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Asien wappnet sich

Klimawandel bedroht Millionenstädte / China will CO2 reduzieren

Von Georg Ackermann, Singapur *

Die asiatischen und pazifischen Länder wollen gemeinsam gegen den Klimawandel und seine Folgen vorgehen. Erste Beschlüsse wurden bereits gefasst. China als größter Emittent von Treibhausgasen plant erstmals, seinen Kohlendioxidausstoß zu verringern.

»Mega-Stress für Mega-Citys« lautet der letzte Bericht der Umweltschutzorganisation WWF zum Thema Klimawandel. Der dramatische Appell richtet sich vor allem an die asiatischen Staatschefs, die sich an diesem Wochenende in Singapur zum APEC-Gipfel treffen. »Brennpunkte wie Dhaka in Bangladesch, Manila und Jakarta brauchen dringend Hilfe von außen«, heißt es in dem Bericht.

Es seien vor allem die Küstenstädte, die in Gefahr seien. Stürme und Fluten könnten hier enorme Schäden anrichten, wegen der gewaltigen Menschenmassen, die sich in den Zentren ballen, und deren geringer Möglichkeiten, sich vor Naturkatastrophen zu schützen. »Asien verstädtert sich rasend und wir sind daher sicher, dass die Ballungsräume die entscheidenden Schlachtfelder im Kampf gegen den Klimawandel sein werden«, sagt Kim Carstensen, Leiter der WWF-Klimainitiative.

In geringerem Maße seien auch andere Millionenstädte wie Kalkutta (Indien), Phnom Penh (Kambodscha), Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam), Bangkok (Thailand), Kuala Lumpur (Malaysia), aber auch bereits entwickelte wie Hong Kong und Singapur betroffen. Wären aber letztere in der Lage, die nötigen Vorkehrungen selbst zu bezahlen, so sind die Schwellenländer laut WWF auf finanzielle Hilfen und technische Kooperation angewiesen.

Diese könnten von der Regionalmacht China, aber auch von den USA kommen. China versprach den im ASEAN-Bund vereinigten Staaten Südostasiens bereits umgerechnet zehn Milliarden Euro an Krediten und den Aufbau eines Entwicklungsfonds. US-Präsident Barack Obama wird sich am Sonntag in Singapur mit den ASEAN-Staatschefs zusammensetzen, um über ein stärkeres Engagement seines Landes in der Region zu diskutieren.

Obwohl beim Treffen der Pazifik-Anrainerstaaten in erster Linie der Abbau von Handelsschranken und Zöllen im Mittelpunkt stehen wird, bietet der APEC-Gipfel an diesem Wochenende auch noch einmal die Gelegenheit, die Positionen für die Weltklimakonferenz in Kopenhagen im Dezember abzustimmen. Erste Vereinbarungen in Sachen Klimaschutz wurden am Donnerstag von der APEC-Ministerversammlung getroffen. »Der verbesserte Zugang zu umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen, die Verbesserung der Energieeffizienz und eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und -wiederaufforstung sind Teil unserer Agenda«, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.

Am Donnerstag (12. Nov.) wurde außerdem bekannt, dass sich China erstmals auf ein Klimaziel festlegen will. Wie die Zeitung »China Daily« erfahren hat, schlägt eine hochrangige Kommission aus Klimaexperten eine Reduzierung des Kohlenstoffausstoßes um vier bis fünf Prozent jährlich vor. Die Maßnahme soll keinen negativen Einfluss auf das Wachstum haben und wird voraussichtlich Teil des neuen Fünfjahresplans sein, der 2011 in Kraft tritt.

»Bis 2030 soll die Hälfte der Nachfrage durch kohlenstoffarme Energieformen gedeckt werden und bis 2050 sollen sämtliche Energien sauber sein«, heißt es in dem Vorschlag, der am Freitag an Ministerpräsident Wen Jiabao übergeben wird. Auch eine CO2-Steuer wird in dem Papier diskutiert. »China muss bis 2020 eine Kohlendioxid-Steuer einführen. Ansonsten wird es zu spät sein, um das Klimaziel zu erreichen.«

Der WWF erwartet bis 2050 einen Anstieg des Meeresspiegels im Perlflussdelta von 40 bis 60 Zentimetern. Das Überflutungsrisiko im Küstenbereich des Gebiets, in dem fast 60 Millionen Menschen leben, würde sich dadurch versechsfachen.

* Aus: Neues Deutschland, 13. November 2009


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