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Afrikas Luftverkehr wird lukrativer

Probleme bereiten aber teilweise noch veraltete Flughäfen und die mangelnde Flugsicherheit

Von Armin Osmanovic, Johannesburg *

Afrikas Wirtschaft trotzt bislang der Krise in Europa. Das zeigt sich auch im zunehmenden Luftverkehr.

Für die nächsten Jahre rechnen der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank weiter mit hohen Wachstumsraten von sechs Prozent und mehr für die Staaten südlich der Sahara. Unter den zehn wachstumsstärksten Staaten der Welt liegen denn auch sieben in Afrika: Äthiopien, Mosambik, Tansania, Rep. Kongo, Ghana, Sambia und Nigeria. Dieser Aufschwung hat Konsequenzen. So spiegelt sich Ugandas neuer Ölreichtum auch im Verkehrsaufkommen des 2007 modernisierten Flughafens Entebbe wider, der nun von British Airways, KLM, Gulf Air, Emirates, Turkish Airlines und Qatar Airways angeflogen wird. Jährlich steigen hier eine Million Menschen ein und aus.

Um sechs Prozent pro Jahr soll der Luftverkehr in Afrika bis 2025 wachsen. Zum Vergleich: Für Europa rechnet man mit einem jährlichen Zuwachs von 3,5 Prozent und in Nordamerika mit nur 2,7 Prozent Wachstum. Europas führende Fluggesellschaften wie Lufthansa und Air France-KLM bauen angesichts dieser Perspektiven ihr Afrikageschäft weiter aus. Lufthansa, Europas größte Airline, konzentriert sich dabei stark auf die ölreichen Regionen im Westen des Kontinents. Bislang unterhält die deutsche Fluggesellschaft neben mehreren täglichen Flugverbindungen nach Südafrika und Nigeria Flüge nach Angola, Äquatorialguinea und Gabun an. Daneben bieten die Lufthansatöchter SWISS und Brussels Airlines weitere Flüge in Länder wie Kamerun, Elfenbeinküste und Äthiopien.

Air France-KLM bleibt von den außerafrikanischen Fluggesellschaften gemessen am Passagieraufkommen und Umsatz weiter die Nummer eins in Afrika. Neben den Europäern haben auch die Fluggesellschaften der Golfländer wie Emirates, Etihad und Qatar Airways ein Auge auf Afrika geworfen. So baut die weltweit stark wachsende Fluggesellschaft Emirates ihr Geschäft in Afrika aus. 2011 wuchs das Geschäft um fast 18 Prozent. Das Unternehmen bietet über sein Drehkreuz Dubai 18 Ziele in Afrika und exzellente Verbindungen nach Asien an.

Asien ist mit 25 Prozent nach Europa (36 Prozent) Afrikas zweitgrößter Handelspartner. Vor vier Jahren machte Asiens Anteil hier nur 20 Prozent aus. Europas Handel mit Afrika entsprach damals noch 41 Prozent. Im Februar eröffnet Emirates zwei neue Strecken nach Lusaka und Harare. Um das stark wachsende Passagieraufkommen zu bewältigen, setzt die Fluggesellschaft des Golfemirats nun als dritte Airline, nach Air France und Lufthansa, auf der Strecke nach Johannesburg das größte Passagierflugzeug der Welt, den A 380, ein. Und auch Turkish Airlines fliegt Afrika öfters an. Nicht zuletzt um die wachsende Zahl an türkischen Geschäftsleuten, die Afrikas Bauboom anzieht, zu transportieren.

Schwach vertreten sind auf dem Kontinent bislang Chinas Fluggesellschaften. Von den drei größten chinesischen Fluggesellschaften fliegt bislang nur China Southern direkt ein Ziel in Afrika an – Luanda, die Hauptstadt Angolas, Chinas wichtigster Ölpartner in Afrika.

Afrikas Fluggesellschaften setzen ihrerseits auf Wachstum. Die größte Fluggesellschaft des Kontinents ist South African Airways (SAA). Südafrikas staatliche Fluggesellschaft baut ihr Streckennetz aus. Seit September 2011 fliegt SAA mehrmals in der Woche nach Peking. Die wichtigsten internationalen Ziele sind mit Abstand London mit 14 Flügen pro Woche vor Sao Paulo (11) und Frankfurt (7). Neben der südafrikanischen Fluggesellschaft spielen Kenya Airways, an der Air-France-KLM beteiligt ist, Ethiopien Airlines und die angolanische TAAG eine Rolle, im ansonsten von nicht-afrikanischen Fluggesellschaften dominierten Luftverkehr.

Behindert wird das Wachstum des Luftverkehrs in Afrika von veralteten Flughäfen und Problemen der Flugsicherheit. 14 afrikanische Fluggesellschaften sind derzeit auf der schwarzen Liste der EU – zuletzt kam die mosambikische Gesellschaft LAM hinzu. Im weltweiten Vergleich kommt es zu einem Unfall auf 1,6 Millionen Flüge. In Afrika ist es jedoch ein Unfall auf 135 000 Flüge.

* Aus: neues deutschland, 18. Januar 2012


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