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Brasilien rüstet sich für die WM

Gewaltsame Auseinandersetzungen rund um die Copacabana erhitzen die Gemüter *

50 Tage vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft erlebt Brasilien Unruhen, Straßenschlachten und Schießereien. In São Paulo setzten Unbekannte ein ganzes Busdepot in Flammen. In einer Favela von Rio de Janeiro nahe der Copacabana ist es zu tödlichen Ausschreitungen zwischen Sicherheitskräften und Slumbewohnern gekommen. Nach dem Tod eines populären Tänzers entlud sich die Wut auf die Polizei in stundenlangen Straßenschlachten.

In die Verzweiflung über den Tod des Tänzers, den die Polizei angeblich für einen Drogendealer hielt und niederprügelte, mischte sich Zorn auf die anstehende Fußball-WM. »Was ist das für eine Weltmeisterschaft, die vom Blut unschuldiger junger Menschen getränkt ist«, klagte die Menschenrechtsaktivistin Daisy Carvalho auf den rauchenden Barrikaden in der Favela Pavao-Pavaozino, die oberhalb der Copacabana liegt.

Als sich die Nachricht vom tödlichen Polizeieinsatz am späten Nachmittag verbreitete, eskalierte die Lage in dem Slum. Kurz darauf rückte die mit Maschinengewehren ausgerüstete Elitepolizei Bope an. Ein 27-Jähriger, der an der Revolte beteiligt war, wurde am Kopf getroffen und starb später im Krankenhaus. Wer den Schuss abgab, blieb zunächst unklar.

Die Straßenschlachten in Rio sind ein neuer, trauriger Höhepunkt der Proteste vor der WM. Schon 2013 war es zu monatelangen, teils gewaltsamen Demonstrationen gegen die Milliardenausgaben für die Infrastruktur gekommen, während große Bevölkerungsteile unter Armut und Gewalt leiden. Brasiliens Fußballjournalist Juca Kfouri sieht für die WM im nd-Interview ein ähnliches Szenario: » Der Confed Cup 2013 hat das Fass zum Überlaufen gebracht, und Sie werden sehen, bei der WM wird das noch viel größer.«

* Aus: neues deutschland, Donnerstag 24. April 2014


Mit dem Anpfiff ist Zahltag!

Brasiliens Fußballkolumnist Juca Kfouri über die explosive Stimmung rund um die Fußballweltmeisterschaft **

Juca Kfouri, 64, ist Brasiliens führender Fußballjournalist. Er schreibt in seinem Blog do Juca, in der Zeitung Folha de São Paulo und kommentiert im Radio sowie dem Fernsehkanal ESPN. Über die Vorgeschichte zur Fußball-WM hat er in »Fußball in Brasilien. Widerstand und Utopie« geschrieben. Das Buch der Rosa-Luxemburg-Stiftung erscheint im Mai im VSA-Verlag. Mit ihm sprachen Gerhard Dilger und Karl-Ludolf Hübener in São Paulo.

Herr Kfouri, ist Brasilien gut auf die WM vorbereitet?

Brasilien begeht geradezu ein Verbrechen gegen sich selbst, indem es die WM auf diese Weise organisiert. Es ist gerade dabei, die Fehler Südafrikas zu wiederholen: Stadien zu bauen, die danach nicht mehr gebraucht werden. In Brasília, Manaus, Cuiabá und Natal gibt es keine Mannschaften, die das rechtfertigen würden. Und in São Paulo wird das Morumbi-Stadion, in dem seit 50 Jahren Weltfußball gespielt wird, nicht für fünf oder sechs Spiele genutzt – das ist ein Luxus, den sich Brasilien einfach nicht erlauben kann.

