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Menschenrechtsrat verurteilte Israel

Resolution des UNO-Gremiums / Über 900 Palästinenser getötet

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen hat die israelische Militäroffensive im Gaza-Streifen verurteilt.

Genf/Gaza (Agenturen/ND). Der UNO-Menschenrechtsrat verlangte auf einer Sondersitzung am Montag (12. Jan.) in Genf eine sofortige Waffenruhe im Gaza-Streifen und will eine internationale Untersuchungskommission in das Gebiet entsenden. In dem Text wird auch ein Ende des Raketenbeschusses durch die radikal-islamische Hamas verlangt. Die Resolution wurde mit 33 Stimmen bei einer Gegenstimme Kanadas und 13 Enthaltungen angenommen. Die europäischen Staaten, darunter Deutschland, enthielten sich. Die neunte Sondersitzung des 47 Länder umfassenden Gremiums der Vereinten Nationen, von denen sich allein fünf mit Israel befassten, hatte am Freitag (9. Jan.) begonnen und war vor allem auf Ersuchen islamischer und afrikanischer Staaten zustande gekommen.


Hier geht es zur Resolution (englisch):

"The Grave Violations of Human Rights ..."


Die Abstimmung im Menschenrechtsrat

Für die Resolution (33): Angola, Argentina, Azerbaijan, Bahrain, Bangladesh, Bolivia, Brazil, Burkina Faso, Chile, China, Cuba, Djibouti, Egypt, Gabon, Ghana, India, Indonesia, Jordan, Madagascar, Malaysia, Mauritius, Mexico, Nicaragua, Nigeria, Pakistan, Philippines, Qatar, Russian Federation, Saudi Arabia, Senegal, South Africa, Uruguay, and Zambia.

Dagegen (1): Canada.

Enthaltungen (13): Bosnia and Herzegovina, Cameroon, France, Germany, Italy, Japan, Netherlands, Republic of Korea, Slovakia, Slovenia, Switzerland, Ukraine, and United Kingdom.


UNITED NATIONS - Press Release

SPECIAL SESSION OF HUMAN RIGHTS COUNCIL ADOPTS RESOLUTION ON GRAVE HUMAN RIGHTS VIOLATIONS IN GAZA STRIP

12 January 2009

The Human Rights Council concluded its ninth Special Session today by adopting a resolution on the grave violations of human rights in the Occupied Palestinian Territory including the recent aggression of the occupied Gaza Strip in which it strongly condemned the ongoing Israeli military operation which had resulted in massive violations of human rights of the Palestinian people and systematic destruction of the Palestinian infrastructure.

In the resolution, which was adopted by a vote of 33 to 1 with 13 abstentions, the Council called for the immediate cessation of Israeli military attacks throughout the Palestinian Occupied Territory; demanded the occupying power, Israel, to immediately withdraw its military forces from the occupied Gaza Strip; called upon the occupying power to end its occupation to all Palestinian lands occupied since 1967, and to respect its commitment within the peace process towards the establishment of the independent sovereign Palestinian state with east Jerusalem as its capital; demanded that the occupying power stop the targeting of civilians and medical facilities and staff as well as the systematic destruction of cultural heritage; demanded further that the occupying power lift the siege, open all borders; and decided to dispatch an urgent independent international fact-finding mission to investigate all violations of international human rights law and international humanitarian law by the occupying power against the Palestinian people throughout the Occupied Palestinian Territory. The Council also requested the United Nations Secretary-General to investigate the latest targeting of UNRWA facilities in Gaza, including schools, that resulted in the killing of tens of Palestinian civilians, including women and children.

General Assembly Resolution 60/251 which created the Human Rights Council states in its operative paragraph 10 that the Council "shall be able to hold Special Sessions when needed at the request of a member of the Council with the support of one-third of the membership of the Council".

This was the ninth Special Session of the Human Rights Council. The Council's previous Special Sessions related to the Occupied Palestinian Territories, Lebanon, Darfur, Myanmar, the Global Food Crisis and the Democratic Republic of the Congo. The tenth regular session of the Human Rights Council is scheduled to take place from 2 to 27 March 2009.

www.unhchr.ch



In der Resolution heißt es, dass bereits mehr als 900 Palästinenser durch die Offensive getötet und über 4000 verletzt worden seien. Israel wird erneut aufgefordert, sich aus den palästinensischen Gebieten völlig zurückzuziehen.

Unterdessen gab es schwere Kämpfe in den Außenbezirken der Stadt Gaza. Ohne in die dichter besiedelten Gebiete vorzudringen, lieferten sich israelische Truppen am Montag Gefechte mit Kämpfern der Hamas. Gleichzeitig meldete die ägyptische Regierung am Montag erste Fortschritte bei ihren Gesprächen mit der Hamas über eine Waffenruhe im Gaza-Streifen. Die israelische Außenministerin Zipi Livni betonte allerdings, Israel werde den Zeitpunkt einer Waffenruhe selbst bestimmen.

Der israelische Rundfunk meldete am Montag, die Armee setze Reservetruppen ein, um ein begrenztes weiteres Vordringen im Gaza-Streifen zu ermöglichen. Die Armee halte Gaza weiterhin umstellt, marschiere aber bislang nicht in die dichter besiedelten Viertel vor. Ein israelischer Armeesprecher sagte am Montagnachmittag, die Luftwaffe habe mehr als 25 Ziele im Gaza-Streifen angegriffen. Bodentruppen hätten sich ein Feuergefecht mit Militanten geliefert, die sich in einer Moschee versteckt hielten. Bei einem israelischen Bombenangriff ist nach Angaben der Caritas eine Gesundheitsstation der Hilfsorganisation im Gaza-Streifen zerstört worden. Durch die Attacke israelischer Kampfflugzeuge seien die kleine Klinik und vier umliegende Wohnhäuser in Gaza völlig zerstört worden.

Israel wies Vorwürfe zurück, mit dem Einsatz von Phosphorbomben im Gaza-Streifen gegen das Völkerrecht zu verstoßen. »Der Einsatz unserer Waffen erfolgt im Rahmen der legalen Grenzen des internationalen Rechts«, sagte ein Armeesprecher am Montag.

Israel hielt am Vormittag erneut drei Stunden lang eine Feuerpause im Gaza-Streifen ein. 165 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern durften in das umkämpfte Gebiet einfahren. Die Armee warf Hamas vor, wieder mit Raketenangriffen gegen die Feuerpause verstoßen zu haben. Im Tagesverlauf seien über zehn Raketen auf Israel abgefeuert worden.

* Aus: Neues Deutschland, 13. Januar 2009


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