europas liegen. Daher setzt
die
deutsche Friedensbewegung darauf, den Druck auf die eigene
Regierung zu
erhöhen, um von ihr diplomatische und politische Initiativen zu
verlangen, welche die USA zum Einlenken bewegen sollen. Die
Friedensbewegung weiß sich hierin auch einig mit einem Großteil der
deutschen Bevölkerung (Umfragen sprechen von 70 bis 80 %), die
einen
Krieg gegen den Irak, insbesondere eine deutsche Beteiligung daran
ablehnt.
Der Bundesausschuss Friedensratschlag hat einen Appell
aufgegriffen,
der vor wenigen Wochen in Wilhelmsburg (Hamburg) gestartet wurde:
"Appell an die Bundesregierung - Keinen Krieg gegen den Irak!"
(Siehe
Wortlaut im Anhang.) Es wird vorgeschlagen, zunächst bis zur
Bundestagswahl im ganzen Land Unterschriften unter diesen Appell zu
sammeln.
Des Weiteren befasste sich der Bundesausschuss Friedensratschlag
mit der
bedrohlichen Situation in Südasien. Der indisch-pakistanische
Konflikt
um Kaschmir droht in einen großen Krieg, möglicherweise sogar in
einen
Atomkrieg zu münden. US-amerikanischen Schätzungen zufolge müsse in
solch einem Fall mit bis zu 12 Millionen Todesopfern gerechnet
werden.
Die Friedensbewegung wird alles in ihren Kräften stehende tun, um
die
Regierungen der betroffenen Länder zur Umkehr aufzufordern.
Entprechende
Initiativen, beispielsweise der IPPNW oder der weltweiten
Internet-Kampagne MoveOn.org ("No Nukes Over Kashmir") sollen dabei
genutzt werden.
Eingehend befassten sich die Bundesausschussmitglieder des
"Friedensratschlags" mit den vielfältigen Aktionen anlässlich des
Bush-Besuchs. Hervorgehoben wurden der friedliche Charakter der
Proteste, der große Anteil jugendlicher Demonstranten, die
phantasievollen Beiträge verschiedener Gruppen, die große Zahl der
Berliner Kundgebung am 21. Mai und die außergewähnliche Breite der
dezentralen Aktionen ("Bush-Trommeln für den Frieden") am 22. Mai
sowie
die gelungene Zusammenarbeit zwischen Friedensbewegung und der
globalisierungskritischen Attac-Bewegung. Mit Genugtuung wurde auch
zur
Kenntnis genommen, dass der soeben zu Ende gegangene DGB-Kongress,
offenbar auch unter dem Eindruck der Proteste der Friedensbewegung,
Anträge verabschiedet hat, die den Gewerkschaften einen Platz an
der
Seite der Friedensbewegung zuweisen. So wird beispielsweise in dem
Initiativantrag "Krieg ist keine Lösung, auch nicht für den Irak!"
die
Bundesregierung aufgefordert, "den Vorbereitungen eines Krieges
gegen
den Irak eine unmissverständliche Absage zu erteilen". Der
Friedensratschlag wird dem neu gewählten DGB-Vorsitzenden ein
Gespräch
vorschlagen, um mögliche gemeinsame Aktivitäten auszuloten.
F.d. Bundesausschuss Friedensratschlag:
Dr. Peter Strutynski (Sprecher)
Anhang: Appell an die Bundesregierung
Keinen Krieg gegen den Irak!
"Kein Blut für Öl!"
(Slogan der Friedensbewegung beim Protest gegen den Golfkrieg 1991)
Immer mehr verdichten sich die Anzeichen dafür, dass die USA einen
weiteren großen Krieg vorbereiten: Einen Angriff auf den IRAK.
Selbst
den Einsatz von "kleinen" Atomwaffen schließen die USA nach
jüngsten
Berichten nicht mehr aus.
Im letzten Golfkrieg 1991 durchlitten die Menschen 42 Tage und
Nächte
pausenlose Bombardements. Mindestens 150 000 Menschen starben unter
den
angeblich "sauberen, chirurgischen" Schlägen. Mehr als 1 Million
Opfer,
vor allem Kinder, forderte das bis heute andauernde Embargo.
Bei einem neuen Krieg gegen den IRAK geht es, unter welchem Vorwand
er
auch immer geführt wird, um die Vorherrschaft am Golf und den
Zugriff
auf billiges Öl.
Ein solcher Krieg
-
kann den ganzen Nahen Osten zur Explosion bringen;
- wird dazu beitragen, dass noch gigantischere Summen in die
Aufrüstung
fließen, und
- wird den Hass schüren und die Gefahr weiterer, auch atomarer,
Kriege
heraufbeschwören.
Und vor allem wird dieser Krieg Tausende unschuldiger Menschen das
Leben
kosten.
Wir wollen diesen Krieg nicht!
Wir appellieren deshalb in großer Sorge an die deutsche
Bundesregierung:
-
Im Rahmen der UNO und gegenüber den USA alles zu tun, den
drohenden
Krieg noch zu verhindern!
- Jede militärische, finanzielle und politische Unterstützung
dieses
Krieges zu unterlassen!
- Alle deutschen Truppen aus der Krisenregion zurückzuziehen,
insbesondere die ABC-Spürpanzer aus Kuwait und die Marineverbände
aus
der Golfregion und vor Afrika!
Wir wollen überhaupt keinen Krieg!
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