"Es gibt - weiß Gott - intelligente Alternativen zum Krieg"
Unüberhörbare Weihnachts- und Neujahrsbotschaften aus den christlichen Kirchen Deutschlands und aus Jerusalem
Selten waren die Weihnachtspredigten so politisch und kämpferisch wie im Jahr 2002. Die alle Ansprachen beherrschenden Themen waren der drohende Irak-Krieg und die zugespitzte Situation im israelisch-palästinensischen Konflikt. Wir dokumentieren im Folgenden Textauszüge aus Predigten und Botschaften führender Kirchenvertreter/innen der katholischen und evangelischen Kirche sowie Berichte kirchlicher Nachrichtenagenturen. Am Ende dann noch die viel beachtete Weihnachtsbotschaft des Lateinischen Patriarchen in Jerusalem.
Beginnen wollen wir mit einem Auszug aus dem Papst-Segen "URBI ET ORBI" von JOHANNES PAUL II. (25.12.2002):
(...) Aus der Grotte von Bethlehem
erhebt sich heute der dringende Ruf,
daß die Menschheit dem Mißtrauen,
dem Zweifel und dem Argwohn nicht nachgebe,
auch wenn das tragische Phänomen des Terrorismus
Unsicherheit und Angst zu verbreiten droht.
Im Verein mit allen Menschen guten Willens
sind die Gläubigen einer jeden Religionen aufgerufen,
jedwede Form von Intoleranz und Diskriminierung zu ächten
und den Frieden aufzurichten:
insbesondere im Heiligen Land,
um die sinnlose Spirale blinder Gewalt zu stoppen,
und im Nahen Osten, um das unheilvolle Flackern eines Konfliktes,
der mit dem Einsatz aller vermeidbar ist, auszulöschen;
sodann in Afrika, wo verheerende Hungersnöte
und tragische innere Zwistigkeiten
die schon prekären Lebensbedingungen ganzer Völker verschlimmern,
auch wenn es nicht an Hoffnungsschimmern fehlt;
schließlich in Lateinamerika, in Asien und in anderen Teilen der Welt,
wo politische, wirtschaftliche und soziale Krisen
nicht wenige Familien und Nationen aus dem Gleichgewicht bringen.
Möge doch die Menschheit
die weihnachtliche Friedensbotschaft aufnehmen! Weihnachten ist ein Geheimnis des Friedens!
Aus der Grotte von Bethlehem
erhebt sich heute der dringende Ruf,
daß die Menschheit dem Mißtrauen,
dem Zweifel und dem Argwohn nicht nachgebe,
auch wenn das tragische Phänomen des Terrorismus
Unsicherheit und Angst zu verbreiten droht.
Im Verein mit allen Menschen guten Willens
sind die Gläubigen einer jeden Religionen aufgerufen,
jedwede Form von Intoleranz und Diskriminierung zu ächten
und den Frieden aufzurichten:
insbesondere im Heiligen Land,
um die sinnlose Spirale blinder Gewalt zu stoppen,
und im Nahen Osten, um das unheilvolle Flackern eines Konfliktes,
der mit dem Einsatz aller vermeidbar ist, auszulöschen;
sodann in Afrika, wo verheerende Hungersnöte
und tragische innere Zwistigkeiten
die schon prekären Lebensbedingungen ganzer Völker verschlimmern,
auch wenn es nicht an Hoffnungsschimmern fehlt;
schließlich in Lateinamerika, in Asien und in anderen Teilen der Welt,
wo politische, wirtschaftliche und soziale Krisen
nicht wenige Familien und Nationen aus dem Gleichgewicht bringen.
Möge doch die Menschheit
die weihnachtliche Friedensbotschaft aufnehmen!
(...)
***
Am 24. Dezember 2002 verbreitete die Nachrichtenagentur AP folgende Meldung über die ersten bekannt gewordenen Weihnachtsansprachen:
Kock ruft Christen zum Aufstehen gegen den Krieg auf
Der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock hat die Christen
angesichts des drohenden Krieges in Irak zum Aufstehen für den Frieden aufgerufen. "Der
Weg der Menschheit muss ein Friedensweg sein", sagte der Vorsitzende des Rates der
Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD) der Nachrichtenagentur AP. Er wünsche sich
vor allem, "dass die Bundesregierung stark genug ist zu verhindern, dass wir uns an dem Krieg
beteiligen." Auch der evangelische Bischof Wolfgang Huber plädierte zu Weihnachten für eine
friedliche Lösung des Konflikts.
Kock mahnte als zwei Voraussetzungen für eine funktionierende Gesellschaft
Mitmenschlichkeit und Verantwortung an. Die Freiheit des Einzelnen müsse gepaart sein mit
der Verantwortung für das Ganze. Die Tendenz des derzeitigen Wirtschaftens in Deutschland
gehe leider vom Prinzip des Egoismus aus, nach dem Motto: Jeder für sich selbst. "Das ist ein
großer Irrtum", kritisierte der Ratsvorsitzende. Die Gesellschaft werde "noch die Folgen zu
spüren bekommen von einer Wirtschaftsmentalität, die nur mit dem Ellenbogen arbeitet".
