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US-Präsident Barack Obama verfolgte Militärparade zum 65. Jahrestag der Republik Indien

Von Hilmar König, Neu-Delhi *

An den Feierlichkeiten zum Tag der Republik Indien nahm erstmals ein US-Präsident als Ehrengast teil. Von der Tribüne am Rajpath in Neu-Delhi aus verfolgte Barack Obama am Montag, neben Präsident Pranab Mukherjee und Premierminister Narendra Modi sitzend, den Festumzug und die Militärparade. Sein dreitägiger Indienbesuch vertiefte die strategische Partnerschaft zwischen den beiden größten »Demokratien« in der Welt.

Der Regengott spielte nicht mit, als am Montag vormittag die Militärparade und der bunte Festumzug starteten. Allerdings trübte das nicht die Stimmung der Gäste auf der Ehrentribüne und der Tausenden Zuschauer an der mehrere Kilometer langen Strecke.

Traditionell präsentierte das Land seine militärische Stärke: T-90-Panzer, Startrampen für die »Brahmo«-Marschflugkörper, Raketenwerfersysteme und mobile Radaranlagen rollten über den Rajpath. Durch den verhangenen Himmel donnerten P-8I-Überwachungsflugzeuge des US-Herstellers Boeing, MiG- und Suchoi-Kampfjets, C-130-»Hercules«-Transportmaschinen sowie »Attack«- und Transporthubschrauber. Das Spektakel bildete den Höhepunkt in Obamas Programm an diesem Tag.

Er war der erste US-Präsident, der in seiner Amtszeit zweimal Indien besuchte und der erste, der in 65 Jahren als Ehrengast zum Tag der Republik kam. Das allein, so US- und indische Medien übereinstimmend, kennzeichne den hohen Stellenwert, den sich beide Seiten gegenseitig zumessen.

Premier Modi bekräftigte das, indem er gegen das Protokoll Obama bei dessen Ankunft am Sonntag auf dem Flughafen empfing, den Gast umarmte und von Washington als »globalem natürlichen Partner« sprach. Aber es blieb nicht bei Symbolik. Beide untermauerten ihren Willen, die strategische Partnerschaft zu beleben, mit einer »Freundschaftsdeklaration«. Sie soll gegenseitige Prosperität, eine saubere und gesunde Umwelt, stärkere Wirtschaftskooperation, regionalen Frieden sowie Sicherheit und Stabilität zum Nutzen der Menschheit fördern.

In der nach Verhandlungen am Sonntag verabschiedeten gemeinsamen Erklärung ordnen beide Politiker den globalen Klimawandel als »profunde Bedrohung« für die Weltbevölkerung ein. Er gefährde nachhaltige Entwicklung, Wachstum und Beseitigung der Armut. Beide wollen sich für ein ambitiöses Klimaabkommen bei der UN-Konferenz am Ende des Jahres in Paris einsetzen.

Eins der größten Hindernisse im Verhältnis zueinander scheint beseitigt: Das vor sechs Jahren geschlossene Abkommen über friedliche Nutzung der Atomenergie wurde bislang praktisch nicht umgesetzt. Aber jetzt, versicherten Obama und Modi, habe man den Durchbruch zur technischen und kommerziellen Nutzung geschafft. Das ermöglicht US-Firmen die Beteiligung am indischen 85-Milliarden-Dollar-Programm, die Nuklearenergiekapaziät von gegenwärtig 4.780 auf 63.000 Megawatt zu steigern.

Gleichzeitig wurde das Abkommen über die Beziehungen im Verteidigungssektor um zehn Jahre verlängert. Die USA sind mit einem eigenen Rüstungsbudget von 640 Milliarden US-Dollar auch weltweit der größte Waffenexporteur, Indien mit einem Budget von 47 Milliarden US-Dollar der größte Rüstungsimporteur. Prinzipiell, so die gemeinsame Erklärung, sei man übereingekommen, spezifische Militärprojekte gemeinsam zu entwickeln. Auch das ist ein bemerkenswerter Durchbruch für US-Geschäftsinteressen und das indische Ringen um mehr Eigenproduktion von modernem Kriegsgerät.

Washingtons früherer Botschafter in Indien, Frank Wisner, verwies in einem Pressebeitrag auf das bereits vorhandene bilaterale Engagement im Verteidigungsbereich: Es gebe keine zwei Länder in der Welt, die mehr gemeinsame Militärmanöver abhielten als Indien und die USA.

Die Partnerschaft soll in vielen Bereichen intensiviert werden: in der Terrorismusbekämpfung, im Handel und bei Investitionen sowie international in der Unterstützung Afghanistans und bei der Lösung der Konflikte in Westasien, Syrien und Irak. Am Dienstag wird Barack Obama mit Bürgern in Neu-Delhi zusammentreffen. Später wird er gemeinsam mit Modi ein etwa halbstündiges Radioprogramm gestalten, ehe er nach Saudi-Arabien weiterfliegt, um dem dortigen neuen König seine Aufwartung zu machen.

* Aus: junge Welt, Dienstag, 27. Januar 2015


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