Aber es passiert trotzdem, obwohl wir doch wissen, dass die USA 1994 eine WM ausgerichtet haben, bei der nur Baseball- und Footballstadien umgebaut wurden, oder dass in Frankreich 1998 nur ein einziges Stadion neu gebaut wurde – hier entstehen zwölf! Alle Projekte des sogenannten Vermächtnisses, etwa Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr werden abgeblasen, aber die Stadien werden gebaut, so absurd sie auch sein mögen. Mich irritiert schon der Name Arena – wie im alten Rom, als Löwen auf Christen losgelassen wurden! Diese Stadien werden für die Reichen gebaut. Während der Militärdiktatur (1964-85) wurde für Brasilien der Name »Belíndia« geprägt, eine Mischung aus dem Lebensstandard in Belgien und dem der meisten Inder. Die WM hier wird für die »belgische« Seite Brasiliens gemacht, die »Inder« verfolgen sie im Fernsehen.

Und das trotz einer Mitte-Links-Regierung ...

Tja, unter Lula (Präsident 2002-2010) und Dilma Rousseff (Präsidentin seit 2011), beide von der linken Arbeitspartei PT – das ist der Widerspruch. Und daran soll die Weltfußballvereinigung FIFA schuld sein. Ich habe wirklich keinerlei Sympathien für die FIFA, aber sie wird hier für Dinge verantwortlich gemacht, für die sie einfach nichts kann. Sie wollte mindestens acht Stadien und hatte zehn akzeptiert, doch Brasilien erfand zwölf, verstehen Sie?

Würde man in Montevideo das Centenario-Stadion abreißen, um ein neues für Peñarol oder Nacional zu bauen? Das ist mit dem Maracanã in Rio quasi passiert, das nach der Komplettrenovierung kaum noch wiederzuerkennen ist. Aber mit Wembley hat man dasselbe gemacht, lässt sich einwenden. Als ob das ein Grund wäre, so einen Fehler zu wiederholen! Die brasilianische Regierung war 2007 ganz offensichtlich größenwahnsinnig. Heute gibt es Widerstand, eine Reaktion, die ich absolut begrüße, aber von den Geburtsfehlern redet man meistens nicht.

Sie sind ein großer Fußballfan und finden sich nun in der Rolle des Kritikers wieder. Wie sehen Sie das?

Das ist ein Widerspruch, nach 43 Jahren im tagesaktuellen Sportjournalismus könnte ich diese Laufbahn mit der WM und den Olympischen Spielen im eigenen Land krönen, aber ich muss den Kritiker spielen. Ich werde als Spielverderber gesehen, dabei bin ich ein gut gelaunter Mensch – aber irgendwer muss diese Rolle spielen.

Aber wenn die Seleção, die brasilianische Nationalmannschaft spielt, versinkt das Land wieder im Ausnahmezustand, oder?

Viele Ausländer wundern sich, wie Brasilien während einer WM »stillsteht«. Das liegt daran, dass sich Familien, Nachbarn treffen und zusammen feiern. Aber es gibt sehr wenige Menschen, die bei einem Ausscheiden Brasiliens wirklich deprimiert sind, – die echten Fans, die, die leiden, die dann nicht arbeiten oder zur Schule gehen wollen. Für die meisten geht das Leben einfach weiter. Es gibt andere Trugbilder von außen: Brasilien als das Land des Karnevals, der wunderbaren Küste, der schönen Frauen, des Fußballs – als ob die Brasilianer nur diese feiernden, gastfreundlichen, herzlichen Typen wären.

Aber so ist es nicht, das gilt auch für die Proteste. Ausländische Journalisten sagten im Juni 2013 zu mir, als sie die Proteste sahen: »Aber das ist doch nicht Brasilien!« Lassen wir die Stereotypen beiseite!

Wie wird denn die WM – fußballerisch, in den Stadien?

Ein Fest, daran zweifle ich nicht. Die brasilianische Nationalmannschaft hat die besten Aussichten auf den Turniersieg, ähnlich wie beim Confed-Cup wird sie von den hymnensingenden Fans vorangetrieben. Es wäre verkehrt zu sagen, im vergangenen Juni waren die politisierten Brasilianer auf der Straße und die Entfremdeten im Stadion. Das stimmt nicht. Indem der »belgische« Teil in den Stadien die brasilianische Hymne weitersang, nachdem die offizielle Aufnahme der FIFA vorbei war, hat sie sich mit dem »indischen« Teil solidarisiert. Und mehr als alles andere hat das die brasilianische Mannschaft ins Endspiel und zum brillanten Sieg über Spanien getrieben. Das wird sich wiederholen.

