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Taliban töten auch mit erbeuteten US-Waffen

Rechnungshof der USA moniert Schwund

Von Susanne Härpfer *

87 000 bis 135 000 Waffen, die von den USA an Polizei und Armee Afghanistans geliefert wurden, sind verschwunden. Dies berichtete der Bundesrechnungshof (Government Accountability Office GAO) der USA.

Im Jahr 2009 fielen mehr als 300 Soldaten der internationalen Koalition in Afghanistan, darunter auch fünf Bundeswehrangehörige. Sie starben möglicherweise durch den Einsatz von Waffen, die von den USA geliefert wurden. Zwischen 2002 und 2008, so der Report des Bundesrechnungshofs (GAO) der USA vom Februar dieses Jahres, gaben die Vereinigten Staaten rund 16,5 Milliarden Dollar für die afghanischen Sicherheitskräfte aus. Sie lieferten für 120 Millionen Dollar Maschinengewehre, Panzerabwehrraketen und Kleinwaffen. Von denen seien jedoch bis zur Hälfte nicht mehr bei den regulären afghanischen Streitkräften. Stattdessen dürften sich diese Waffen nun auch gegen deutsche Bundeswehrsoldaten und Polizisten richten.

»Erschreckend« sei der Befund, kommentierte Rainer Arnold, Verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, den GAO-Bericht auf Anfrage. Dennoch stehe er nach wie vor zum Engagement in Afghanistan. Die internationalen Truppen seien »intensiv darum bemüht, Polizei und Streitkräfte auszubilden und auch auszurüsten. Zur Ausrüstung der afghanischen Sicherheitskräfte zählen auch westliche Waffen. Hier liegen mir aber keine Erkenntnisse vor, dass es zu größerem Missbrauch gekommen ist«, erklärte der Abgeordnete. Er forderte dazu auf, »das Verschwinden der US-amerikanischen Waffen« aufzuklären, und verlangte »Schutzmechanismen«, damit so etwas in Zukunft nicht mehr passieren könne. Allerdings hätten »deutsche Parlamentarier leider nur die Möglichkeit, bei unseren politischen Gesprächen immer wieder darauf hinzuweisen und unsere Position zu verdeutlichen«. Der Parlamentarier meinte, Afghanistan müsse in der Lage sein, selbst für seine Sicherheit zu sorgen.

In gewisser Weise geschieht dies auch. Nur anders als gedacht. Die Taliban nehmen die Waffen und damit deren Sicherheit in die Hand. Nach Angaben der US-amerikanischen Bundesrechnungsprüfer ist eine ganze Einheit von afghanischen Grenzpolizisten mit ihren Waffen und Fahrzeugen zum Feind übergelaufen.

Die GAO-Autoren reisten im August 2008 nach Afghanistan, um dort Repräsentanten der afghanischen Armee zu treffen und zwei der Waffendepots zu besuchen. Was sie fanden, war haarsträubend: »Nachtsichtgeräte, die in die falschen Hände geraten, sind gefährlich«, warnt Charles Michael Johnson, Direktor für Handel und Internationale Fragen. Doch die Afghanen konnten nicht ausschließen, dass sich diese Ausrüstung, die im Juli 2007 von den US-Streitkräften geliefert wurde, nicht bereits längst bei den Taliban befindet.

Überdies führt der Bericht an, »internationale Spender« hätten 135 000 Waffen nach Afghanistan geschickt. Von denen seien keine mehr in den Händen der regulären Streitkräfte. Ein weiterer Befund könnte auf die USA zurückfallen: 46 000 der Waffen hätten keine Seriennummern – ob diese allerdings bereits bei Lieferung fehlten oder alle nachträglich abgefeilt wurden, steht nicht in dem Report. Doch ob mit oder ohne Seriennummer: Auch die anderen Waffen seien einfach weg. »Man sei sehr besorgt«, so das bittere Fazit der Rechnungsprüfer.

* Aus: Neues Deutschland, 4. September 2009

Afghanistan Security: Corrective Actions Are Needed to Address Serious Accountability Concerns about Weapons Provided to Afghan National Security Forces

GAO-09-366T February 12, 2009 **

Summary

This testimony discusses the GAO report on accountability for small arms and light weapons that the United States has obtained and provided or intends to provide to the Afghan National Security Forces (ANSF)--the Afghan National Army and the Afghan National Police. Given the unstable security conditions in Afghanistan, the risk of loss and theft of these weapons is significant, which makes this hearing particularly timely. This testimony today focuses on (1) the types and quantities of weapons the Department of Defense (Defense) has obtained for ANSF, (2) whether Defense can account for the weapons it obtained for ANSF, and (3) the extent to which ANSF can properly safeguard and account for its weapons and other sensitive equipment.

During fiscal years 2002 through 2008, the United States spent approximately $16.5 billion to train and equip the Afghan army and police forces in order to transfer responsibility for the security of Afghanistan from the international community to the Afghan government. As part of this effort, Defense--through the U.S. Army and Navy--purchased over 242,000 small arms and light weapons, at a cost of about $120 million. These weapons include rifles, pistols, shotguns, machine guns, mortars, and launchers for grenades, rockets, and missiles. In addition, CSTC-A has reported that 21 other countries provided about 135,000 weapons for ANSF between June 2002 and June 2008, which they have valued at about $103 million. This brings the total number of weapons Defense reported obtaining for ANSF to over 375,000. The Combined Security Transition Command-Afghanistan (CSTC-A) in Kabul, which is a joint service, coalition organization under the command and control of Defense's U.S. Central Command is primarily responsible for training and equipping ANSF.3 As part of that responsibility, CSTC-A receives and stores weapons provided by the United States and other international donors and distributes them to ANSF units. In addition, CSTC-A is responsible for monitoring the use of U.S.-procured weapons and other sensitive equipment.

** Hier geht es zum ganzen Bericht: pdf-Datei (12 Seiten, englisch) [Externer Link]




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