Der evangelische Bischof Wolfgang Huber hat für eine friedliche Lösung
des Irak-Konflikts plädiert. "Wir müssen im Augenblick alles tun, dass wir die Bemühungen
der Vereinten Nationen stärken, die Irak-Krise anders als mit einem großen unkalkulierbaren
Krieg in den Griff zu bekommen", sagte der Bischof von Berlin-Brandenburg am Dienstag im
Südwestrundfunk (SWR). Es gehe darum, den Ausbruch von Gewalt zu verhindern, aber auch
demjenigen, der Recht breche und der Gewaltmittel anhäufe, das Handwerk zu legen.
Huber sagte, ein Krieg gegen Irak könne "verheerende Auswirkungen" auf die Lage im Nahen
Osten und insbesondere auf die Situation von Israel haben. In dieser Hinsicht könne es keine
Neutralität Deutschlands geben, sagte der Bischof.
***
Die Pressestelle der EKD (Zusammenstellung: Christof Vetter) stellte Weihnachtsbotschaften leitender Geistlicher zusammen, aus denen wir einige herausgegriffen haben:
Ratsvorsitzender Präses Manfred Kock - Evangelische Kirche in
Deutschland und Evangelische Kirche im Rheinland
24. Dezember, 18 Uhr, Gottesdienst für Alleinstehende:
Das Kind, dessen Geburt die Christen an Weihnachten feiern, sei
der unumstößliche Ausdruck dafür, "dass das Leben ein Geschenk
ist und dass wir uns darum gut aufgehoben wissen dürfen bei Gott."
Mit dieser seelsorgerlichen Botschaft eröffnete der Vorsitzende des
Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und Präses der
Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Kock, seine diesjährige
Heilig-Abend-Predigt in einem Gottesdienstes für alleinstehende
Menschen im Bergischen Land.
"Auch in unserer kinderfeindlichen Zeit, in der Gerichte Kinder als
Last einstufen, weil sie den Erwartungen ihrer Eltern nicht
entsprechen, in der die Zahl der Abtreibungen weiter ansteigt, in
der Kinder als Armutsrisiko gelten," so der Ratsvorsitzende, lege
Gott das Schicksal der Menschheit in die Hände eines Kindes, das
in Armut geboren und unter lebensfeindlichen Umständen in seinen
ersten Lebenstagen mit seinen Eltern zur Flucht getrieben wird.
"Weihnachten ist das stärkste Fest unseres Kulturkreises." sagte
Kock in einer Predigt. Nicht die allgemeine Stimmungslage sei die
Ursache dafür, sondern "dass die biblische Weihnachtsgeschichte
genau das abbildet, was unsere Realität ist - alle Dunkelheit und
alle Widersprüche". Die Botschaft von der Erlösung erreichte
Menschen in aussichtloser Lage, mittellose Sklavenarbeiter ebenso
wie in grausamen Machtphantasien gefangene Befehlshaber. Die
Geschichte der Geburt Jesu wirke in eine Welt, die trotz allem Glanz
und allem Reichtum trostlos und arm wirke. Doch hinter der
Fassade der Trostlosigkeit, der materiellen Übersättigung und der
seelischen Leere leuchte der Glanz des Gottesfriedens in der
Weihnachtsbotschaft der Engel: "Fürchtet euch nicht". Diese
Botschaft gelte nicht nur den Hirten damals auf dem Feld, sondern
allen Menschen gleichermaßen, erläuterte Manfred Kock.
Gleichwohl sei Bethlehem als Geburtsort Jesu erneut Symbol für das
Elend der Gewalt - auch in diesem Jahr. Die Absperrung der Stadt
und der Geburtskirche und die Stationierung von Panzern und
Kanonen davor stünden im Widerspruch zur Botschaft des Friedens,
beklagte Kock: "Bethlehem macht uns Mühe. ... Niemand scheint
zu begreifen, was die Weisheit Jesu lehrt: nicht Böses mit Bösem
zu vergelten." Angesichts der Diskussion um die Bekämpfung des
Terrors und die drohende Kriegsgefahr im Mittleren Osten sagte
Kock: "Das Kind in der Krippe, das Kind auf der Flucht hat keine
Worte und keine Argumente. Aber das Kind Jesus ist das Argument
Gottes für eine andere, für eine neue Welt, auch wenn die alte Welt
bisher so wenig davon begreift".
Für die Christen laute darum die Konsequenz aus der
Weihnachtsgeschichte: "Wir müssen gegen den Krieg aufstehen.
Denn er würde das Gespenst des Terrorismus durch alle Ritzen
unserer Gesellschaft hineinpressen." Wer die Botschaft von den
Hirtenfeldern Bethlehems ernst nehme, spüre den Kontrast zum
Imponiergehabe der mächtigen Kriegshelden zu allen Zeiten. "Ehre
sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden". Die Kirche habe nur
dieses Wort zu verkünden. Auch wenn sie damit nicht immer die
Spitze der Hitlisten und Einschaltquoten erreichen könne, sei dies
der verheißungsvolle Kontrast zu Hassparolen und Säbelrasseln.
