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Zurück nach Afrika

US-Außenministerin Clinton besuchte sieben Staaten in elf Tagen

Von Gerd Schumann *

Auftrag erfüllt!, wird Hillary Clinton in Washington melden können, wenn sie von ihrer elftägigen Reise durch das subsaharische Afrika zurückkehrt. Aus Liberia kommend, traf die US-Außenministerin am Freitag auf ihrer siebenten und letzten Station in Praia vor der Westküste des Kontinents mit der kapverdischen Staatsführung zusammen - ein Zwischenstopp auf dem Rückflug, zum Auftanken geeignet. Inhaltliches wurde nicht bekannt.

Zu Beginn ihrer Reise in Nairobi, Clintons einzigem ostafrikanischen Ziel, hatte sie sich als Mahnerin für eine Politik des »good governance« präsentiert und die Regierungen des afrikanischen Kontinents aufgefordert, gegen Korruption und Günstlingswirtschaft vorzugehen: der erhobene Zeigefinger als Markenzeichen einer neokolonialen Attitüde, die in Wirklichkeit von allem anderen geprägt ist, nur nicht von Moral. Vernachlässigbar also. Wie auch weitere spektakuläre Auftritte der Außenministerin: Ihr folkloristisches Tänzchen mit Einheimischen in Kenia, ihre Demokratie-Mahnungen, die sie an Simbabwe von Südafrika aus richtete, und ihr Wutausbruch in der Demokratischen Republik Kongo. Dort war sie gefragt worden, was denn William Clinton zum Handelsabkommen zwischen Kinshasa und Peking halte. Sie konterte: »Mein Mann ist nicht Außenminister. Ich bin das!«

Alles Randepisoden, für die Galerie gedacht, um Pluspunkte zu sammeln: Hauptaufgabe der neuen US-Außenpolitik muß sein, die von George W. Bush angerichteten Imageschäden nach und nach zu beheben, um politisch, diplomatisch, ökonomisch und auch militärisch die Interessen des US-Imperialismus effektiver vertreten zu können. In Afrika heißt das vor allem: den Zugriff auf die ungeheuren Rohstoffschätze erweitern. Das betrifft in erster Linie die Ölreserven Angolas - von dort beziehen die USA sieben Prozent ihrer Einfuhren - und Nigerias: Lagos soll bis 2015 zwanzig Prozent der US-Ölimporte liefern. Es geht aber auch um die hochwertigen Schätze im Ostkongo, Liberia - und natürlich Südafrika, des politischen wie ökonomischen Schwergewichts Schwarzafrikas.

Genannte Stationen graste Hillary Clinton allesamt ab. Mit welchen Ergebnissen, wird vorerst nicht öffentlich werden. Hinter verschlossenen Türen verhandelten die 300 Fachleute aus Wirtschaft, Politik, Armee, die die Chefin des Außenamts begleiteten, die Kernfragen. Dazu gehört auch das zukünftige militärische Engagament - unter Bush fand Washington kein Land, das bereit gewesen wäre, die US-Kommandozentrale Africom aufzunehmen. Dazu gehören Waffenlieferungen und Armeeausbilder für Somalia. Überhaupt, so wurde bekannt, spielte die vielfältige US-Rüstungspalette eine große Rolle.

Letztlich stand die Clinton-Reise grundsätzlich unter der Washington bedrückenden Frage: Wie können wir Chinas Einfluß in Afrika zurückdrängen? Und ebenso die vielfältigen Süd-Süd-Kooperationen, die als Reaktion auf Bushs Anmaßungen entstanden und weiterhin wachsen. Hillary Clinton formulierte ihren klaren Anspruch: »Was andere in Afrika machen, interessiert uns weniger, als das, was wir hier machen wollen.«

Verlorenen Boden gutmachen - die Voraussetzungen, die enorme Power der Supermacht USA in Afrika besser zu plazieren, sind günstig. Erst recht mit einem Präsidenten, der von sich selber sagt, er trage »das Blut Afrikas« in sich. »Die Zukunft Afrikas gehört den Afrikanern«, hatte Obama im Juli in Ghana publikumswirksam verkündet. Von dort aus waren zu Kolonialzeiten die Abermillionen Sklaven nach Übersee verschleppt worden. Mit Obama zurück nach Afrika also. Hillary Clinton war da und punktete. Auftrag erfüllt.

* Aus: junge Welt, 15. August 2009


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