Wurden Sie durch die Juniproteste überrascht?

Ja, natürlich, wie alle. Das hilft, die Frage der unterdrückten Bedürfnisse besser zu verstehen. Der Musiker Antonio Carlos Jobim hat einmal gesagt, Brasilien ist kein Land für Anfänger, es ist zu solchen Überraschungen fähig wie dieser. Wenn Sie mir 1990 gesagt hätten, in vier Jahren wählt ihr den polyglotten Intellektuellen Fernando Henrique Cardoso zum Präsidenten, hätte ich Sie ausgelacht. Er hat uns acht Jahre regiert. Dann folgte ihm 2002 der Arbeiter Lula nach, kein Großgrundbesitzer aus dem Nordosten, sondern jemand, der vom Hunger dort auf einem Lastwagen geflohen war. Also wurde Brasilien 16 Jahre lang von Männern regiert, die irgendwie mit der Linken in Verbindung gebracht wurden. Die Dinge haben sich ganz zivil weiterentwickelt.

Aber dann kam diese Studentenbewegung für den kostenlosen Nahverkehr, ein besseres öffentliches Verkehrssystem. Während des Confederation Cup haben wir sechs tolle Stadien gesehen. Die Leute haben das gesehen und gefragt, warum werden keine Krankenhäuser, keine Schulen in dieser Qualität gebaut? Warum haben wir keinen ordentlichen Nahverkehr? Im Krankenhaus muss ich Schlange stehen, die Schule ist schlecht. Der Confed Cup hat das Fass zum Überlaufen gebracht, und Sie werden sehen, bei der WM wird das noch viel größer.

Warum?

Die versprochenen Verbesserungen in der Infrastruktur werden nicht fertig sein, die Forderungen vom vergangenen Juni nicht erfüllt, die ganze Welt wird da sein, es werden 32 Länder, nicht sechs, wie beim Confed Cup. Und drei Monate später haben wir Wahlen. Ich glaube nicht, dass wir Fanmeilen haben werden, sie werden sich denken, lasst uns nicht noch mehr Leute holen, sonst gehen die auf Demonstrationen. Niemand wird ruhig bleiben, und das ist gut so. Brasilien braucht diese Mobilisierung, um diesen Schritt in Richtung eines halbwegs gerechten Landes zu gehen, denn da ist eine Elite, die unfähig ist, ihre Ringe herzugeben – sie muss um ihre Finger fürchten, um sich zu bewegen. Das ist der Widerspruch, seit 510 Jahren gibt es diese Politik für die da oben. Der mögliche Bruch damit schüchtert viele ein. Deswegen werden diese haarsträubenden Deals gemacht.

Sie denken an die Allianz der Arbeitspartei PT mit Teilen der Rechten?

Ja, neulich saß mein Freund Lula in diesem Wohnzimmer. Ich hab gesagt, Lula, ich verstehe ja, dass du nicht mit dem Internationalen Währungsfonds gebrochen hast, dass du mit dem Ex-Präsidenten und Senator José Sarney ein Abkommen triffst, um eine Abstimmung im Kongress zu gewinnen, aber nicht einmal mit dieser Fußballmafia kannst du brechen, warum? Da sagt er, Juquinha, die Politik ist eben so, ich sag zu Dilminha (Dilma Rousseff), ist doch Blödsinn, wenn du dich nicht zusammen mit dem Marin (brasilianischer Fußballverbandspräsident) fotografieren lassen willst, so wie mit Neymar (Fußballstar). Du musst das auch mit Marin machen! Ich: Lula, nein, das kannst du doch nicht verlangen, ein Foto mit dem Typen, der den Folterer ihres Mannes gelobt hat! Er: Juquinha, ihr 68er seid wirklich verbittert, Revanchisten.