***
Bischof Hans-Jürgen Abromeit, Pommersche Evangelische Kirche. Weihnachtsbotschaft
Die Geburt von Jesus sei an sich nicht spektakulär, stellt der
Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche, Hans-Jürgen
Abromeit, in seiner Weihnachtsbotschaft fest. Weil sie allerdings in
die Verheißungsgeschichte Gottes hineingestellt sei, bekomme sie
einen Sinn, der alle Menschen betreffe. Ohne sich für das
Besondere die Augen zu öffnen, werde Weihnachten schnell "zu
einem Fest der inszenierten Heimeligkeit". Die Engel hätten damals
den Hirten die Augen geöffnet mit ihrer Botschaft "Fürchtet euch
nicht!" - etwas von der göttlichen Wirklichkeit habe in Ärmlichkeit
gestrahlt. "Die Botschaft der Weihnacht hat auch unser Leben
verändert," erläutert der pommersche Bischof. Deshalb haben
Menschen begonnen, ohne Ausgrenzung zu leben, denn es gebe
keine Unterscheidung zwischen wertvollen und wertlosen Menschen.
Von der Menschwerdung Jesu gehe aus, dass jeder Mensch für
unendlich wertvoll zu achten sei. Dies schließe, so Abromeit, den
Handel mit Organen aus: "Organe sind unbezahlbar. Wir gehören
auch nicht uns selbst, sondern Gott."
Zu Weihnachten gehöre auch das Lob Gott, so Hans-Jürgen
Abromeit: "Wo Gott allein die Ehre gegeben wird, da stellt sich der
Friede von selbst ein. Unfriede und Krieg sind aber dort, wo wir
Menschen uns absolut setzen und auf Kosten anderer leben.
Frieden sei dabei nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern
"Unversehrtheit, Heil und Segen für die ganze Schöpfung in
Übereinstimmung mit Gott und für alle Menschen."
***
Landesbischof Christoph Kähler - Evangelisch-Lutherischen Kirche
in Thüringen. Weihnachtsbotschaft:
"Wie gehen wir mit Kindern um?" - Diese Frage stellt Christoph
Kähler, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Thüringen, anlässlich des Weihnachtsfestes.
Die Weihnachtsgeschichte erzähle, wie sehr ein Kind die Welt
verändern könne: "Jeder ist dem anderen der Nächste. Das ist die
Botschaft, die von dem Kind in der Krippe aus um die Welt
gegangen ist", sagte Kähler. Beweisen müsse sich das zuerst an
den Schwächsten. Wie mit den Jüngsten umgegangen werde, zeige
den Zustand der Gesellschaft. "Dort, wo sich jeder selbst der
Nächste ist, geraten Kinder aus dem Blick. Eine solche Gesellschaft
verschenkt Chancen, denn Kindergeschrei ist Zukunftsmusik."
Es sei ein fataler Irrtum zu meinen, Kinder müssten mit Konsum
überhäuft werden. Das Kostbarste sei für Kinder nach wie vor
gemeinsam mit Eltern verbrachte Zeit und die darin zum Ausdruck
kommende Zuneigung. "Zeit für Kinder ist zur Mangelware
geworden. Unsere hektische Gesellschaft ist wenig kindgerecht",
kritisiert Kähler. Weihnachten sei eine gute Gelegenheit für
Erwachsene, viel Zeit mit Kindern zu verbringen. So würden sich die
Erwachsenen auch selbst beschenken.
Politik und Gesellschaft müssten stärker als bisher auf die
Bedürfnisse der Kinder eingehen, sagte Kähler abschließend. Er
erinnerte in dem Zusammenhang an die Kinderrechtskonvention
der UNO. Danach seien Kinder als Betroffene anzuhören und ihre
Meinungen zu berücksichtigen. Dies müsse bei der Stadtplanung
ebenso zur Geltung kommen wie in der Umwelt- oder
Bildungspolitik. "Wenn wir lernen, die Welt mit Kinderaugen zu
sehen, wird sie friedlicher und zukunftsfähiger." Es müssten
dringend Beteiligungsformen etabliert werden, die geeignet seien,
Kindern zu ihrem Recht zu verhelfen. Als Beispiel nannte Kähler die
"Kinderbischöfe von Magdala", die jedes Jahr von ihrer Gruppe
gewählt werden und die Interessen der Kinder vor Kommune und
Kirchgemeinde erfolgreich vertreten.
***
Bischof Wolfgang Huber - Evangelische Kirche in
Berlin-Brandenburg. 24. Dezember, 18 Uhr, SFB-Rundfunkgottesdienst in St. Marien,
Berlin
Weihnachten habe mit dem Frieden zu tun, erklärte Bischof
Wolfgang Huber in seiner Weihnachtsbotschaft. Der Lobpreis der
Engel, so berichte das Lukasevangelium, verbinde die Geburt des
Christuskindes in der Krippe von Bethlehem mit der Verheißung des
Friedens. Wer hinhöre, entdecke in diesen biblischen Worten mehr
als nur eine Friedensbotschaft. Dass Gott in der Höhe allein die
Ehre gegeben wird, ist genauso wichtig wie die Hoffnung auf
irdischen Frieden. Gott loben und im Frieden leben sei unlöslich
miteinander verknüpft.
