Dreikampf um das Präsidentenamt
Indonesien: Amtsinhaber Susilo Bambang Yudhoyono mit Chancen auf Wiederwahl
Von Thomas Berger *
Heute sollen die Indonesier ein neues Staatsoberhaupt wählen. Der
Amtsinhaber hat gute
Aussichten, eine zweite Legislaturperiode an der Spitze der größten
islamischen Nation anzutreten.
Ein Spaziergang wird es nicht. Susilo Bambang Yudhoyono ist sich der
Risiken und Unwägbarkeiten
durchaus bewusst – schließlich hatten 2004 viele auch nicht damit
gerechnet, dass ausgerechnet er
das Rennen machen würde. Dennoch gibt es Zuversicht unter seinen
Getreuen, denn über großen
Rückhalt bei Teilen der Bevölkerung verfügt der Spitzenpolitiker nach
wie vor. Das hat auch die
Parlamentswahl vor einigen Wochen gezeigt, bei der seine Partei mit
klarem Vorsprung vor der
Konkurrenz stärkste Kraft wurde. Ein solides Ergebnis, das vor allem auf
den Mann zurückgeführt
wurde, der selbst jetzt erst zur Abstimmung steht.
Nach unterschiedlichen Umfragen führt SBY, wie er meist verkürzt genannt
wird, mit 60 bis 70
Prozent der Stimmen der 176 Millionen Wahlberechtigten klar vor seinen
Konkurrenten. Die
Fehlerquote ist bei solchen Befragungen in dem riesigen Land, das aus 17
000 Inseln besteht, aber
relativ hoch. Auch wenn er zweifellos die besten Aussichten besitzt, hat
Yudhoyono den Sieg doch
keinesfalls schon in der Tasche. Vor allem Megawati Sukarnoputri, die
Tochter des früheren
Präsidenten Sukarno, der als Vater der Unabhängigkeit der ehemals
niederländischen Kolonie gilt,
hatte ihren Wahlkampf noch einmal intensiviert. Megawati war die
unmittelbare Amtsvorgängerin von
SBY, der ihr damals im Kabinett als Verteidigungsminister zur Seite stand.
Beide haben in ihrer jeweiligen Regentschaft kaum etwas von den
hochgesteckten Erwartungen
erfüllen können. Megawati wurde seinerzeit Versagen auf breiter Front
vorgeworfen, und auch das
gegenwärtige Staatsoberhaupt hat insbesondere im Kampf gegen Armut und
Korruption keine
Erfolge zu verzeichnen. Schmiergeldzahlungen und Vetternwirtschaft
haben, wie Enthüllungen der
vergangenen Monate belegen, sogar noch zugenommen. SBY selbst gilt zwar
als sauber, doch bis
ins Kabinett hinein sind Personen aus seiner Umgebung in Skandale
verwickelt. Aber nahezu alle
Parteien sind durch die Enthüllungen belastet, daher halten sich die
gegenseitigen Vorwürfe in
Grenzen. Und SBY kann zumindest darauf verweisen, dass in seiner
Amtszeit der langjährige
Bürgerkrieg in der Provinz Aceh beendet wurde.
Nummer drei im Rennen um das höchste politische Amt ist Jusuf Kalla, der
bisherige Vize des
Amtsinhabers und Spitzenmann der konservativen Golkar-Partei, die einst
Hausmacht des 1998
gestürzten Diktators Suharto war. Inzwischen erneuert, ist sie nach wie
vor eine der drei größten
Gruppierungen auf der politischen Bühne. Während Yudhoyono sich mit
Budiono (viele Indonesier
haben nur einen Namen) einen vormaligen Zentralbankchef als künftigen
Vize an seine Seite geholt
hat, demonstrieren seine Kontrahenten, welche große Rolle das Militär
noch immer spielt. So hat
sich der frühere Armeechef Wiranto, dem Menschenrechtsverletzungen
vorgeworfen werden, mit
Kalla verbündet, Megawati geht ausgerechnet gemeinsam mit Prabowo
Su-bianto ins Rennen.
Dieser ist ein Schwiegersohn von Suharto, jenes Mannes, der einst ihren
Vater entmachtete.
Subianto, zuletzt im Rang eines Generals, hat zudem lange Zeit auf
Osttimor gedient, das früher von
Indonesien besetzt war. An zahlreichen umstrittenen militärischen
Aktionen war er federführend beteiligt.
* Aus: Neues Deutschland, 8. Juli 2009
Amtsinhaber bei Präsidentenwahl in Indonesien vor klarem Sieg
Jakarta (AP) Bei der Präsidentenwahl in Indonesien hat Amtsinhaber Susilo Bambang Yudhoyono nach ersten offiziellen Ergebnissen mit über 60 Prozent der Stimmen einen deutlichen Sieg eingefahren. Unabhängige Beobachter sprachen von einer größtenteils freien und fairen Wahl in dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Erde. Die Oppositionskandidatin Megawati Sukarnoputri warf der Partei des Präsidenten jedoch Manipulation vor, ohne aber Beweise vorzulegen.
