Mehr Kohle aus der Arktis
Norwegische Regierung beschloss Neuerschließung auf Spitzbergen
Von Andreas Knudsen *
Svalbard (Spitzbergen) gehört zwar
zu Norwegen, doch aufgrund des Pariser
Vertrages von 1920 dürfen alle
Vertragsstaaten dort Bodenschätze
ausbeuten. Tat das seit Langem nur
noch Russland, so will nun auch Norwegen
seinen Kohleabbau ausbauen.
Lunckefjell liegt in der Nähe des
Bergwerkes Svea Nord in der Mitte
der Insel Spitzbergen und enthält
schätzungsweise 8,2 Millionen
Tonnen Steinkohle, die im Verlauf
von vier bis fünf Jahren abgebaut
werden sollen. Die norwegische
Regierung beschloss unlängst, in
die Erschließung des neuen Bergwerkes
zu investieren. In diesem
Sommer wird zunächst eine Straße
gebaut, um Anschluss an die existierende
Infrastruktur zu bekommen.
Greenpeace hat in den vergangenen
Monaten mehrfach gegen
die Pläne protestiert, weil die Organisation
Beeinträchtigungen des
in unmittelbarer Nähe liegenden
Nordenskjöld-Nationalparks erwartet.
Die norwegische Regierung
betont in ihrer Betriebserlaubnis,
dass die Förderung gemäß »Best
Practice« nach den strengsten
Umweltschutzbestimmungen
durchgeführt werde. Diese wurden
nach einem monatelangen Brand
im russischen Bergwerk Barentsburg
2011 verschärft. So müssen
künftig nach Beendigung des Betriebes
alle Anlagen wieder abgebaut
werden.
Die Bergbaugesellschaft Store
Norske plant mittelfristig die Eröffnung
weiterer Schächte in der
Nähe, um nach Stilllegung ausgebeuteter
Schächte die Kohleproduktion
aufrechtzuerhalten. Store
Norske ist zu 99,4 Prozent in
Staatseigentum. Für die norwegische
Regierung geht es nicht nur
um die Arbeitsplätze der Bergleute.
Wie im Weißbuch der Regierung
nachzulesen, sollen über den
Grubenbetrieb hinaus so weitere
wirtschaftliche Aktivitäten entstehen.
Der Kohlebergbau ist seit 1916
der größte Arbeitgeber auf der Inselgruppe.
Er wurde auch als politisches
Argument benutzt, um zu
belegen, dass Norwegen die wirtschaftliche
Entwicklung im Svalbard-
Archipel voranbringt. Im Pariser
Vertrag von 1920 hatte Norwegen
die Souveränität zugesprochen
bekommen, jedoch mit dem
Zusatz, dass alle Signatarstaaten,
darunter auch Deutschland,
gleichberechtigt ökonomisch aktiv
werden können. Russland ist seit
Jahrzehnten das einzige Land, das
aus strategischen Gründen von
diesem Recht Gebrauch macht.
Auch Russland plant die Neueröffnung
einer Grube für das kommende
Jahr.
Für Norwegen wie auch für
Russland war der Bergbau in den
letzten Jahrzenten wenig rentabel.
Durch steigende Kohlepreise ändert
sich das derzeit. Für die Grube
Lunckefjell wird erwartet, dass der
Betrieb ökonomisch vertretbar
sein wird, wenn sich der Weltmarktpreis
so weiterentwickelt.
Store Norske arbeitet nach eigenen
Angaben an Rationalisierungen,
um künftig ohne staatliche Zu-
Kohleabbau auf Spitzbergen Foto: Store Norske Spitsbergen Kulkompani AS schüsse auszukommen.
* Aus: neues deutschland, Montag, 30. April 2012
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