Die ungelösten Fragen im Nahen Osten, die bleibenden
Spannungen in Afghanistan, die nach wie vor über der Welt
hängende Kriegsgefahr im Irak seien Beispiele dafür, wie gefährdet
der äußere Frieden ist. Diese Gefährdung im Licht des
Weihnachtsevangeliums zu sehen heißt auch, auf die Stimme des
Bergpredigers zu hören: "Selig, die Frieden stiften; denn sie werden
Söhne und Töchter Gottes genannt werden." Wie oft sei gegen
diese Seligpreisung verstoßen worden. Wie oft habe man der
Verkündigung Jesu unterstellt, sie fordere dazu auf, Unrecht und
Gewalt einfach hinzunehmen. Wenn Möglichkeiten gewaltfreien
Handelns erkundet werden, gehe es nicht darum, Gewalt und
Unrecht passiv hinzunehmen: "Beides zu überwinden, ist das Ziel."
Der drohende Irak-Krieg habe erneut vor die Frage gestellt, wie das
geschehen kann, sagte Wolfgang Huber. Viele seien ihm in USA
begegnet, denen es gerade nicht darum gehe, Gründe für einen
vermeintlich gerechten Krieg zu suchen, sondern Wege zu einem
gerechten Frieden zu gehen: "Die Vorstellung, einen Präventivkrieg
zu rechtfertigen, ist damit nicht vereinbar. In ihm kann man nicht
ein äußerstes Mittel sehen, das notwendig wird, weil der faktisch
ausgeübten Gewalt anders nicht gewehrt werden kann."
***
Kirchenpräsident Peter Steinacker - Evangelische Kirche in Hessen
und Nassau. 24. Dezember, Kirche in Schlitz, Christmette
"Wir brauchen Zeiten, in denen wir festlich innehalten und unsere
inneren Augen weit öffnen für das Leben, das in uns ist - dessen
Erfahrungen, dessen Freude, dessen Verwundungen ja ständig mit
uns gehen, die wir aber so wenig beachten können, weil der Alltag
so anstrengend ist und uns alles abverlangt, " predigte der
Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
(EKHN), Peter Steinacker, am Heiligen Abend in der Christmette in
Schlitz. Er betonte damit die unverzichtbare geistliche Bedeutung
der Advents- und Weihnachtszeit gegenüber allen Tendenzen, den
Geschäftsalltag und den Konsum immer mehr in den Vordergrund
der Feiertage zu schieben. Die Weihnachtsgeschichte von den
Hirten auf dem Feld und der Geburt Jesu im Stall decke, so
Steinacker, in behutsamer Weise die meistens tief verborgene
"Sehnsucht nach Gerechtigkeit, nach Frieden und einem erfüllten
Leben" auf. Steinacker regte an, in diesen Tagen auch "an einige
zu denken, die in dieser Nacht keinen Frieden finden können, weil
ihnen Nähe und Wärme fehlen, oder weil sie Opfer von Gewalt
sind."
Angesichts der politischen Weltlage rief Steinacker alle Christen
auf, die Hoffnung auf friedliche Konfliktlösungen nicht aufzugeben
und dafür zu beten. Diese Konflikte machten deutlich, "wie
vergebungsbedürftig wir Menschen sind." Dies zu erkennen, sei der
erste Schritt zum Frieden. "Genau deshalb fürchten sich die Hirten
in der Weihnachtsgeschichte so sehr vor dem Engel, der zu ihnen
kommt", so Steinacker, "denn sie wissen, dass wir Menschen nicht
so sind, wie wir eigentlich sein könnten. Die Hirten können da noch
nicht wissen, dass der Engel mit der entscheidenden
Friedensbotschaft Gottes kommt. Er will sie und uns einladen, in
Jesus Christus ihm selbst zu begegnen." Gott wolle damit, so
Steinacker "die Erde, dich und mich, mit hineinziehen in seinen
Frieden, der kein Ende hat und in dem Gerechtigkeit wohnt".
***
Bischof Hans Christian Knuth - Nordelbische
Evangelisch-Lutherische Kirche. 24. Dezember, Dom zu Schleswig
Hans-Christian Knuth predigte über die Erfahrung, dass das Erleben
von Wirklichkeit abhängig ist von der Art und Weise, wie Menschen
ihren Blick auf die Wirklichkeit richten: mit welchen Vorerwartungen
wir Realität wahrnehmen: "So kann es durchaus sein, dass wir in
der Krippe nur ein obdachloses Kind ohne Kinderzimmer und ohne
Kinderbett sehen. Eines von Millionen Flüchtlingskindern ... und
auch die unglückselige Mutter und der hilflose Vater gehören dann
eher zu den Randgruppen der Gesellschaft ..." Der weihnachtliche
Blick sei "der Blick einer jahrhundertealten Sehnsucht und
Hoffnung", die sich auf den neuen König richtet, der Frieden und
Gerechtigkeit bringt für die ganze Welt. Mit diesem Blick erkennen
in dem Kind Gott selbst und den himmlischen Glanz um die Krippe
im Stall.
