Irak funktioniert nicht
Von Robert Fisk
Der folgende Artikel des bekannten Korrespondenten der britischen Zeitung "Independent" ist Anfang August verfasst und ein paar Tage darauf ins Deutsche übersetzt worden (Andrea Noll). Angesichts der sich immer weiter auftürmenden Probleme für die Besatzungsmächte ist der Bericht auch zwei Wochen nach seinem Erscheinen noch aktuell.
Paul Bremers Kleidergeschmack ist symbolisch für "den neuen Irak": Geschäftsanzug mit
Kampfstiefeln. Als Prokonsul des Irak könnte man eigentlich mehr Stil von ihm erwarten. Aber
schließlich ist Bremer der berühmte "Antiterror"-Experte, der das Land angeblich Mithilfe einer
Riesenarmee an internationalen Konzernen - das meiste natürlich Amerikaner - wiederaufbaut und so die
erste Demokratie in der arabischen Welt schafft. An der "Antiterror"-Front ist Bremer ein totaler Flop.
Seit Präsident Bush den Krieg für beendet erklärt hat, starben im Irak bereits 50 amerikanische Soldaten
- nicht gerade eine Erfolgsbilanz. Nur fair, hinzuzufügen, dass Bremer auch an der "Wiederaufbaufront"
Chaos anrichtet.
Theoretisch hört sich zwar alles fantastisch an: die Ölproduktion sei auf 1 Million Barrel pro Tag
gestiegen; Bagdad Airport stünde kurz vor der Wiedereröffnung; alle Universitäten des Landes
funktionierten; das Gesundheitswesen erhole sich rasch; in Bagdad seien die ersten Mobiltelefone
aufgetaucht, und ein irakischer 'Interimsrat' wurde auf die Beine gestellt. Aber es hat auch etwas vom
phantasierenden Blick in den Spiegel - all diese Ankündigungen der CPA, der
'Koalitions-Übergangsverwaltung' (ein wieselflinker Ausdruck, mit dem die Besatzungsmächte unter
Führung der USA ihre rechte und extrem undemokratische Natur kaschieren). Nehmen wir die
Ölförderzahlen: Generalleutnant Ricardo Sanchez, der US-Kommandeur im Irak, ließ das Datenmaterial
sogar in seine letztwöchige Pressekonferenz einfließen (die unter dem Motto stand: "Ein großer Tag für
Irak"). In der Pressekonferenz verkündete er triumphierend, wie seine 200 Soldaten in Mosul es geschafft hätten, Saddams
Söhne zu töten - sie lebend zu fangen, war ihnen anscheinend nicht möglich. Ansonsten nur Stuss von
Generalleutnant Sanchez. Stimmt, im Juni betrug die Ölproduktion 900.000 Barrel pro Tag (100.000bpd
weniger als von Sanchez angegeben), aber ganz wichtig: schon im Juli fiel sie wieder auf 750.000.
Schuld sind die Unterbrechungen in der Stromversorgung, und das wird sich diese Jahr nicht großartig
ändern. Ein weiterer Grund ist der Export-Schmuggel. Folge? Der Irak, ein Land mit den zweitgrößten
Ölreserven der Welt, ist gezwungen, Treibstoff aus anderen Ölstaaten zu importieren, um den
heimischen Bedarf zu decken.
Nächster Punkt: der Flughafen Bagdad. Der steht kurz vor seiner Wiedereröffnung, stimmt. Aber leider
kommt der Flughafen - mit seiner riesen US-Militärbasis und dem brutalen US-Gefangenenlager - nachts
unter Granat- und Mörserbeschuss. Unter solchen Umständen wird wohl keine große Fluggesellschaft
auch nur im entferntesten daran denken, ihre Maschinen vor Ort landen zu lassen. Doch seltsame Dinge
geschehen. So wird den Irakern beispielsweise gesagt, die ersten Maschinen, die von hier abfliegen,
seien die der 'Transcontinental Airlines' (ein Name, der frappant an die Transportfluglinie der CIA in
Vietnam erinnert). Sie sei ein Ableger der "US-Airlines". Der einzig geplante Flug - und jetzt aufgepasst -
ist Bagdad / Schönefeld (ehemals Ost-Berlin). Ein britisches Unternehmen, es nennt sich "Mayhill
Aviation", läßt derzeit Anzeigen in irakischen Zeitungen schalten. Man plane, mit einer Boeing 747 eine
wöchentliche Fluglinie von Gatwick nach Basra einzurichten. Die Route legt den Schluss nahe, dass
letztendlich vorwiegend britisches Militärpersonal und deren Angehörigen die Flüge nutzen werden.
