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London militarisiert Südatlantik

Argentinien bringt Konflikt um die Malwinen vor die UNO *

Argentinien bringt den Streit um die Inselgruppe der Malwinen (Falkland Islands) vor den UN-Sicherheitsrat und die Generalversammlung der Vereinten Nationen. Das kündigte Präsidentin Cristina Fernández am Dienstag (7. Feb.) in Buenos Aires an. Die Beschwerde des südamerikanischen Landes richtet sich gegen eine »Militarisierung« des Südatlantiks durch Großbritannien. Mit der Entsendung eines modernen Kriegsschiffes in die Region sei London erneut dabei, die Lage in der Region zuzuspitzen, kritisierte Fernández bei einer Veranstaltung in Buenos Aires. Die Tatsache, daß es auf der Welt noch immer 16 koloniale Enklaven gäbe, sei ein Anachronismus, erklärte die Präsidentin, und wies darauf hin, daß zehn dieser Gebiete von London beherrscht werden.

Spekulationen, daß Argentinien 30 Jahre nach der militärischen Besetzung der Inselgruppe durch Truppen der damaligen Militärjunta erneut auf ein militärisches Abenteuer setzen könnte, erteilte Fernández eine klare Absage. »Niemand sollte von uns Gesten außerhalb der Politik und außerhalb der Diplomatie erwarten«, unterstrich sie. Vom argentinischen Anspruch auf die Malwinen rückte sie jedoch nicht ab. Diese gehörten »aus historischen, geographischen und sogar zoologischen Gründen« zu Argentinien.

Der Vorstoß des südamerikanischen Landes beim UN-Sicherheitsrat hat kaum mehr als symbolische Bedeutung, da Großbritannien jede Entscheidung, die seinen Positionen zuwiderlaufen würde, durch sein Veto blockieren könnte. Die Regierung in London lehnte am Mittwoch Gespräche mit Buenos Aires erneut ab. Die Zugehörigkeit der Inseln zu Großbritannien sei nicht verhandelbar. »Die Menschen auf den Falklandinseln sind Briten aufgrund ihrer eigenen Entscheidung,« sagte eine Sprecherin. Außerdem betonte sie, daß die von Fernández ebenfalls kritisierte Entsendung von Prinz William als Hubschrauberpilot der Royal Air Force auf die Malwinen Routine sei. Die argentinische Präsidentin hatte gesagt, »wir hätten ihn lieber als Zivilisten gesehen und nicht in einer Militäruniform«.

Am 2. April 1982 hatten argentinische Truppen die seit 1833 von Großbritannien beherrschte Inselgruppe angegriffen. In diesem 74 Tage dauernden Krieg starben etwa 650 Argentinier und rund 250 Briten.

* Aus: junge Welt, 9. Februar 2012


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