Überträgen auf die Gegenwart, fragt Bischof Knuth: "Wie sehe ich
die Krippe? Wie sehe ich mich selbst und mein Leben? Wie sehe ich
meinen nahen und fernen Nächsten?" Seine Antwort: "Wir sind nicht
Konkurrenten im Kampf ums Überleben, sind nicht geboren zum
Herrschen übereinander, nicht zum Hassen und zum Streit, nicht
zum Richten und Diskriminieren. Sondern das wehrlose Kind, der
gewaltfreie Gott, die Menge der himmlischen Heerscharen: Das sind
unsere Grundlage, unsere Zielvorgaben, unsere Orientierungen in
der Welt." Im Blick auf das öffentliche Leben, auf Wirtschaft und
Politik haben die Menschen den Hoffnungsblick verlernt, vermutet
Hans Christian Knuth. Die Menschen in Deutschland würden sich um
Abbau des Wohlstands grämen, aber nicht mehr wahrnehmen, dass
es vielen insgesamt besser geht als fast jedem anderen Menschen
auf der Welt und als fast jedem Deutschen in unserer langen
Geschichte vor uns: "Wir nehmen den Glanz nicht mehr wahr in
unserem Leben, wenn wir Frieden haben, satt geworden sind und in
einem warmen Zuhause wohnen, gesunde Luft atmen, sauberes
Wasser trinken und frei unsere Meinung sagen können. In anderen
Zeiten und an anderen Orten beschreibt man so das Paradies,"
schloss der Bischof von Schleswig seine Weihnachtspredigt.
***
Bischöfin Maria Jepsen - Nordelbische Evangelisch-Lutherische
Kirche. 24. Dezember, 18 Uhr, Hauptkirche St. Michaelis, Hamburg
Gott zeige sich ganz schlicht und groß zugleich: im Stall das Kind,
am Himmel der Engel. So beschrieb Bischöfin Maria Jepsen die
Weihnachtsgeschichte im Heilig-Abend-Gottesdienst im Hamburger
Michel. Das Weihnachtsfest werde von Gott den Menschen bereitet.
Wer die Worte und Lieder des Weihnachtsfestes höre, der lasse
fallen, was ihn sonst beschäftigt und bedrängt, weil er Gott selbst
sprechen hört. Doch die Probleme und Sorgen der Welt bleiben. In
Jesus stelle Gott den Menschen einen an die Seite, der starke
Schultern hat, an den Menschen sich anlehnen können und der das
Schwere tragen hilft und abnehmen kann. In der Welt sei es noch
lang nicht so, "wie Gott es gerne hätte". Frieden, Gerechtigkeit,
Barmherzigkeit und Liebe würden es in dieser Zeit schwer haben,
erklärte die Bischöfin von Hamburg, doch die Engel würden
dagegen sprechen: "Fürchtet Euch nicht". Das sei die Botschaft
"Gott steht Schulter an Schulter mit euch."
***
Landesbischof Ulrich Fischer - Evangelische Landeskirche in Baden
Weihnachtsbotschaft mit Teilen der Predigt am 25. Dezember,
Karlsruher Stadtkirche
Von der Kraft für die Gestaltung des persönlichen und
gesellschaftlichen Lebens durch die weihnachtliche Botschaft spricht
Landesbischof Ulrich Fischer in seiner Weihnachtsbotschaft
(nachfolgend in Auszügen): "Weihnachten ist Herzenssache. Wir
alle kennen dies, wie sich in der Advents- und Weihnachtszeit die
Befindlichkeit unseres Herzens verändert. Wir sind sensibler in
diesen Tagen. Wir sind leichter bewegt oder angerührt. Unser
Gemüt erfährt eigenartige Schwingungen. Wir suchen die
Gemütlichkeit unserer Zimmer, vielleicht auch an unserem
Arbeitsplatz. (...) Früher habe ich dieser Gefühlslage nicht getraut.
Herzenserwärmung in der Adventszeit, das habe ich oft als den
Versuch gedeutet, die harte Realität des Lebens zu verdrängen;
über unsere Lebenswirklichkeit eine süße Gefühlssoße zu gießen,
um all das nicht wahrnehmen zu müssen, was Menschen das Leben
schwer macht. (...) Auch wenn manches an vorweihnachtlicher
Gefühlserregung unecht ist, es ändert nichts an der Erkenntnis,
dass Weihnachten in aller erster Linie eine Herzenssache ist. Denn
nur was in unseren Herzen ankommt, hat verändernde Kraft,
schenkt einen anderen Umgang miteinander in unseren Familien,
in unseren Freundes- und Kollegenkreisen. Es ist gewiss kein
Zufall, dass am Schluss der weihnachtlichen Geburtsgeschichte des
Lukas die Worte stehen: ‚Maria aber behielt alle diese Worte und
bewegte sie in ihrem Herzen.' Nicht in ihrem Kopf. Nicht in ihrem
klugen Verstand. Nein: Sie bewegte die Worte der
Weihnachtsbotschaft ganz drinnen bei sich. (...) Nichts wird die
Weihnachtsbotschaft bewirken, wenn sie nicht unser Herz erreicht.
