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Gegen Bauern und Fischer

Trotz Waffenstillstand attackiert das israelische Militär die Palästinenser im Gazastreifen. Landwirtschaftliche Flächen zerstört

Von Florian Möllendorf, Gaza-Stadt *

Ungeachtet des zwischen der Hamas und Israel am 21. November vereinbarten Waffenstillstands bleibt es für Tausende Bauern und Fischer im Gazastreifen gefährlich, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Nach Informationen des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten in den besetzten palästinensischen Gebieten (OCHA) wurden seit Ende November in Beit Hanoun, Jabalia und Beit Lahiya vier Palästinenser von israelischen Soldaten getötet, als sie auf Feldern in der Nähe des Grenzzauns und vor der Küste ihrer Arbeit nachgehen wollten. 84 weitere Personen wurden verletzt. Allein im Süden des Gazastreifens zerstörte das israelische Militär mehrere Dutzend Hektar Ackerland.

Nach Auffassung des Direktors des Palästinensischen Zentrums für Menschenrechte (PCHR), Raji Sourani, verletzt die israelische Armee mit ihren fortgesetzten Angriffen das Waffenstillstandsabkommen. »Bei den Verhandlungen zwischen der Hamas und Israel haben sich beide Seiten darauf geeinigt, daß Fischer künftig in einem Bereich von sechs anstatt drei Seemeilen fischen dürfen. Außerdem wurde vereinbart, daß Bauern auf ihren Feldern bis zu 100 Meter vom Grenzzaun entfernt arbeiten dürfen.« Die Mehrzahl der Angriffe habe sich gegen Menschen gerichtet, die innerhalb dieser Zonen tätig waren, so der Jurist im Gespräch mit jW. Zwar habe sich die Lage nach dem Krieg insgesamt verbessert, da viele Bauern nach Jahren erstmals wieder auf ihre Felder gehen konnten. Trotzdem bestehe kein Zweifel daran, daß Israel gegen wesentliche Punkte der Vereinbarungen verstoße.

»Was nützt es uns, wenn die Soldaten uns auf den Feldern arbeiten lassen und hinterher alles wieder zerstören?«, fragte ein Bauer in Khuzaa wütend. Rund die Hälfte der landwirtschaftlichen Anbaufläche des östlich von Chan Junis liegenden Ortes, befindet sich in der von Israel deklarierten Sicherheitszone entlang des Grenzzauns. »Drei Nächte hintereinander ist die Armee mit Bulldozern und Panzern über die Felder gefahren und hat die gesamte Aussaat zunichte gemacht. Als wir am Morgen nachschauen wollten, was passiert ist, haben sie auf uns geschossen«, berichtete der 75jährige. Früher habe er mit Olivenbäumen und Gewächshäusern die gesamte Familie ernähren können. Heute müßten seine Söhne als Tagelöhner auf den Feldern anderer Bauern arbeiten.

Rund 35 Prozent der landwirtschaftlichen Anbaufläche des Gazastreifens sind durch die »Pufferzone« komplett oder teilweise unzugänglich. Einem OCHA-Bericht zufolge walzten israelische Bulldozer allein im Zeitraum zwischen 2005 und 2010 Zitrusfruchtplantagen und Gewächshäuser auf einer Fläche von 1800 beziehungsweise 580 Hektar nieder. Darüber hinaus wurden 1000 Häuser, 300 Brunnen und sechs Fabriken für die Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten zerstört. Da Bauern auf ihren Feldern nicht arbeiten können, gehen dem Agrarsektor vorsichtigen Schätzungen zufolge jedes Jahr über 50 Millionen US-Dollar verloren. Hinzu kommen Millionenverluste durch das im Zuge der israelischen Blockade des Gazastreifens im Jahr 2007 eingeführte strenge Kontrollsystem für den Export von landwirtschaftlichen Produkten. Von Zugangsbeschränkungen und Einkommensverlusten in der Fischerei und Landwirtschaft sind laut OCHA Hunderttausende Menschen in Gaza direkt oder indirekt betroffen.

Aus: junge Welt, Dienstag, 29. Januar 2013

Dokumentiert: Die letzten Wochenberichte von OCHA

Protection of Civilians Weekly Report | 16 - 22 January 2013

On 23 January, a Palestinian woman was killed and a boy died of wounds he sustained a few days earlier, both by live ammunition fired by Israeli forces in the West Bank. During the reporting period, Israeli forces injure 67 Palestinians in the West Bank and four others in the Gaza Strip. Also in the West Bank, settlers damage more than 280 plants belonging to Palestinians. Israeli authorities demolish over 100 Palestinian-owned structures, displacing around 180 Palestinians. In Gaza, three workers died in tunnel collapse.


Protection of Civilians Weekly Report | 9-15 January 2013

Four Palestinian civilians, including a child, were killed by Israeli soldiers in various incidents across the West Bank and Gaza Strip. Settler attacks against two Palestinian villages in the Nablus area continued this week, undermining the physical security and livelihoods of the residents. 28 Palestinians were displaced following demolitions of their homes in Area C and East Jerusalem.


Protection of Civilians Weekly Report | 2-8 January 2013

Three people killed and at least 20 injured as a result of a heavy storm that hit the region. In the West Bank, thousands temporarily displaced from their residences due to flooding. Also this week, a child killed and five injured as a result of UXOs in Gaza; and 53 Palestinians injured by Israeli forces and four others by Israeli settlers in the West Bank.

Source: OCHA-Office for the Coordination of Humanitarian Affairs in the occupied Palestinian territory; www.ochaopt.org




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