Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Der Krieg zwischen Äthiopien und Eritrea

Kein Ende trotz Vermittlungsbemühungen

29. Mai 2000

Äthiopien erweitert seine Kriegsziele
Trotz Waffenstillstillstandsverhandlungen und trotz des erklärten Abzugs eritreischer Truppen aus äthiopischem Gebiet ging der Krieg auch am 29. Mai weiter. Äthiopische Luftwafe griff Ziele in unmittelbarer Nähe der eritreischen Hauptstadt Asmara an, so den Militärflugplatz, der sich unmittelbar neben dem Zivilflughafen befindet. Nach Regierungsangaben aus Asmara blieb indessen der militärische Schaden gering. Berichtet wurde außerdem von Angriffen auf die Stadt Tsorena, 80 Kilometer von Asmara entfernt. Am Sonntag, den 28. Mai, sei ein fast fertig gestelltes Stromkraftwerk in der Nähe der Hafenstadt Massawa bombardiert worden. Dagegen erklärte der äthiopische Regierungssprecher, die Luftwaffe habe strategische Militärpositionen in der Nähe von Massawa angegriffen.

Demgegenüber behauptete die Regierung Äthiopiens, eritreische Truppen hätten am Wochenende eine Offensive von Bure aus gestartet zu haben, einer Grenzregion also, aus der sich Eritrea angeblich zurückgezogen habe.

Der Angriff auf den Militärflughafen in Asmara erfolgte zur selben Zeit, als in Algeriens Hauptstadt Algier Verhandlungsdelegationen aus beiden Ländern zu Friedensgesprächen zusammenkommen wollten. In die indirekten Verhandlungen über ein Ende des Grenzkriegs wollte sich auch eine Delegation der Europäischen Union und der Sondergesandte von US-Präsident Bill Clinton, Anthony Lake, einschalten. Lake gab sich optimistische: "Wir sind davon überzeugt, dass die Verhandlungen in Algier in einen Friedensvertrag münden werden."

Äthiopien hatte sich schon 25. Mai zum Sieger in diesem Krieg erklärt. Dennoch setzten seine Streitkräfte den Krieg unvermindert fort. Als Kriegsziel wird nun angegeben, die eritreischen Truppen aus den besetzten äthiopischen Gebieten zu vertreiben. Die eritreische Regierung erklärte indessen, sie akzeptiere einen Friedensplan der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) und werde noch vor den Friedensverhandlungen alle Regionen räumen, die vor dem Ausbruch des Krieges im Mai 1998 zu Äthiopien gehört hatten. Korrespondenten vermuten nun, das Ziel Äthiopiens sei die völlige Niederwerfung und Zerstörung des eritreischen Militärs. "Das ist die Gelegenheit, um den Triumph auszukosten", rief der äthiopische Staatspräsident Negasso Gidada am Sonntag vor hunderttausenden Demonstranten in der Hauptstadt Addis Abeba.

Unterdessen wächst offenbar der Flüchtlingsstrom in Eritrea an. 250.000 Menschen seien nach eritreischen Angabe aus der Region um Senafe und Adi Keyih in Richtung Norden geflohen. Damit hat sich die Zahl der Binnenflüchtlinge seit dem Beginn der Kämpfe auf rund 750.000 erhöht.
Quellen: Frankfurter Rundschau, Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel, 30.05.00)

Zurück zur Äthiopien-Seite

Zurück zur Seite "Regionen"

Zurück zur Homepage