Alles kann sie bewirken, wenn wir ihre Worte in unseren Herzen
bewegen. Alles, wirklich alles. Da können wir Kraft gewinnen, für
den Frieden auf Erden einzutreten, den Gott an Weihnachten uns
Menschen zugesagt hat. Da können wir Kraft gewinnen, jener
dumpfen Kriegsrhetorik deutlich zu widersprechen, die derzeit aus
den USA so furchterregend über die Welt hallt. Da können wir die
Kraft gewinnen, der Vergiftung des politischen Klimas in unserem
Land entgegenzuwirken. Da können wir Kraft gewinnen, gegen die
kollektive Depressivität unserer Gesellschaft von der Zukunft zu
reden, die Gott uns eröffnet hat. Da können wir Kraft gewinnen,
bedingungslos einzutreten für ein friedliches Zusammenleben mit
Fremden und ja zu sagen zu einer kontrollierten Zuwanderung in
unserem Land. Meine Hoffnung ist, dass in den jetzt anstehenden
Vermittlungen zur gesetzlichen Regelung der Zuwanderung sich das
wärmende, friedensstiftende Licht von Weihnachten widerspiegelt
und alle zu einem Ergebnis ermutigt, das den Betroffenen
Sicherheit und Verlässlichkeit schenkt. Was in unseren Herzen
ankommt, das hat Kraft, in heilendem Tun an und in dieser Welt
seinen Ausdruck zu finden. Was wir in unseren Herzen bewegen,
das kann nicht darin eingesperrt bleiben, das will in alle Welt
hinaus, um heilend und heilbringend in ihr zu wirken. Darum ist
Weihnachten nur in erster Linie eine Herzenssache. In zweiter Linie
ist es eine Sache von öffentlichem Interesse, von weltweiter
Bedeutung. (...)"
***
Landesbischof Johannes Friedrich - Evangelisch-Lutherische
Kirche in Bayern. 25. Dezember, 10.15 Uhr, St. Matthäuskirche, München
Im Festgottesdienst am 1. Weihnachtsfeiertag in der Münchner St.
Matthäuskirche hat Landesbischof Dr. Johannes Friedrich dazu
ermutigt, sich neu auf das Weihnachtsevangelium einzulassen.
Auch wenn sich die Nöte und Probleme des Jahres nicht einfach zu
Weihnachten auflösten, könne das Geschenk, das Gott in Jesus
Christus gemacht hat, Grundlegendes verändern: "Gott wendet sich
uns zu, er wendet sich uns in einem Menschen zu", so Friedrich.
Wenn die Menschen diese Zuwendung Gottes wieder neu an andere
Menschen weitergegeben, dann werde mehr Menschlichkeit für das
Miteinander in unserer Zeit wachsen.
"Das Weihnachtsevangelium lädt uns ein, die Botschaft zu hören,
sich auf sie einzulassen und sich in Bewegung zu setzen", so der
Landesbischof. Er erläuterte diese Bewegtheit, diesen Aufbruch am
Beispiel seiner Lieblingskrippenfiguren, der Hirten. Die Hirten ließen
sich auf das Ereignis der Heiligen Nacht ein, sie machten sich nach
der Verkündigung aus dem Dunkel des alltäglichen Lebens zur
Krippe auf. Von der Zuwendung Gottes bewegt, sagten sie die gute
Nachricht weiter. Friedrich rief dazu auf, die Zuwendung Gottes an
andere Menschen weiterzugeben: "Und wer es empfangen hat, wer
sich von Gott in Jesus Christus beschenkt weiß, kann davon auch
etwas an andere Menschen weitergeben. So können wir auch
einander zum Gottesgeschenk werden und uns gegenseitig als
Gottesgeschenk entdecken."
Mehr Menschlichkeit für das Miteinander in unserer Zeit, das war
Friedrichs Wunsch für die Familien in Deutschland: "Sprachlosigkeit
in Familien und zwischen den Generationen lässt sich überwinden,
gerade weil wir Menschen erfahren, dass Gott uns anspricht und sich
uns zuwendet." Friedrich hoffte, dass die Menschlichkeit nicht nur
im Persönlichen verbleibe: "Sinnlose Menschenopfer, wie der
Terrorismus sie produziert, müssen nicht sein. Es gibt - weiß Gott -
intelligente Alternativen zum Krieg, und die zu suchen, gebietet die
Menschlichkeit, gebietet das Weihnachtsevangelium vom "Frieden
auf Erden"."
