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Brand von Armee verursacht?

Australische Behörden warnen vor riesiger Feuerfront unweit von Sydney

Von Thomas Berger *

Drei große Brände westlich der Metropole Sydney könnten sich nach Aussage der australischen Behörden zu einem Riesenfeuer vereinigen und damit die Evakuierung von Urlauberzentren nötig machen. Die Feuer in den Blue Mountains gefährdeten touristische Regionen wie Leura und Katoomba, hieß es am Montag. Seit dem Beginn der Brände vergangene Woche wurden bereits mehr als 200 Gebäude zerstört, ein Mensch kam ums Leben. Es handelt sich um einen 63jährigen Mann, der bei Brandschutzmaßnahmen für sein Grundstück offenbar einen Herzstillstand erlitt. Die rund 65 Feuer haben mittlerweile mehr als 100000 Hektar Land niedergebrannt.

Ein australischer Militärsprecher erklärte am Samstag, man habe interne Untersuchungen eingeleitet, ob eine Übung am vergangenen Mittwoch bei Lithgow, als auch Sprengstoff zum Einsatz kam, mit einem dort ausgebrochenen Waldbrand in direktem Zusammenhang steht. Während bis zur Klärung des Sachverhalts noch einige Tage verstreichen dürften, ist die ländliche Feuerwehr im Großraum Sydney weiter mit allen verfügbaren Kräften sowie freiwilligen Helfern aus etlichen Orten im Dauereinsatz. Schon zu Monatsbeginn hatte es bei einer ungewöhnlichen Hitzewelle mit Tagestemperaturen von bis zu 39 Grad statt der üblichen 20 bis 25 etliche Buschfeuer rund um die größte Metropole Down Unders gegeben. Bei einem Brand im innerstädtischen Gebiet waren auf einem Parkplatz 47 Fahrzeuge zerstört worden.

Was seit Mitte voriger Woche bedrohte Anwohner und professionelle Brandschützer gleichermaßen in Atem hält, ist die schlimmste Situation seit wenigstens zehn Jahren, wie der zuständige Feuerwehrchef Shane Fitzsimmons am Freitag einräumte. Am Wochenende ergänzte er, daß bei einigen der größeren Brände die Löscharbeiten voraussichtlich mehrere Wochen in Anspruch nehmen würden. Manchmal sind es nur abgeschlossene kleinere Grünflächen, wo ein Brand ausgebrochen ist. In manchen Fällen stehen aber etliche tausend Hektar in Flammen. Gerade im Fall des Feuers bei Lithgow sollen inzwischen 30000 Hektar betroffen sein.

Die ständig aktualisierte Karte der Feuerwehr zeigt: Das Problemgebiet erstreckt sich von der Gegend um Wollongong (90 Kilometer südlich von Sydney) über die Blue Mountains (80 bis 100 Kilometer westlich) bis jenseits von Newcastle (170 bis 200 Kilometer nördlich). Gerade am vergangenen Freitag verdichtete sich der Qualm etlicher stadtnaher Brandherde zu einer riesigen dunklen Wolke, die als bedrohliches Naturschauspiel stundenlang über der Metropole hing, die Sonne zeitweise nur ein schwacher rötlicher Punkt in der mal braunen, mal schwarzgrauen Wand.

Neben riesigen Waldflächen sind inzwischen auch mindestens 208 Häuser den Flammen zum Opfer gefallen, manche Einwohner gerade von Orten in den Blue Mountains konnten nur mit Mühe das nackte Leben retten. Ein Krankenhaus mußte evakuiert werden, Kinder einer Schule wurden von den Lehrern in Sicherheit gebracht. Eine Frau hatte besonders großes Glück – wie sie Reportern erzählte, schlief sie noch tief, als ihre Veranda schon lichterloh brannte.

Am Samstag wurden auch zwei zwölf und 13 Jahre alte Mädchen festgenommen, die in einem Park gezündelt und so einen der Brände ausgelöst haben sollen.

* Aus: junge welt, Dienstag, 22. Oktober 2013


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