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"Zunehmend schockiert, woran ich beteiligt war"

Gespräch. Mit Daniel Lücking. Über den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, deren Propagandarbeit vor Ort und an der »Heimatfront« sowie die Vertuschung möglicher Kriegsverbrechen *


Daniel Lücking, Jahrgang 1979, sah sich als Soldat einer Parlamentsarmee. Als Chefredakteur eines Radiosenders der Bundeswehr in Afghanistan sollte er dort Akzeptanz für deren Einsatz schaffen. Eines Tages erfuhr er, daß mindestens zwei afghanische Gefangene hingerichtet worden waren, nachdem die Bundeswehr sie den lokalen Behörden übergeben hatte.


Während Sie aufgewachsen sind, fanden die ersten Auslandseinsätze der Bundeswehr statt. Wie kamen Sie auf die Idee, sich als Zeitsoldat zu melden – dachten Sie damals an Kampfsituationen?

Kampfeinsätze waren Ende der 1990er Jahre kaum ein Thema, das war ja als Hilfseinsatz auf dem Balkan verkauft worden. Den Eindruck, daß es da um Kampfeinsätze geht, hatte ich nicht. Ich war auch erst skeptisch, ob das etwas für mich ist. Ich fing als Wehrpflichtiger an. Nachdem ich zwei, drei Monate Einblick hatte, was man von mir verlangt, habe ich mich für die unterste Laufbahn der Mannschaftssoldaten entschieden. Mir wurde gesagt, ich solle doch gleich in die Offizierslaufbahn gehen, weil ich Abitur hatte, aber ich fühlte mich dadurch noch nicht qualifiziert. Als ich dann in Mazedonien und im Kosovo gewesen bin, sah das für mich sinnvoll aus: Zwei verfeindete Kriegsparteien, die sich gegenseitig das Messer an die Kehle setzen, die Bundeswehr kommt, stellt sich dazwischen und sorgt für Ruhe. Deshalb habe ich mich für die Offizierslaufbahn verpflichtet.

Welchen Zugang hatten Sie vor Ihrer Bundeswehr-Zeit zur Politik – waren Sie als Jugendlicher politisch interessiert? Wurde in Ihrem Elternhaus darüber geredet?

Nein. Ich komme aus einem Haushalt, den man als Teil der Arbeiterklasse bezeichnen kann. Politik war kaum ein Thema, dafür wurde immer fleißig gearbeitet. Es waren auch noch nicht die Zeiten, in denen man sich Hintergrundwissen im Internet »ergoogeln« konnte. Das linkeste Blatt, das es bei uns zu Hause gab, war der Spiegel. Diskussionen fanden einfach nicht statt. Ich hatte auch als Jugendlicher nie schlechte Erfahrungen mit der Staatsgewalt, insofern kam das für mich als Job in Frage.

Wie empfanden Sie den politischen Unterricht bei der Bundeswehr?

Es wurden Themen behandelt, die das Recht und die Verantwortlichkeiten betrafen: Ich sah mich immer als Soldat, der im Dienst einer Parlamentsarmee steht. Im Auftrag von Politikern, die reflektiert entscheiden und gute Gründe haben, wenn sie Soldaten in den Auslandseinsatz schicken.

Wie wurden Sie landeskundlich auf die Auslandseinsätze vorbereitet?

Das war natürlich Teil der Einsatzvorausbildung. Man bekam schon einen Eindruck, was sich dort tat. Ich sah keinen Grund, das zu hinterfragen – auch, was ich an Ort und Stelle sah, führte die meiste Zeit nicht zum Hinterfragen.

Was führte dann doch dazu?