***
Über die Predigt von Kardinal Friedrich Wetter konnte man im Bayernteil der Süddeutschen Zeitung am 27. Dezember folgendes erfahren:
"Weihnachtsbotschaft ist Absage an Krieg und Gewalt"
Predigt Kardinal Wetters in der Christmette am Heiligen Abend
München, Heiliger Abend, 24. Dezember 2002 (ok) Als Absage an Krieg und Gewalt
hat der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, die
christliche Weihnachtsbotschaft charakterisiert. "Ohne Gewalt, als wehrloses Kind,
bringt Jesus den Frieden in die Welt: das Kind in der Krippe ist das Bild des
gewaltlosen Gottes", sagte er am Heiligen Abend, 24. Dezember, bei der Christmette
im Münchner Liebfrauendom.
Der Kardinal ging auf die Situation in Bethlehem, der Geburtsstadt Jesu, und auf die
Angst vor einem Krieg im Irak ein, die viele bewege. In Bethlehem herrsche
Kriegszustand. An einem Ort, wo vor 2000 Jahren der ganzen Welt der Frieden
verkündet worden sei, werde geschossen und es gebe Tote. Heute sei Bethlehem
keine Stadt des Friedens, sondern eine zerrissene Stadt und damit ein Bild der
gegenwärtigen Welt.
Der Kardinal kritisierte die Vorbereitungen auf einen Krieg im Irak. Auf die von
vielen gestellten Fragen, ob heute noch ein Krieg zu rechtfertigen und überhaupt
noch zu gewinnen sei, antwortete Wetter: "Schlachten kann man gewinnen, aber
keinen Krieg - in einem Krieg sind heute beide Seiten Verlierer." Wetter rief zu einer
"Mobilmachung" auf, "aber nicht für einen Krieg, sondern für den Frieden, und zwar
weltweit". Wörtlich sagte er: "Was wir brauchen, ist nicht nur eine Globalisierung
der Wirtschaft, sondern noch mehr eine Globalisierung des Friedens."
Mit der Geburt des Kindes von Bethlehem gehe Gott gewaltlos ans Werk. Er richte
damit das Reich der Liebe, der Gerechtigkeit, der Wahrheit und des Friedens auf.
Alle Forderungen seien im Hauptgebot der Liebe zu Gott und zum Mitmenschen
zusammengefasst, in einer Liebe, die so groß sei, dass sie auch dem Feind verzeihe.
Dies habe Konsequenzen, sagte Wetter: "Was Jesus gelehrt und uns vorgelebt hat,
kann und muss man auch in den öffentlichen Bereich des politischen Handelns
übersetzen." Der Friede komme nicht von selbst. Er müsse gestiftet werden. Wer in
Frieden leben wolle, müsse etwas für den Frieden tun. (wr)
***
Zuguterletzt noch die Weihnachtsbotschaft 2002 des (katholischen) Lateinischen Patriarchen in Jerusalem
An unsere Gläubigen und an alle Männer und Frauen guten Willens
Brüder und Schwestern
1. In diesem Jahr ist unsere Weihnachtsbotschaft in erster Linie ein
Anflehen Gottes und ein Akt der Anbetung des unergründlichen Mysteriums der
Inkarnation des Ewigen Gotteswortes: "Und das Wort ist Fleisch geworden und
hat unter uns gewohnt" (Joh. 1,14).
Die Weihnachtsbotschaft handelt von Gerechtigkeit, Frieden und Liebe. Doch
ist unser Land voll mit Hass und Blutvergießen. Nicht deswegen wollte Gott
uns in diesem Heiligen Land haben. Nicht um die Heiligen Stätten zu einem
Schlachtfeld für unsere Kämpfe zu machen. Sie sollten vielmehr ein
Treffpunkt sein, wo wir gemeinsam Gott begegnen, wo wir gemeinsam unsere und
Seine Wohnung bauen. Wir müssen auch mit Gott erkennen, dass in dieser
Wohnung, der Mensch, den wir heute erniedrigt, seiner Freiheit und oft auch
seines Lebens beraubt sehen, heiliger ist als die Stätten selber.
Deshalb ist unsere Botschaft auch ein Appell an alle Menschen guten Willens,
an die Internationale Gemeinschaft und an alle unsere Kirchen weltweit,
aufzuwachen und beiden Völkern dieses Landes zu Hilfe zu kommen, Frieden auf
der Basis von Gerechtigkeit, Gleichheit und Würde zu stiften. Allen sagen
wir: Vergesst dieses Land nicht und überlasst uns nicht unserem Schicksal.
Manche sagen vielleicht: Es ist heute nicht möglich, zusammen zu leben. Wir
sagen aber: zusammen leben und gemeinsam Frieden haben ist immer noch
möglich. Was unmöglich ist, ist auf der einen Seite Sicherheit zu verlangen,
während die andere Seite unterdrückt wird, das eine Volk besetzt, während
das andere unter Besatzung ist. Das ist wirklich unmöglich. Aber mit
gleicher Gerechtigkeit für beide Seiten, wenn der Israeli in seinem Land und
Staat lebt, und auch der Palästinenser sein Land und seinen Staat hat, wird
ein Zusammenleben möglich sein.
