Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Eine neue Flottille für Gaza

Vorbereitungen laufen geheim ab. Sicher scheint: Dieses Mal ist ein Segelschiff dabei

Von Peter Wolter *

Palästina-Aktivisten in mehreren Ländern bereiten offenbar eine neue Solidaritätsflottille für den von Israel blockierten Gazastreifen vor. Ein Überblick über die diversen Aktivitäten ist allerdings schwierig: Um dem israelischen Geheimdienst die Arbeit zu erschweren, finden die Vorbereitungen weitgehend unter Geheimhaltung statt.

Sehr wahrscheinlich wird die Flottille dieses Mal von einem Segelschiff angeführt - von der 1922 in Emden gebauten und heute unter finnischer Flagge fahrenden »Estelle«. Wie die schwedische Solidaritätsorganisation »Ship to Gaza Sweden« vor kurzem mitteilte, werde das Schiff noch in diesem Sommer in See stechen und auf der Reise ins Mittelmeer in mehreren europäischen Häfen weitere Aktivisten an Bord nehmen. Es werde erwartet, daß sich andere Schiffe, Yachten oder Boote noch anschließen. Der Dreimastschoner war bislang bei vielen seiner Reisen dafür eingesetzt worden, für den »fairen Handel« zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu werben.

Die kanadische Organisation »Boat to Gaza« plant den umgekehrten Weg, die israelische Blockade zu durchbrechen: Sie hilft dabei, im Gazastreifen von einheimischen Handwerkern ein Schiff bauen zu lassen, das Exportgüter an Abnehmer im Ausland bringen soll. Das Fahrzeug wird voraussichtlich den Namen »Gaza’s Ark« (Die Arche von Gaza) tragen. Mit seinem Bau soll auch das im Gazastreifen völlig darniederliegende Schiffbauerhandwerk wiederbelebt werden.

Nachdem es jahrelang immer wieder Versuche gegeben hatte, mit einzelnen Schiffen die Blockade zu durchbrechen, war im Mai vor zwei Jahren erstmals eine internationale Flottille gestartet. Die Schiffe wurden von Israels Marine in internationalen Gewässern abgefangen, Soldaten erschossen auf der türkischen »Mavi Marmara« neun Türken und verwundeten 50 Menschen schwer.

Im vergangenen Sommer versuchte eine zweite Flottille, von Griechenland aus zu starten, was aber von den Behörden auf Ersuchen Israels verhindert wurde. Auch der Versuch von Aktivisten scheiterte, die kandadische »Tahrir« sowie die US-amerikanische »Audacity of Hope« kurzerhand zu entführen. Beide Fahrzeuge wurden von der griechischen Küstenwache aufgebracht.

Erst wenige Monate darauf gelang es der »Tahrir« und der irischen »Saoirse« von einem türkischen Hafen aus nach Gaza aufzubrechen. Auch diese beiden Schiffe wurden -- wiederum in internationalen Gewässern und somit völkerrechtswidrig – von Israel gekapert. Die Aktivisten an Bord wurden umgehend abgeschoben.

* Aus: junge Welt, Dienstag, 22. Mai 2012


Zurück zur Gaza-Seite

Zur Israel-Seite

Zurück zur Homepage