Das Schlüsselerlebnis kam nach meinen zehn Dienstjahren, kurz vor dem Ausscheiden, 2008 in Afghanistan. Nach einem Vorfall im Lager Marmal habe ich gesehen, daß das, was in der Presse landet, so komplett anders ist als das, was ich selbst dort erlebt habe. Da die Verhaftung von Angreifern plötzlich nicht auftauchte, habe ich nachgehakt. Der ganze Angriff, der da stattgefunden hatte, wurde in der Pressemeldung auf bundeswehr.de total heruntergespielt. Als ich das hinterfragte, nahm man das schon ernst, aber auf der nächsthöheren Ebene hieß es: Es ist so, wie es in der Pressemeldung steht. Punkt. Das führte dazu, daß ich mit einem ordentlichen Groll die Armee verließ. Es war klar, an so etwas möchte ich mich nicht mehr beteiligen. Denn es blieb mehr als nur ein ungutes Gefühl. Als ich dann später sah, wie der Bundestag über solche Dinge informiert wird, daß da noch mehr heruntergespielt wurde, daß von dem Erleben an diesem Tag, was ich vielleicht zu 80 Prozent nachvollziehen kann, nur 20 bis 25 Prozent ans Parlament gelangt sind – das ist keine Grundlage, auf der Abgeordnete beurteilen können, ob es in die richtige Richtung geht.

Wie war Ihr Erleben an diesem Tag?

Ich war auf dem Weg zum Mittagessen, als es zu einem Raketenangriff kam. Ich hörte die beiden Einschläge und Detonationen. Wenig später wurde Alarm ausgelöst, der bis in die Morgenstunden des nächsten Tages andauerte. Im Laufe des Nachmittags war draußen ein Feuergefecht zu hören. Es wurde vermehrt geschossen, ich hörte noch eine weitere Rakete. Gegen Abend habe ich dann meine afghanischen Mitarbeiter zum Tor begleitet. Es waren Kampfflugzeuge in der Luft. Als ich am Tor war, habe ich gesehen, daß wir einen Afghanen festgenommen hatten. Er wurde auf der Straße durchsucht. Es war klar erkennbar: Das ist keine normale Personenkontrolle. Augenscheinlich war es einer der Angreifer. Die Kontrollen finden normalerweise in einem Durchgangsbereich statt, der auch etwas sichtgeschützt ist. Da gehen die Leute rein, legen ihre Sachen ab, aber diese Person wurde auf der Fahrbahn kontrolliert, Bewaffnete standen drumherum. Das muß einer dieser mutmaßlichen Angreifer gewesen sein. Am nächsten Abend erfuhr ich dann von jemandem aus der Stabsabteilung mehr über den Umfang des Angriffs. Es war nicht die Rede von drei beziehungsweise zwei Raketen, wie es in der Pressemeldung stand, sondern von acht. Der Mann, mit dem ich sprach, wußte auch nicht, warum das so in die Pressemeldung der Bundeswehr gekommen war. Ein, zwei Tage darauf habe ich dann mit dem landeskundlichen Berater gesprochen, der den deutschen Kommandeur im Umgang mit der afghanischen Bevölkerung berät. Er fährt raus, verhandelt mit Gouverneuren, mit Kämpfern, mit Taliban. Und der sagt mir dann mal eben, ich solle mir keine Sorgen machen, das würden die nicht wieder tun – die seien einen Kopf kürzer gemacht worden.

Sie hatten nur einen Festgenommenen gesehen, er sprach aber von mehreren. Wissen Sie, von wie vielen?

Mindestens zwei, ich meine aber, wir haben damals über drei geredet. Das hat mich erst mal ziemlich hilflos zurückgelassen, schockiert. Ich fand es auch bedenklich, daß das nicht an die Presse ging. Als das dann in der Bundestagsinforma­tion, in der Unterrichtung des Parlaments, auch nicht zu finden war, nicht mal festgehalten: Okay, wir haben da jemanden festgenommen, an afghanische Behörden übergeben – und dann ist was mit denen passiert. Der landeskundliche Berater sagte mir, daß der lokale Gouverneur das veranlaßt hätte. Das hat mein Bild von der Bundeswehr ins Wanken gebracht. Damit war für mich klar: Eine Berufssoldatenlaufbahn kommt nicht in Frage. Mit dem Blick in die Unterrichtung des Parlaments fing meine Aufarbeitung an.

Welche Aufgaben hatten Sie zuvor in verschiedenen Auslandseinsätzen?