Vielleicht bin ich nie Politiker geworden, weil ich einfach solche Abkommen nicht verdauen könnte. Ich darf doch nicht den Typen treffen, der mich gefoltert hat, ich darf ihn nicht umarmen, da verlierst du dein Gesicht, und dann rechtfertigst du, dass die Leute unten auch alles Mögliche machen.

Nach Südafrika und Brasilien sollen die kommenden WM in Russland und Katar stattfinden. Gibt es überhaupt noch eine Chance, die FIFA hier in Brasilien mit der Macht der Straße zu stoppen?

Dass es zu diesen Austragungsländer gekommen ist, ist ja kein Zufall. England hat sich für 2018 beworben und hat eine Stimme bekommen, ein Land, das eine WM von heute auf morgen organisieren könnte. Warum dann Russland? Arenen, Arenen, Arenen! Warum sagt die FIFA nicht, bei dem Tempo in Brasilien gehen wir anderswo hin? Weil sie nur hier fünf Milliarden Dollar verdienen, eine mehr als in Südafrika, die ziehen das durch und verschwinden dann mit einem Hohngelächter. Das, was für das Land bleibt, ist denen doch egal, dafür ist die Regierung zuständig, sie brauchen Stadien. Der Fußballstar Ronaldo (jetzt im Lokalen Organisationskomitee, d. Red.) hat gesagt, eine WM macht man nicht mit Krankenhäusern.

Bis sich die FIFA ändert, dauert es länger als dieser teilweise Wandel im Internationalen Olympischen Komitee, der Ruf nach Transparenz wird lauter, doch wer führt diesen Reinigungsprozess an? Einer der Schmutzigsten, wenn er Schamgefühl hätte, wäre er zusammen mit João Havelange gegangen. Ricardo Teixeira, Jack Warner, die gehören zur selben Mafia wie Sepp Blatter, wie FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke, dieser Typ wurde von der Justiz von New York verurteilt!

Sehen Sie überhaupt eine Chance, der Profitmaschine Fußball etwas entgegenzusetzen?

In der globalisierten Welt gehört die Unterhaltungsindustrie zu den mächtigsten, der Sport, der Fußball bewegt Millionen. In der Fußballindustrie gibt es mit die größten Möglichkeiten zur Geldwäsche im Kapitalismus. Was kostet ein Messi, 100 oder 200 Millionen Euro? Oder ein Ferrari pro Formel-1-Saison, 15 oder 60? Die Welt des Sports ist schmutzig, nebulös, siehe Hoeneß, Berlusconi, der Präsident von Paris Saint-Germain ...

Wie der alte Antonio Gramsci glaube ich, wir müssen skeptisch in der Analyse und optimistisch im Handeln sein, ich hoffe, die Fans von Borussia Dortmund, Corinthians oder Barcelona sind fähig zu Bewegungen, die an der Basis entstehen und dass verändern, sie lassen nicht zu, dass das so weiter geht.

Wir sehen ja Bemühungen, diesen Wahnsinn zu begrenzen. Ich glaube es ist möglich, aber es ist ein schrecklicher Kampf. In Brasilien wird der Fußball als Letztes reformiert, denn die Struktur des Fußballs in Brasilien ist zutiefst reaktionär, sie wehrt sich gegen jede Art des Wandels, sie ist zutiefst korrupt und korrumpierend – die Bosse denken kurzfristig, sie schaffen es nicht einmal, langfristig zu klauen, wie Hühnerdiebe sind sie, das reicht ihnen. Die Vereine sind pleite und wie Uruguay und Argentinien ist Brasilien längst ein Fußballarbeiterexportland geworden.

Im Juni 2013 wurde nicht nur gegen die FIFA, gegen Pelé oder Ronaldo protestiert, sondern auch gegen TV Globo. Warum?

