Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Indonesiens Opposition legt zu

Endgültiges Wahlergebnis erst in Wochen erwartet

Von Barbara Barkhausen, Sydney *

Die Parlamentswahl vom Mittwoch gilt als Barometer für die kommende Präsidentenwahl in Indonesien. Erste Hochrechnungen favorisieren die bisherige Opposition im Lande, die Demokratische Partei des Kampfes (PDI-P). Sie stellt auch den populärsten Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen im Juli – den Gouverneur von Jakarta, Joko Widodo. Die Partei des amtierenden Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono scheint dagegen massiv Stimmen verloren zu haben.

Die Wahlen in Indonesien sind kein einfaches Unterfangen. Das Land verteilt sich auf rund 17 000 Inseln, und fast 190 Millionen der 250 Millionen Indonesier sind wahlberechtigt. Ein endgültiges Wahlergebnis wird deswegen erst in mehreren Wochen erwartet. Aufgrund der vielen unterschiedlichen ethnischen Gruppen gibt es zudem viele konträre Positionen, was bereits in den Wochen vor der Wahl zu gewalttätigen Ausschreitungen geführt hat.

An Kandidaten für die anstehende Präsidentschaftswahl im Juli mangelt es den indonesischen Parteien nicht. Neben zahlreichen glamourösen Stars und Sternchen und einem Elvis-Imitator, die den Parteien ihre attraktiven Gesichter zur Verfügung stellen, können jedoch nur einige wenige Parteien ernsthafte Mitstreiter präsentieren. So hat die bisher Regierungspartei noch nicht einmal einen Kandidaten für Juli aufgestellt, nachdem Yudhoyono nach zwei Amtsperioden selbst nicht mehr kandidieren darf. All dies zeigt, dass das Land auch 16 Jahre nach Ende der Herrschaft von Diktator Suharto noch nicht seinen politischen Weg gefunden hat.

Einer der ernsthaften Kandidaten ist Exgeneral Prabowo Subianto von der Partei Gerindra, dem Menschenrechtsverletzungen in seiner Vergangenheit vorgeworfen werden. Ein anderer Anwärter ist der Wirtschaftsmagnat Aburizal Bakrie, der für Golkar – die einstige Partei Suhartos – antritt. Ihre Parteien liegen bei den Parlamentswahlen im Augenblick mit deutlichem Abstand hinter der PDI-P, für die Joko Widodo antreten wird. Er hat einen kometenhaften Aufstieg hinter sich, der häufig mit dem Barack Obamas in den USA verglichen wird.

Der 52-Jährige ist ein Mann des Volkes. Er kommuniziert mit den Wählern über Facebook und Twitter, Bürger können ihm eine E-Mail schreiben oder ihn anrufen, und er geht selbst auf die Straße, um mit den Leuten über ihre Probleme zu sprechen. Wenn er mit seinen meist karierten Hemden dort auftaucht, feiern ihn die Leute wie einen Rockstar. »Joko Widodo ist beliebt, weil viele Indonesier ihn als einen ganz anderen Politiker-Typ sehen, der sich direkt mit Leuten trifft und daran arbeitet, ihre Probleme zu lösen«, erklärt der Indonesien-Experte Dave McRae vom Asien-Institut der Universität Melbourne den Erfolg des Kandidaten. Die Parlamentswahlen am Mittwoch bestätigten es auch damit: Laut indonesischen Medien war die Wahlbeteiligung sehr hoch.

* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 10. April 2014


Zurück zur Indonesien-Seite

Zur Indonesien-Seite (Beiträge vor 2014)

Zurück zur Homepage