Im Kosovo selbst war ich als LKW-Fahrer eingesetzt, als solcher war ich gut ausgebildet und wußte, was ich zu tun hatte. Das lief auch während dieser sechs Monate ordentlich. Ich habe auch unter Druck, als es dann im März 2001 zu Angriffen auf das Camp in Tetovo kam und wir das Lager abbauen mußten, schon gesehen, daß ich in solchen Extremsituationen bestehen kann. Da dachte ich: Okay, das kann ich mir auch als Offizier vorstellen.

Im ISAF-Einsatz war ich für ein Zielgruppenradio verantwortlich, ein Programm für die afghanische Bevölkerung. Wir waren praktisch mit einem ganzen Medienunternehmen dort, betrieben von der Bundeswehr. Print, Radio, Video, Zielgruppenanalyse. Die Zielsetzung war, Akzeptanz für den Einsatz in der afghanischen Bevölkerung zu schaffen.

Wie waren die Mitarbeiter qualifiziert? Sie erwähnten in Ihrem Blog einen Crashkurs, den Sie im Alter von 26 Jahren bekommen hatten, um einen Radiosender zu leiten.

Genau. Die afghanischen Redakteure, mit denen ich arbeitete, waren zunächst in Kundus vor Ort gesucht worden. Sie konnten schreiben, konnten lesen und hatten Interesse an Medienarbeit. Sie sind dann im Zuge der Einstellung auch nach Deutschland geschickt worden, zur Deutschen Welle, um dort Praktika von vier bis sechs Wochen in der Redaktion für Dari und Paschtu zu absolvieren. In Afghanistan haben wir auch Medientrainings von Nichtregierungsorganisationen genutzt, die vor Ort waren, um die Redakteure weiterzubilden. Im Prinzip haben wir Journalisten ausgebildet, das war in der Anfangsphase auch nötig.

In welcher Sprache haben Sie kommuniziert?

Die Arbeitssprache war Englisch, das Programm lief in Dari und Paschtu. Ich selbst war als leitender Chefredakteur dafür verantwortlich, die englischen Übersetzungen zu kontrollieren, um weiterzumelden, was die Themen im Radio sind, sowie Kontrollübersetzungen in Deutschland einleiten zu lassen. Aber es gab da keine Beanstandungen. Was mir von den Redakteuren geschildert worden ist, hat auch so in den Beiträgen stattgefunden.

Hatten Sie irgendwelche journalistischen Vorkenntnisse?

Für mich war seit 2002 klar, daß ich auf der Redaktionsschiene arbeiten will. Kleinere Redaktionsarbeiten hatte ich auch schon erledigt. Aber daß ich als Chefredakteur eines Radiosenders nach Afghanistan gehe, habe ich letzlich erfahren, nachdem ich einen Crashkurs »redaktionelle Grundlagen«, nämlich Presserecht und Medienentwicklung, absolviert hatte – das war schon eher sehr rudimentär. Die generelle Vorbereitung auf den Radiojob waren sechs Wochen im Inland, wo ich lernte, wie ich einen Beitrag im Originalton baue. Der wesentliche Lehrgang »Zielgruppenhörfunk« fiel aus, weil zu wenig Leute da waren, die Bedarf hatten. Ich sagte dann: »Ich gehe aber in drei Monaten, ich bräuchte da schon eine Ausbildung.« Am Ende habe ich mich darauf eingelassen, weil mir mein Vorgänger versichert hat, länger zu bleiben, um mich einzuarbeiten. Das tat er dann drei Wochen lang.

Wie war das Arbeitsklima zwischen Deutschen und Afghanen bei Ihrem Sender – gab es Diskussionen?

Wir haben natürlich über die Programminhalte diskutiert. Meine Redakteure hätten gerne mehr den Finger in die Wunde gelegt, sie wollten auch mal über Aspekte wie Korruption berichten, über den Drogenhandel – aber das war eben nicht die Linie des Radiosenders. Wir hatten eine fest vorgegebene Themenlinie. Bei allen anderen Themen hieß es: Nein, das ist Sache der afghanischen Regierung, wir mischen uns nicht ein. Dazu zählten auch die Themen Korruption und Drogen, die in unserem Sektor nicht angegangen werden durften. Aber auch in Südafghanistan hat sich die ISAF überwiegend herausgehalten. So haben wir zum Beispiel über Waffeneinsammelaktionen berichtet. Ein weiteres großes Thema war der Wiederaufbau der Infrastruktur.