Das amtliche Endergebnis wird erst am 27. Juli erwartet. Bereits am Mittwoch sah eine Schnellauszählung in Wahllokalen aller 33 Provinzen den Amtsinhaber mit 60 Prozent in Führung. Die Tochter des ersten Präsidenten Indonesiens nach der Unabhängigkeit, Megawati Sukarnoputri, lag laut Wahlkommission bei 28 Prozent und Vizepräsident Jusuf Kalla bei zehn Prozent. Demnach käme es nicht zu einer Stichwahl. Bis Donnerstag wurde jedoch erst ein Bruchteil der Stimmen ausgezählt.
«Bislang gibt es keinen Beweis für einen systematischen oder massiven Betrug», sagte der Wahlbeobachter Nico Harjanto vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien in Jakarta. Selbst wenn alle umstrittenen Stimmen den Gegnern des Präsidenten zugeschlagen würden, läge dieser immer noch vorn.
Die USA begrüßten den Wahlausgang und gratulierten Yudhoyono. Washington arbeitet eng mit Jakarta in der Bekämpfung des islamischen Extremismus zusammen.
Der 59 Jahre alte Exgeneral Yudhoyono ist der erste demokratisch gewählte Präsident Indonesiens und galt bei der Wahl als klarer Favorit. Sein Wahlsieg 2004 läutete eine Periode der Stabilität und des Wirtschaftswachstums ein. Trotz der Erfolge in den vergangenen Jahren hat Indonesien noch immer große Probleme, etwa beim Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur und einer unabhängigen Justiz. Bis zu 100 Millionen der 235 Millionen Einwohner leben zudem in Armut.
Yudhoyono ist auf der internationalen Bühne für sein entschlossenes Vorgehen gegen militante Muslime gelobt worden, die bei einer Serie von Selbstmordattentaten zwischen 2002 und 2005 etwa 240 Menschen töteten. Auch die Wirtschaft des aus 17.000 Inseln bestehenden Staates lenkte er geschickt durch unruhige Zeiten. Trotz der weltweiten Wirtschaftskrise wird in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von vier Prozent erwartet.
Bei der Parlamentswahl Anfang April verdreifachte Yudhoyonos Demokratische Partei ihr bisheriges Ergebnis und wurde mit 20,8 Prozent der Stimmen stärkste Kraft. An zweiter Stelle folgte die Partei Golkar des früheren langjährigen Diktators Suharto mit 14,45 Prozent. Die Indonesische Partei des Demokratischen Kampfes von Sukarnoputri kam auf 14 Prozent.
Quelle: AP, 9. Juli 2009
Opposition in Indonesien spricht von Wahlbetrug
Jakarta (AP) Erste offizielle Ergebnisse der Präsidentenwahl in Indonesien scheinen den Sieg von Amtsinhaber Susilo Bambang Yudhoyono schon im ersten Wahlgang zu bestätigen. Nach Auszählung von 18,7 Millionen Stimmzetteln kam Yudhoyono auf 62 Prozent, wie die Wahlkommission am Donnerstag mitteilte. Die Opposition warf der Partei des Staatschefs unterdessen Manipulation vor.
Die Tochter des ersten Präsidenten Indonesiens nach der Unabhängigkeit, Megawati Sukarnoputri, lag laut Wahlkommission bei 28 Prozent und Vizepräsident Jusuf Kalla bei zehn Prozent. Demnach käme es nicht zu einer Stichwahl. Bis Donnerstag wurde jedoch erst ein Bruchteil der Stimmen ausgezählt. Die Zahl der registrierten Wähler liegt bei 176 Millionen. Wie viele sich davon an der Wahl beteiligt haben, war vorerst nicht bekannt.
Das amtliche Endergebnis wird erst am 27. Juli erwartet. Bereits am Mittwoch sah eine Schnellauszählung in Wahllokalen aller 33 Provinzen den Amtsinhaber mit 60 Prozent in Führung.
Yudhoyono ist der erste demokratisch gewählte Präsident Indonesiens und gewann 2004 mit dem Versprechen die Wahl, entschieden gegen Bestechung vorzugehen. Trotz der Erfolge in den vergangenen Jahren hat Indonesien noch immer große Probleme, etwa beim Aufbau einer funktionierenden Infrastruktur und einer unabhängigen Justiz. Bis zu 100 Millionen der 235 Millionen Einwohner leben zudem in Armut.
Bei der Parlamentswahl Anfang April verdreifachte Yudhoyonos Demokratische Partei ihr bisheriges Ergebnis und wurde mit 20,8 Prozent der Stimmen stärkste Kraft. An zweiter Stelle folgte die Partei Golkar des früheren langjährigen Diktators Suharto mit 14,45 Prozent. Die Indonesische Partei des Demokratischen Kampfes von Sukarnoputri kam auf 14 Prozent.
Quelle: AP, 9. Juli 2009
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