Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Xi auf Afrika-Tour

Chinas Führung will Beziehungen ausbauen. Kritik an einseitigem Engagement

Von Simon Loidl *

Chinas neue Führung will die Beziehungen zu Afrika weiter ausbauen. Das kündigte der Präsident der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde, Xi Jinping, bei seinem Besuch in Tansania Anfang der Woche an. Dort war Xi von Moskau aus eingetroffen, wo er den ersten Staatsbesuch seiner Amtszeit absolvierte. In Südafrika wohnte Xi am Dienstag und Mittwoch dem Gipfeltreffen der BRICS-Staaten (Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika) bei. Anschließend reiste er in die Republik Kongo weiter.

Die mehrtägige Afrika-Reise ist ein Hinweis auf den großen ökonomischen und strategischen Stellenwert des Kontinents für China. Xi brachte dies auch mehrmals zum Ausdruck. Bei einer Rede vor dem tansanischen Parlament am Montag verwies er darauf, daß der Handel Chinas mit afrikanischen Ländern während der vergangenen Jahre kontiniuierlich gestiegen sei und im Jahr 2012 ein Volumen von rund 200 Milliarden Dollar (etwa 150 Milliarden Euro) erreicht habe. Xi kündigte einen weiteren Ausbau der Kooperation und mehr chinesische Direktinvestitionen an. Die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, daß Xi in dem ostafrikanischen Land Abkommen für Kooperationen im Landwirtschafts-, Energie- und Infrastruktursektor unterzeichnete.

Xis Afrika-Reise wurde von Kommentaren zur Rolle Chinas auf dem Kontinent und zum Charakter der chinesisch-afrikanischen Beziehungen begleitet. In den Ländern, die während der vergangenen Jahre die Beziehungen zu Peking intensivierten, wird häufig der qualitative Unterschied in der Zusammenarbeit im Vergleich zu Kooperationen mit anderen Ländern des Nordens lobend hervorgehoben und etwa auf die zahlreichen mit chinesischen Geldern finanzierten Infrastrukturprojekte verwiesen.

Die Zeit der beinahe uneingeschränkten Begeisterung über das chinesische Engagement ist allerdings vorbei. Immer häufiger weisen Beobachter auf negative Effekte der Kooperation hin. Mitte März erschien in der Financial Times ein vielbeachteter Kommentar des nigerianischen Finanzministers Lamido Sanusi, in dem dieser dazu aufrief, endlich die Realitäten der afrikanisch-chinesischen »Romanze« zur Kenntnis zu nehmen. Am Beispiel seines Landes analysierte Sanusi die Zusammenarbeit: Nigeria würde einen großen Teil seiner Mittel für den Import von Konsumgütern aus China aufwenden, die im Sinne einer »Entwicklung« des Landes lokal produziert werden sollten. Gleichzeitig kaufe Peking nigerianisches Rohöl, für dessen Förderung es auch die entsprechende Infrastruktur im Land errichtet habe. »China nimmt unsere Primärgüter und verkauft uns Fertigwaren. Das war auch der Kern des Kolonialismus«, so Sanusi. Afrika müsse zur Kenntnis nehmen, daß China »wie die USA, Rußland, Großbritannien, Brasilien und alle anderen nicht im afrikanischen Interesse in Afrika ist, sondern im eigenen«.

In einer Grundsatzrede zur chinesischen Afrika-Politik versuchte Xi am Montag in der tansanischen Hauptstadt Daressalam derartigen Vorwürfen zu begegnen. Die Beziehungen zwischen seinem Land und dem Kontinent seien von »gegenseitigem Respekt« geprägt und würden stets die Entwicklung beider Regionen zum Ziel haben. China werde mit den afrikanischen Ländern Lösungen für »Probleme bei Handel und ökonomischer Zusammenarbeit« erarbeiten, »damit afrikanische Länder mehr von dieser Kooperation haben«, zitierte die New York Times aus Xis Rede.

* Aus: junge Welt, Ostersamstag, 30. März 2013


Zurück zur China-Seite

Zurück zur Afrika-Seite

Zurück zur Homepage