Wie haben Sie die weltweite Debatte über die in Dänemark veröffentlichten Mohammed-Karikaturen erlebt, wie dachten Ihre afghanischen Kollegen darüber?

Das ereilte uns im Februar 2006, quasi über Nacht. Die Welle der Empörung, die es damals in der islamischen Welt gab, schwappte vom Irak nach Afghanistan. Und plötzlich hatten wir Demonstrationen auf den Straßen, eine wütende Menschenmasse, die völlig zu Recht betroffen war, was den Umgang mit ihren religiösen Symbolen anging. Dann kam die Forderung meines Generals vor Ort: Machen Sie mal was mit dem Radio, Sie erreichen ja mehrere hunderttausend Leute. Machen Sie was, daß die Afghanen uns nicht die Lagertore einrennen.

Wie haben Sie es letztlich gelöst?

Wir haben zunächst darüber berichtet, daß Demonstrationen stattfinden, die diese Karikaturen verurteilen – einfach im nachrichtlichen Stil. Dazu haben wir den General vor Ort indirekt zitiert. Mit den Worten, er sei betroffen, daß das religiöse Empfinden der Menschen durch diese Karikaturen verletzt worden sei. Er spreche aber für seine Soldaten, wenn er sage: Wir achten Sitten und Gebräuche des Landes. Und daß er hofft, daß sich diese Karikaturen nicht auf die bisher gute Zusammenarbeit im Norden Afghanistans auswirken. Das haben wir mehrfach gesendet. An manchen Orten gab es weitere Demonstrationen und Angriffe auf Camps. Anfang Februar waren wir kurz davor, ein norwegisches Lager zu verlieren. Im Anschluß an eine Spontandemonstration hatte das Camp schon gebrannt, es flogen Handgranaten, zum Teil wurden sie falsch geworfen – Demonstranten sind deshalb in der Menge gestorben. Alles nur wegen dieser Karikaturen – das ist das einfachste redaktionelle Mittel, um wirklich jeden zu erreichen. Keiner muß lesen können, aber wenn er sieht: Das ist der Prophet, das verletzt unsere Religion, nimmt eben jemand, der nichts als seinen Glauben hat, die Waffe in die Hand und geht auf die Straße.

Wie dachten Ihre Kameraden darüber – konnten sie das auch nachvollziehen oder sahen viele eher verächtlich auf die Einheimischen herab?

Ich habe schon Leute erlebt, die zwar täglich mit Afghanen zusammengearbeitet haben, für die das aber eine Überwindung war. Da hieß es dann schon mal: »Deren Essen stinkt«; oder: »die riechen«. Manche hatten auch gar nicht auf dem Schirm, daß in diesem Land in sehr vielen Haushalten sanitäre Anlagen fehlen. Aber auch Vorurteile wie »dümmer«, »schlechter gebildet« oder »unfähig« habe ich gehört. Ich persönlich hatte dieses Problem nicht. Und das Glück, daß es im November 2005 noch möglich war, das Lager für eine Liveberichterstattung zu verlassen und abends bei den afghanischen Redakteuren zu essen.

Wie schätzen Sie den Prozentsatz der Bundeswehrsoldaten ein, die tatsächlich glauben, dort helfen zu können – und wie viele gehen eher der Bezahlung wegen in den Auslandseinsatz?

Das Geld ist natürlich immer ein Anreiz. Es werden hauptsächlich Menschen im Alter von 20 bis 30 in die Einsätze geschickt, die sich gerade etwas aufbauen. Aber je häufiger man im Einsatz ist, desto mehr tritt das Geld in den Hintergrund. In meinem Fall machte sich die Überlastung bemerkbar – die Abstände zwischen den Einsätzen wurden immer kürzer. Und was nützt mir Geld, wenn ich es irgendwo auf einem Konto liegen habe und meine Familie nicht sehe, meine Kinder nicht sehe und einen wichtigen Lebensabschnitt verpasse? Meine Ehe ist ja am Ende daran zerbrochen. Aber gleichzeitig war der Druck sehr groß, wieder in den Einsatz zu gehen. Es soll eigentlich die Regelung geben: Vier Monate Einsatz, 20 Monate Dienst im Inland. Ich kam auf insgesamt elf Monate Afghanistan, drei Einsätze in 34 Monaten. Das war definitiv zu viel in zu kurzen Abständen. Da fehlt Zeit zum Reflektieren. Das rächt sich irgendwann.

