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Über 1000 tote Soldaten

Zahl der in Afghanistan getöteten Militärs steigt stetig *

Beim Militäreinsatz in Afghanistan sind seit seinem Beginn Ende 2001 nach Angaben des Internetdienstes icasualties.org mehr als 1000 Soldaten ums Leben gekommen.

Mit dem Tod zweier US-Soldaten bei einem Selbstmordanschlag am Montag überstieg die Opferzahl demnach die Zahl von 1000. Laut icasualties.org war am vergangenen Mittwoch der 1000. ausländische Soldaten am Hindukusch gestorben. In diesem Jahr kamen in Afghanistan bislang über 250 Soldaten ums Leben, mehr als im gesamten Vorjahr und mehr als in jedem anderen Jahr seit Beginn des Einsatzes. icasualties.org erfasst die getöteten Soldaten in Afghanistan und in Irak.

Im vergangenen Mai überstieg die Zahl der in Afghanistan getöteten ausländischen Soldaten erstmals die in Irak. Seitdem lag diese Zahl am Hindukusch in jedem einzelnen Monat über der im Zweistromland. So kamen im September laut icasualties.org 37 ausländische Soldaten in Afghanistan ums Leben, 25 in Irak. Im August verzeichneten die internationalen Truppen in Afghanistan die schwersten Opfer in einem einzelnen Monat seit Beginn des Einsatzes: 46 ihrer Soldaten starben, doppelt so viele wie in Irak. Während die Zahl der getöteten Soldaten in Irak im Vergleich zu den vergangenen Jahren gesunken ist, ist sie in Afghanistan seit 2003 konstant angestiegen.

Bundeswehr schoss auf Zivilisten

Fünf Afghanen in Kundus wurden verletzt

Berlin/Kundus (Agenturen/ND). Bundeswehrsoldaten haben an einer Straßensperre in Nordafghanistan fünf Zivilisten durch Schüsse verletzt. Der Vorfall habe sich bereits am Freitagabend in der Nähe von Kundus ereignet, sagte ein Sprecher der Bundeswehr am Montag in Masar-i-Scharif. Die Afghanen näherten sich demnach in einem Auto mit hoher Geschwindigkeit dem Kontrollpunkt und hielten trotz wiederholter Aufforderung und Warnschüssen nicht an. Ebenfalls im Norden Afghanistans kamen am Montag zwei US-Soldaten und zwei Afghanen bei einem Selbstmordanschlag ums Leben. Bei Luftangriffen in Afghanistan und Pakistan wurden weitere Zivilisten und Aufständische getötet.

Der Wagen sei mit unverminderter Geschwindigkeit an mehreren Fahrzeugen vorbeigefahren, die vor dem Kontrollpunkt warteten, teilte die Bundeswehr in Kundus mit. Die Soldaten hätten daraufhin mit Maschinengewehren das Feuer eröffnet und den Kleinbus mit Schüssen in den Motorblock gestoppt, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Thomas Raabe, in Berlin. Dabei seien fünf Menschen verletzt worden. Die Auswertung des Vorfalls dauere noch an. Zwei Afghanen erlitten laut Bundeswehr schwere Verletzungen. Sie würden im deutschen Feldlazarett behandelt, sagte der Sprecher. (ND, 28.10.2008)



Die mit Abstand meisten getöteten Soldaten in Afghanistan wie in Irak gehörten der US-Armee an. Mit mehr als 620 Toten haben die USA fast zwei Drittel der Opfer unter den ausländischen Truppen am Hindukusch zu beklagen, gefolgt von Großbritannien (mehr als 120) und Kanada (etwa 100). Aus Deutschland kamen bisher 30 Soldaten beim Einsatz im Rahmen der Internationalen Schutztruppe ISAF ums Leben. Zuletzt waren am Montag vergangener Woche zwei Bundeswehr-Soldaten bei einem Selbstmordanschlag der Taliban getötet worden.

In Irak starben seit Beginn des Einsatzes im März 2003 mehr als 4500 Soldaten, über 90 Prozent davon waren US-Amerikaner. Die USA sind in Afghanistan wie in Irak der weitaus größte Truppensteller.

icasualties.org ist ein nach eigenen Angaben unabhängiger Internetdienst aus den USA, der die Opfer der internationalen Militäreinsätze in Afghanistan und in Irak protokolliert und dafür Medienberichte sowie Pressemitteilungen auswertet. icasualties.org registriert sowohl Gefechts- und Anschlagsopfer wie auch Tote bei Unfällen. (www.icasualties.org)

Unterdessen sind bei einem Luftangriff der US-geführten Koalitionstruppen in Afghanistan acht Zivilisten ums Leben gekommen. Die Bombardierung am Wochenende habe Rebellen im Bezirk Kara Bagha in der Provinz Ghasni gegolten, sagte ein örtlicher Polizeisprecher am Montag. Die Taliban-Rebellen hätten eine Gruppe Arbeiter angegriffen, die eine neue Straße in der Gegend bauten. Bei dem anschließenden Luftangriff seien dann acht Mitarbeiter einer privaten Straßenbaufirma getötet worden. Die Koalitionstruppen ordneten nach eigenen Angaben eine Untersuchung an.

In der zentralafghanischen Provinz Wardak haben die Taliban einen Hubschrauber der US-Armee abgeschossen. Niemand der zehnköpfigen Besatzung an Bord sei getötet worden, sagte am Montag ein US-Armeesprecher. Der Helikopter sei bei einem Schusswechsel zwischen der Besatzung in der Luft und Aufständischen am Boden von »feindlichem Feuer« aus Schusswaffen getroffen worden. Das Gefecht habe nach dem Abschuss des Hubschraubers angedauert. Ein Angehöriger der Taliban-Rebellen, der sich als Sprecher bezeichnete, behauptete hingegen, die Rebellen hätten den Helikopter mit einer Panzerfaust abgeschossen und alle Soldaten an Bord getötet.

* Aus: Neues Deutschland, 28. Oktober 2008


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