Die Wiedereröffnung der irakischen Universitäten ist wirklich eine gute Nachricht. Und niemand würde
es Bremer verübeln, hätte er die 436 Professoren, die Mitglieder der Bath-Partei waren, allesamt kollektiv
gefeuert - entsprechend hatte die CPA das akademische System abgeschafft, das Studenten mit
Bath-Parteiausweis automatisch bessere Abschlüsse garantierte. Also echte Ent-Bathifizierung? Leider
hat sich herausgestellt, dass man nicht genügend qualifizierte Professoren zum Weitermachen hatte.
Einige der 436 waren nur pro forma Parteimitglied und hatten ihre Abschlüsse an ausländischen
Universitäten erworben. An der Mustansiriyah University beispielsweise hat man diese Professoren
'gesäubert', nur um sie gleich anschließend wiedereinzustellen. Lediglich ein paar Papiere mussten
ausgefüllt werden, mit denen sie der Bath-Partei formal abschworen. Überhaupt scheint es Bemers Art
zu sein, eigene Entscheidungen zu revidieren: Hatte er zunächst triumphierend verkündet, die gesamte
irakische Armee sei entlassen, musste er die Männer später kleinlaut wieder auf die Soldliste setzen. Sie
sollten nicht auf die Idee kommen, alle zusammen auf die US-Soldaten im Irak loszugehen.
Und das Gesundheitssystem? Das neue irakische Gesundheitswesen ist zwar angehalten, die Kliniken
und Hospitäler im Land instandzusetzen. Aber jetzt taucht plötzlich eine ominöse US-Firma mit dem
Namen 'Abt Associates' in Bagdad auf, um der 'US Agency for International Development' (USAid)
Hilfe zu leisten (im Namen des 'Ministry of Health Technical Assistance') bzw. "schnelle Finanzhilfe,
um die Gesundheitsprobleme im Inland anzugehen". Diese Agentur hat verfügt, sämtliche medizinischen
Geräte müssten den technischen Standards und Modifikationen der USA entsprechen. Das heißt: alle
neuen Geräte für Krankenhäuser kommen von jetzt an aus den USA - und nicht aus Europa.
Thema: mobiltelefonieren. Vor etwas mehr als einer Woche erwachte mein länderübergreifendes,
libanesisches Handy plötzlich zu neuem Leben - gegen Mitternacht. Stundenlang nur verzerrte
Kommunikation, dann meldeten sich Handyfirmen in Kuwait, Katar oder Bahrain (je nachdem, wo ich
mich in Bagdad befand). Kaum eine Woche später aber kappten die Amerikaner das System wieder. Der
Telefonbetreiber aus Bahrain hätte gegen den Wettbewerb verstoßen. Er hätte seinen Service voreilig
angeboten und so die anderen Vertrags-Anwärter um ihre Chance gebracht: bei diesen anderen Firmen
handelt es sich größtenteils um Amerikaner.
Natürlich protestieren die Iraker gegen diese Dinge. Sie gehen auf die Straße und protestieren - vor allem
gegen die aggressiven Militärrazzien der Amerikaner. Und sie protestieren in der Presse. Was bringt es
ihnen? Als irakische Ex-Soldaten vor Bremers Büro, das im früheren Präsidentenpalast liegt,
demonstrierten, wurden 2 von ihnen durch US-Soldaten erschossen. Als in Faludschah die Einwohner
protestierten - schon im April - erschoss das US-Militär 16 von ihnen. 11 Menschen wurden später in
Mosul niedergemäht. Bei zwei Demonstrationen in Karbala - gegen die Präsenz der US-Truppen nahe
des Schreins von Imam Hussein - erschossen amerikanische Soldaten letztes Wochenende 3 Menschen.