2. Viele Leute fragen uns: Wie sollen wir dieses Jahr Weihachten feiern? Was
bedeutet das Verbot an Präsident Arafat, die Mitternachtsmesse zu besuchen?
Unsere Probleme begannen nicht in diesem Jahr. Seit Generationen leben wir
in einem blutigen Kampf. Nichtsdestotrotz sagen wir allen: Weihnachten ist
zuallererst ein Fest des Gebetes und ein Akt des Glaubens. Unser Glaube lädt
uns ein, über das Mysterium Gottes zu meditieren, über das Geheimnis der
Inkarnation seines Ewigen Wortes und seiner Gegenwart unter uns als Licht
und Leben für alle: "In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht für
die Menschen."(Joh. 1,4). Deshalb werden wir auch in diesem Jahr und trotz
aller Probleme diese Wahrheit unseres Glaubens bedenken, wir werden unser
Gebet zu Gott erheben, und wir werden das Fest wie gewohnt feiern.
Über das Verbot an Präsident Arafat, die Mitternachtsmesse zu besuchen,
sagen wir, dass es sich um eine nutzlose Maßnahme handelt: Wären die
israelischen Autoritäten auf dem wirklichen Weg zum Frieden, hätten sie sich
selbst erspart, solch eine unangebrachte Maßnahme zu erlassen.
Was die Belagerung und Erniedrigung, die den Palästinensern in Bethlehem und
in allen palästinensischen Städten und Dörfern auferlegt wurde, die
Zerstörung von Häusern und das Töten von Menschen betrifft, so drängen all
diese Maßnahmen uns dazu, unseren Mut, unsere Hoffnung und unsere Liebe zu
erneuern, selbst denen gegenüber, die uns das Leben schwer machen. Deshalb
müssen wir beten, möge Gott all diesem ein Ende setzen und uns statt dessen
Gerechtigkeit, Würde und Liebe geben. Die gegenwärtigen Schwierigkeiten
zwingen uns nicht, unsere Feste ausfallen zu lassen. Über das Leiden, das
uns bereits auferlegt ist, hinaus, ist es deshalb nicht notwendig, uns
selbst die Freude des Festes und unsere Pflicht Gott anzubeten und uns Ihm
mit all unserem Leiden zu schenken, zu nehmen.
Wir appellieren an die israelischen Autoritäten, ein für allemal alle
Kontrollpunkte um die palästinensischen Städte und Dörfer zu entfernen.
Sollten sie bleiben, sagen wir unseren Gläubigen: Gestaltet sie in Orte des
Gebets um. Verwandelt die Orte der Erniedrigung, des Hasses und des Todes in
Andachtsstätten. Ruft zu Gebetstreffen dort auf, damit Gott diejenigen mit
der Absicht der Gerechtigkeit und des Friedens erfüllt, die befohlen haben,
sie zu errichten.
4. Unsere Weihnachtsbotschaft dieser Tage - während die Belagerung noch über
die Städte und Dörfer verhängt ist, und während wir dort ebenso wie in den
israelischen Städten und Dörfern dem Tod ins Gesicht sehen, - ist ein
Appell, die Belagerung und dann die Besatzung zu beenden und ein Appell, das
Blutvergießen auf beiden Seiten zu beenden, in den palästinensischen Städten
und Dörfern wie in den israelischen Städten und Straßen. Wenn die
derzeitigen Führer im Friedenstiften nicht erfolgreich sind, gibt es nur
eine Lösung: Macht den Weg frei für andere Führer, vielleicht sind sie dort
erfolgreicher, wo die derzeitigen versagen. Unser Appell lautet Frieden
stiften, Ungerechtigkeit beenden, die viel beschworene Sicherheit für die
Israelis erreichen, die israelische Besetzung palästinensischen Landes zu
beenden, die die Quelle allen Übels und aller Hindernisse ist, die in den
Herzen der Führer und der Völker vor dem Frieden angehäuft sind.
Weihnachten ist Glaube und Gebet, Weihnachten ist Licht in der Dunkelheit
und der Unterdrückung, in der wir leben. Die Engel haben am Himmel
Bethlehems gesungen: "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den
Menschen seines Wohlgefallens". Wir hoffen, dass diese Menschen mehr und
mehr werden, damit die Botschaft der Engel, die der Menschheit von unserem
Land aus erteilt wurde, auch eine Botschaft für uns sein wird und uns in
Friedensstifter verwandelt. Wir hoffen und wir beten, damit das Fest, das
nächstes Jahr wieder kommen wird, uns bessere Zeiten mit Gerechtigkeit,
Frieden und Heiligkeit für uns alle in diesem "Heiligen Land" bringen wird.
Inmitten aller Prüfungen, wünsche ich euch allen, Brüder und Schwestern, und
besonders euch Einwohnern von Bethlehem, Christen und Muslime, eine heilige
Weihnacht.
Michel Sabbah, Patriarch,
Jerusalem, 18.12.2002
Nicht autorisierte Übersetzung: Kindling/Kuhn/Rösch-Metzler
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