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Energie aus Fischabfällen

Grönländische Autonomieregierung setzt auf Erneuerbare

Von Andreas Knudsen, Kopenhagen *

Grönland will seine Energieversorgung umstellen – von Erdöl auf Erneuerbare.

Dänische Wissenschaftler haben in Zusammenarbeit mit dem staatlichen Energieunternehmen Grönlands, Nukissiorfiit, zum ersten Mal ein Windrad an das Stromnetz angeschlossen. Es wird mit jährlich 17 000 Kilowattsunden zur Stromversorgung des Dorfs Sarfannguaq beitragen und liegt auf 66 Grad nördlicher Breite in unmittelbarer Küstennähe.

»Das ist eine Versuchsanlage. Wir wollen herausfinden, wie stabil die Stromversorgung sein kann, nachdem wir in den letzten Jahren eine Reihe von Windmessungen in Grönland durchgeführt haben, um geeignete Standorte zu finden«, erklärt Esben Larsen von der Technischen Universität Dänemarks. Er weist darauf hin, dass das Windrad nicht das nördlichste der Welt ist – das Forschungsprojekt »Camp Summit« auf dem Inlandseis, das teilweise mit Windstrom versorgt wird, liegt auf 73 Grad nördlicher Breite in 3200 Metern Höhe. Das Projekt in Sarfannguaq greift auf Erfahrungen des Camps mit Platzierung und Übereisungsproblemen zurück.

In Grönland gibt es weitere Versuche, erneuerbare Energiequellen einzuführen. In Sisimiut wurde ein arktisches Niedrigenergiehaus gebaut, Solaranlagen sind installiert worden und es liegen Berechnungen vor, in welchem Umfang Biomasse in Energie umgewandelt werden kann. In der Fischereiindustrie fallen jährlich Millionen Tonnen Abfall an, der zusammen mit kohlenstoffbindenden Lupinen genutzt werden könnte. Wenn solche Anlagen in größerem Stil eingesetzt werden, muss jedoch das Problem der Energielagerung gelöst sein. Der Überschuss des Sommers an Sonnenenergie soll beispielsweise in Form von Wasserstoffbatterien gelagert werden, um eine maximale Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Auch eine Kombination mehrerer erneuerbarer Energiequellen mit Wasserkraft wäre sinnvoll.

Grönlands Energieversorgung unterliegt besonderen Bedingungen. Die lokalen Energienetze sind nicht miteinander verbunden, da die Siedlungen oft Dutzende oder gar Hunderte vom Kilometern voneinander entfernt oder durch Bergketten und Fjorde getrennt sind. Gleichzeitig ist es notwendig, Überkapazitäten zu installieren, um den Ausfall eines Aggregats und Spitzenbelastungszeiten abfangen zu können.

Bisher ist Grönlands Energieversorgung auf die Verbrennung von Öl ausgerichtet, das über lange Strecken antransportiert und auf Versorgungsschiffe umgeladen werden muss. Dies ist teuer, und die CO2-Emissionen sind höher als in vergleichbaren Ländern. Gleichzeitig wünscht die grönländische Autonomieregierung eine verstärkte Industrialisierung und Rohstoffausbeutung, um die ökonomische Basis zu stärken. So gibt es Pläne für den Bau einer Aluminiumschmelze, deren Strom aus Wasserkraft erzeugt werden soll. Drei solche Kraftwerke wurden in den letzten Jahren bereits gebaut und das Potenzial ist groß dank der reißenden Ströme, die vom Inlandeis gespeist werden.

* Aus: Neues Deutschland, 25. September 2010


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