Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Chronik des Grauens

Opfer der Gewalt

Januar 1992
Die Islamische Heilsfront (FIS) siegt bei den Parlamentswahlen, doch werden ihre Mandate durch die Armee annulliert und Tausende FIS-Mitglieder festgenommen.

April bis Juli 1992
Das Verbot der FIS löst eine Attentatswelle aus, der in verschiedenen Städten Algeriens mehr als 400 Menschen zum Opfer fallen. Es bildet sich die Armée Islamique du Salut (AIS) als bewaffneter Arm des FIS - später kommt als weiterer Guerilla-Verband der Groupe Islamique Armé (GIA) hinzu.

Mai 1993
Mit der Ermordung des Schriftstellers Tahar Djahout geraten zunehmend Intellektuelle ins Visier der islamistischen Guerilla. Zugleich deuten Erklärungen daraufhin, dass auch auf Ausländer keine Rücksicht mehr genommen wird.

Januar 1995
Erstmals wird ein Sprengstoffanschlag direkt im Zentrum von Algier verübt - es gibt 42 Tote und 286 Verletzte.

Mai 1996
Eine Guerilla-Gruppe des GIA gibt die Ermordung von sieben französischen Trappistenmönchen bekannt.

Januar/Februar 1997
Im »Dreieck des Todes« zwischen Baraki, Bouira und Tizi südwestlich von Algier überfallen Terrorkommandos Nacht für Nacht Dörfer, in denen die männlichen Bewohner entführt oder sofort umgebracht werden. Bei einem Massaker in der Region Medea sterben 48 Bauern.

Dezember 1997
In Relizane werden zu Beginn des Ramadans 412 Dorfbewohner getötet. Nach inoffiziellen Angaben hat der islamistische Terror seit 1992 75.000 Menschenleben gefordert - über 450.000 Algerier sollen das Land verlassen haben.

Januar 1998
Ein Blutbad in der Gemeinde Sidi Hammed fordert 430 Menschenleben.

April 1999
Der zum neuen Präsidenten Algeriens gewählte Abdelaziz Bouteflika verkündet sein »Programm der nationalen Versöhnung«, das eine Amnestie für alle islamistischen Extremisten vorsieht, die bis Januar 2000 die Waffen abgeben und sich von den Behörden registrieren lassen. Obwohl viele Moslemkämpfer das Angebot annehmen, vermindert das den Terror nicht. Allein zwischen Januar und August dieses Jahres werden mehr als 1.300 Menschen getötet. Die Gesamtzahl der Opfer liegt Schätzungen zufolge bei mehr als 100.000.

Aus: Freitag, 15. September 2000

Zurück zur Algerien-Seite

Zurück zur Seite "Regionen"

Zurück zur Homepage