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Putschklima auf den Fidschi-Inseln

Konflikt zwischen dem Armeechef und dem Ministerpräsidenten

Von Thomas Berger *

Mitte der Woche schien es, als käme es noch in dieser Woche auf den Fidschi-Inseln zum Militärputsch. Am Donnerstag entspannte sich jedoch die Lage etwas. Doch die Gefahr ist noch längst nicht gebannt.

Selten ist ein Putsch so präzise angekündigt worden. Am Freitag um 12 Uhr Ortszeit werde das Militär im Land die Macht übernehmen, kündigte Armeechef Commodore Frank Bainimarama zumindest für den Fall an, dass Premier Laisenia Qarase seinen Forderungskatalog mit neun Punkten nicht vollständig nachkomme. Damit hatte sich die Staatskrise in der südpazifischen Inselnation einmal mehr dramatisch zugespitzt.

Schon vor einem Monat war die Konfrontation zwischen den beiden Männern eskaliert, doch hatten sie zuletzt auf internationalen Druck eingelenkt. Jetzt wirft der Commodore seinem Widersacher vor, er treibe ein Intrigenspiel, verzögere die Umsetzung von Zusagen auf unbestimmte Zeit. Der Machtwechsel werde friedlich verlaufen. Da man keine Gegenwehr erwarte, bestehe keine Gefahr von Blutvergießen, sagte Bainimarama. Damit mag er nicht Unrecht haben, denn das Offizierskorps steht (zumindest bisher) geschlossen hinter ihm. Qarase war mit dem Vorstoß gescheitert, während der Abwesenheit des Armeechefs einen Oberstleutnant als Nachfolger zu installieren. Der Kandidat hatte sich geweigert, an Bainimaramas Entmachtung mitzuwirken.

Die diplomatischen Bemühungen scheinen weitgehend erschöpft. Selbst Neuseelands Außenminister, der in Wellington ein Treffen der Kontrahenten vermittelt hatte, konnte letztlich keinen Erfolg vorweisen. Qarase hat zwar große Zugeständnisse gemacht, doch reichen diese dem Commodore nicht aus. So fordert er weiter die sofortige Absetzung des Polizeichefs, der loyal zur Regierung steht, doch der Premier will diesen erst entlassen, wenn sein Vertrag regulär ausläuft. In einem Punkt gab Qarase am Donnerstag nach: Ein Hauptgrund für die seit Monaten anhaltende Konfrontation, nämlich ein Gesetz, wonach den Putschisten von 2001 Amnestie gewährt wird, wurde ausgesetzt. Bainimarama, damals einer der Betroffenen des Umsturzversuches, befürchtet bei einem solchen Schritt neue ethnische Unruhen im Land, wo einer polynesischen Bevölkerungsmehrheit rund 44 Prozent Nachfahren indischer Plantagenarbeiter gegenübersteht.

Mit einem Putsch, ob demnächst oder später, läuft der Commodore aber auch Gefahr, sich ins eigene Fleisch zu schneiden. Das Ausland hat mit Sanktionen gedroht. Nicht nur vor allem die Nachbarn Australien und Neuseeland machen Druck, auch der scheidende UN-Generalsekretär Kofi Annan hat gewarnt. Fidschi würde in diesem Fall von Blauhelmeinsätzen ausgeschlossen werden. Derzeit sind rund 1000 Soldaten aus dem Inselstaat in Irak, an weiteren Orten in Nahost und auf Osttimor Teil von Friedenstruppen. Ein durchaus beachtliches Kontingent, was zusätzliches Geld in die nicht gerade üppig gefüllte Staatskasse spült.

* Aus: Neus Deutschland, 1. Dezember 2006


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