Dass Globo so mächtig geworden ist, hat mit seiner Allianz mit der Diktatur zu tun. Doch während sie heute in der Politik in Opposition zur PT-Regierung steht, ist sie im Fußball vollkommen unkritisch. Dilma Rousseff darf man kritisieren, aber nicht Fußball-Boss Marin. Das zeigt, wie mächtig die Interessen sind, die es im Fußballbetrieb gibt. Dennoch glaube ich, dass es vorangeht, wegen des demokratischen Drucks von unten. Da sind die sozialen Netzwerke, diese neue Welt, die dafür sorgt, dass sich die Dinge in eine andere Richtung bewegen. Blatter als König des Weltfußballs, ein allmächtiger Marin, das darf einfach nicht so weitergehen. Wenn die WM losgeht, dann explodiert das, dann ist Zahltag.

** Aus: neues deutschland, Donnerstag 24. April 2014


Barrikaden an der Copacabana

Brasilien: Tod eines Tänzers provoziert Straßenschlacht in Rio de Janeiro ***

Proteste gegen Polizeigewalt haben am Dienstag (Ortszeit) in der brasilianischen Millionenmetropole Rio de Janeiro zu heftigen Straßenschlachten geführt. Die Wut der Bewohner der Favela Pavão-Pavãozinho entzündete sich am Tod eines populären Tänzers, den die Polizei offenbar für einen Drogendealer gehalten und totgeprügelt hatte.

Der durch Fernsehsendungen bekannte Tänzer Douglas Rafael da Silva Pereira war nach Darstellung von Freunden am Montag in eine Schießerei zwischen Drogendealern und Polizisten geraten, als er seine Tochter besuchte. Er habe sich in einen Kinderhort geflüchtet, sei jedoch aufgegriffen und zu Tode geprügelt worden. Seine Mutter sagte dem Sender TV Globo, die Leiche sei in einer Verteidigungsposition gewesen und habe viele Wunden von Schlägen aufgewiesen. Als sich die Nachricht von seinem Tod verbreitete, eskalierte die Lage. »Plötzlich war überall Rauch, Schüsse, die Menschen flüchteten in ihre Wohnungen«, schilderte ein Anwohner. Einige Polizisten wurden in die Enge getrieben, verschanzten sich in einem Haus und drohten, das Feuer zu eröffnen, berichteten Augenzeugen. Kurz darauf rückte die mit Maschinengewehren ausgerüstete Elitepolizei BOPE an. Ein 27jähriger wurde am Kopf getroffen und starb später im Krankenhaus. Wer den Schuß abgab, blieb zunächst unklar.

Während der Ausschreitungen wurden Barrikaden aus Autoreifen angezündet, Jugendliche schleuderten Flaschen auf Beamte, zwei Hauptstraßen entlang der Copacabana mußten stundenlang gesperrt werden.

Die Straßenschlachten in den legendären Stadtteilen von Rio de Janeiro sind ein neuer Höhepunkt der Proteste vor der WM. Schon im vergangenen Jahr war es zu monatelangen, teils gewaltsamen Demonstrationen gegen die Milliardenausgaben für die Infrastruktur gekommen, während große Bevölkerungsteile unter Armut und Gewalt leiden.

Die deutsche Bundesregierung ist trotzdem in Fußballstimmung. Man gehe davon aus, daß die brasilianische Regierung bei der Weltmeisterschaft für die Sicherheit von Spielern und Fans sorgen könne, hieß es am Mittwoch in Berlin. »Grundsätzlich gilt: Wir haben volles Vertrauen in das, was unsere brasilianischen Kollegen da in den letzten Jahren organisiert haben. Das wird ganz sicher ein großes Fußballfest«, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Er räumte ein, daß es derzeit etwa in Rio soziale Probleme gebe, »um die sich die brasilianische Regierung kümmert und kümmern muß«.

Erst vor einer Woche wurden aus der WM-Stadt Salvador de Bahia 39 Tote, zahlreiche Verletzte, Plünderungen und Schäden in Millionenhöhe während eines zweitägigen Polizeistreiks gemeldet. In Brasiliens drittgrößter Stadt bestreitet unter anderem die deutsche Nationalmannschaft am 16. Juni ihr Auftaktspiel gegen Portugal.

*** Aus: junge Welt, Donnerstag 24. April 2014


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