Bei Ihnen wurde inzwischen eine posttraumatische Belastungsstörung festgestellt. Spielt es nach Ihrer Einschätzung dabei eine Rolle, daß Sie den Sinn der Einsätze nicht mehr verstanden haben?

Es war das Gesamterleben. Aus jedem Einsatz nimmt man intensive Erfahrungen mit. In der Aufarbeitung verstand ich: Die hohe Anforderung, ein Programm zu machen, das verhindern sollte, daß uns die Afghanen das Lager einrennen und Soldaten sterben, hatte bei mir zu dem Umkehrschluß geführt: Wann immer Soldaten sterben, hat das irgendwas mit mir zu tun. Diese Überforderung führte bei mir in den Jahren danach zu Depressionen. Der Grund war mir anfangs gar nicht bewußt. Aber ich hatte jedes Mal, wenn Soldaten in Afghanistan fielen, eine ausgiebige Trauerphase, zum Teil mündete das in wochenlange depressive Schübe. Erst mit der Diagnose habe ich verstanden, daß es wohl eine zeitlich versetzte Reaktion auf diese Überlastung war. Im Rahmen der Aufarbeitung war ich zunehmend schockiert über das, woran ich beteiligt war. Im März 2013 merkte ich, daß ich nicht in der Lage war, mich so intensiv mit meiner Bachelor-Arbeit zu befassen, wie es nötig gewesen wäre. Ich war gedanklich nur noch mit dem Afghanistan-Thema befaßt und ging schließlich ins Bundeswehrkrankenhaus.

Hatten Sie keine Bedenken, daß im Bundeswehrkrankenhaus der politische Teil Ihrer Aufarbeitung, das Hinterfragen des Einsatzes, eher unerwünscht wäre?

Das kam mir relativ schnell unter. Inzwischen bin ich bei einer zivilen Therapeutin in Behandlung, im Sommer 2013 war ich stationär im Bundeswehrkrankenhaus. Es gab zwei gescheiterte Versuche, die Therapie anzutreten, weil es für mich ein Problem war, vier Wochen voll stationär behandelt zu werden. Ich war kurz davor, kein Einkommen mehr zu haben. Ich mußte auch mehrfach nachfragen, bevor ich auf die mir zustehende Unterstützung hingewiesen wurde. Letztlich ging ich aus der Not heraus in die Therapie, ich dachte, nach sechs Wochen bricht sowieso die Welt über mir zusammen. Der Sozialdienst der Bundeswehr empfahl mir, Hartz IV zu beantragen, dann hätte ich aber meines Wissens nicht weiter studieren dürfen. Nur durch Leserreaktionen auf meinen Blog erfuhr ich von einem Paragraphen im Soldatenversorgungsgesetz, der bei einer Erkrankung greift: Auf Antrag kann die Berufsförderung verlängert und das Einkommen gesichert werden.

Auf welchem Stand ist Ihre politische Aufarbeitung des Erlebten, speziell in Marmal?

Aufgrund meiner Schilderung der Festnahme in Marmal stellten Abgeordnete der Fraktion Die Linke im Jahr 2013 eine kleine Anfrage. Die Antwort der Bundesregierung ist allerdings eingestuft – sie zu veröffentlichen, wäre ein Verstoß gegen die Geheimhaltungsvorschriften des Bundestags. Die Forderung, diese Einstufung aufzuheben, hat auch Linksfraktionschef Gregor Gysi in einer Antwort auf meinen offenen Brief1 unterstützt.

Interview: Claudia Wangerin

* Aus: junge Welt, Samstag 19. April 2014


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