Kindersoldaten in Schwarzafrika
Viele Länder betroffen
Die Coalition to Stop the Use of Child Soldiers nimmt an, dass in ganz Afrika mehr als 120.000 Kinder unter
18 Jahren derzeit an bewaffneten Konflikten teilnehmen, manche nicht älter als 7 oder 8 Jahre alt. In den
vergangenen Jahren waren die am stärksten betroffenen Staaten Angola, Burundi, Kongo-Brazzaville, die
Demokratische Republik Kongo (DRC), Äthiopien, Liberia, Ruanda, Sierra Leone, Sudan und Uganda.
Burundi und Ruanda haben die niedrigsten offiziellen Rekrutierungsalter auf dem afrikanischen Kontinent, man
geht von 15 oder 16 Jahren für Freiwillige aus.
Die übergroße Mehrheit der afrikanischen Staaten haben in Übereinstimmung mit der afrikanischen Charta des
Kindes das Rekrutierungsalter sowohl für Wehrpflichtige wie auch Freiwillige auf 18 Jahre festgelegt, allerdings
werden in zu vielen Fällen diese Gesetze in der Praxis nicht angewendet. Auf Grund des Fehlens systematischer
Geburtsregister in vielen Ländern ist es unvermeidlich, dass jüngere Kinder selbst dann eingezogen werden,
wenn es den Willen gibt, dies zu vermeiden. Einige Länder wie Uganda und Tschad scheinen Rekruten unter
18 Jahren zu akzeptieren, wenn die Einwilligung der Eltern vorliegt; andere, z.B. Botswana, Kenia und Sambia
erlauben die Rekrutierung von Kindern, "die augenscheinlich 18 Jahre alt sind". Einige Länder, unter ihnen
Südafrika und Mosambik, erlauben eine Senkung des Rekrutierungsalters in Kriegszeiten oder bei nationalem
Notstand; Angola hat das Wehrpflichtalter seit 1993 mehrmals gesenkt, derzeit liegt es bei 17 Jahren.
Selbst in Streitkräften, die dem Anschein nach bereit sind, Rekrutierungsregelungen zu respektieren, öffnet die
Einrichtung von regierungsunterstützten Milizen die Schleusentore für die Rekrutierung von Kindersoldaten. Bis
zu 30 Prozent der von der Regierung unterstützten "Citizens Defence Forces" bestehen in manchen Gegenden
aus Kindern zwischen 7 und 14, obwohl die Regierung das Gegenteil behauptet. UN- Repräsentanten
berichten, dass die Kinder nicht länger zur Überwachung von checkpoints eingesetzt werden, sondern im
Busch verborgen sind. Während des Bürgerkriegs von 1998-1999 hatten die Regierungsmilizen in
Kongo-Brazzaville eine große Zahl Teenager in ihren Einheiten, ihnen werden in großem Ausmaß
Menschenrechtsverletzungen zur Last gelegt. In manchen Länder, wie Burundi und Ruanda, dienen
Militärschulen als Hintereingang für die Rekrutierung von Zehntausenden von Kindern. In einigen Fällen ist es
schwierig, zwischen traditionellen Initiationsriten zum Erwachsensein und Rekrutierung zu unterscheiden, dies
betrifft vor allen junge Männer. Beispielsweise werden in Sierra Leone junge Männer in traditionelle
Jagdgemeinschaften aufgenommen, die integraler Bestandteil der Zivilverteidigungsmilizen geworden sind.
Einige Länder haben Kinder über Grenzen hinweg angeworben - es gibt Berichte über 2000 namibische
Kinder, die in der Grenzregion durch bewaffnete angolanische Kräfte rekrutiert wurden; ugandische und
ruandische Streitkräfte wurden bei der Rekrutierung von Kindern für Milizen identifiziert, die beide Staaten im
kongolesischen Bürgerkrieg unterstützten; kenianische Straßenkinder wurden für den gleichen Konflikt durch
burundische Hutumilizen angeworben; ruandische Truppen rekrutierten in Nachbarländern für Kampfeinsätze
im Kongo wie auch in Burundi.
In ganz Afrika haben bewaffnete Gruppen in ungeheuerlicher Weise Kinder rekrutiert und in den Kampf
geschickt. Obwohl einige dieser Gruppen, etwa die angolanische UNITA, öffentlich die Einstellung solcher
Missbräuche erklärten, haben sie sich in der Praxis darüber hinweg gesetzt. Andere haben nie solche
Versprechungen abgegeben. Oppositionelle Streitkräfte in Sierra Leone, z.B. die Revolutionäre Einheitsfront
(RUF) und der Bewaffnete revolutionäre Rat (AFRC) zwangen Kinder ab dem Alter von sieben Jahren zum
Kampf in einem Bürgerkrieg, der durch die schändlichsten Menschenrechtsverletzungen charakterisiert ist. In
Uganda verschleppte die LRA systematisch Kinder aus ihren Schulen, Gemeinschaften und Häusern in Lager
im Sudan, sie wurden gezwungen, Grausamkeiten zu begehen und zu sexuellen Sklaven gemacht. Kinder, die
zu fliehen versuchten, Widerstand leisteten, nicht Schritt halten konnten oder erkrankten wurden getötet. Es
wird berichtet, dass mehr als 3000 Kinder zusammen mit der UNITA kämpfen, viele von ihnen sind
zwangsrekrutiert (manche aus dem benachbarten Namibia); junge Mädchen ab 13 Jahren sind gezwungen als
Träger und Konkubinen zu dienen.
Aus: Zusammenfassung des "Globalen Berichts über Kindersoldaten 2001"
in der Übersetzung durch terre des hommes.
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