"Was für eine tolle Sache, seine Meinung sagen zu dürfen", sagt Generalleutnant Sanchez,
bezugnehmend auf die Demonstrationen von letzter Woche im Irak. Es scheint, als besitze er
rabenschwarzen Humor.
Das alles ergibt nur einen Sinn, wenn man nicht vergisst, dass die illegale Invasion des Irak von einer
Gruppe rechter, pro-israelischer Ideologen in Washington ausgeheckt wurde. Bremer gehört dieser
Gruppe zwar nicht an, fügt sich aber nahtlos ins Raster. Paul Wolfowitz - einer der Hauptanstifter des
Kriegs, der mit am lautesten auf die Trommel der (nicht existenten) Massenvernichtungswaffen schlug
-, versucht nun von sich und seinen katastrophalen Ratschlägen an die US-Regierung abzulenken, indem
er die Medien angreift, insbesondere den lästigen, unkontrollierbaren Sender Al-Dschasiera. Wolfowitz
behauptet vehement, die Al-Dschasiera- Berichterstattung komme einer "Aufwiegelung zur Gewalt"
gleich. Dabei ist Wolfowitz natürlich bewusst, dass "Aufwiegelung zur Gewalt" die offizielle
Rechtfertigung ist, die Bremer benutzt, um Zeitungen u. TV-Sender dichtzumachen, die ihm nicht
passen. US-Soldaten führen Razzien gegen Zeitungen durch, in denen die Amerikaner beleidigt werden -
in selber Weise wie von amerikanischer Seite gegen die Büros des 'Hohen Rats der Islamischen
Revolution im Irak' vorgegangen wird. Dessen Führer, Ayatollah Mohammed al-Hakim, ist inzwischen
Mitglied im berühmten Interimsrat. Nicht gerade der intelligenteste Weg, den prominenten
Schia-Geistlichen an Bord zu halten. Der Rat selbst ist in Bagdad inzwischen schon eine Lachnummer -
vor allem, weil dessen erster Akt darin bestand, jedem Mitglied ein Auto zu kaufen u. einen früheren
Präsidentenpalast als Arbeitsstätte zu nutzen und weil der Pentagon-Schützling Ahmed Chalabi (ein
verurteilter Betrüger) auf die hirnverbrannte Idee kam, den 9. April zum alljährlichen nationalen Feiertag
zu machen - zum Gedenken an die "Befreiung" des Irak von Saddam. Für Briten und Amerikaner hört
sich das gut an. Was könnte wohl normaler sein, als das Ende der Bestie von Bagdad zu feiern? Aber die
Iraker sind ein sehr stolzes Volk, das sich jahrhundertelang gegen Invasoren zur Wehr gesetzt hat. Ihnen
ist bewusst, der neue staatliche Feiertag markiert gleichzeitig den ersten Tag der Fremdbesatzung.
"Schon mit seiner allerersten Entscheidung", sagt mir ein irakischer Journalist voller Verachtung, "hat
sich dieser Interimsrat delegitimiert." Ein zarter aber umso düsterer Schatten beginnt Gestalt
anzunehmen - der Schatten einer neuen Art "Demokratie" für Irak, mit einem kommenden Herrscher,
der das Land patriarchalisch zu regieren hätte, eine Mischung aus Autokratie und gemäßigter Haltung, ŕ
la Atatürk. So ein Irak-Regent würde es den Amerikanern nämlich erlauben heimzugehen. Wen
wundert's, dass ausgerechnet ein US-Kommentator - und Angehöriger jener gescheiterten,
geisteskranken Rechten, zu der Wolfowitz zählt (Daniel Pipes vom Middle East Forum Thinktank, einer
Gruppe, die die Interessen der USA in der Region vertritt) -, dieser Idee Ausdruck verleiht und zwar in
ihrer gänsehauterregendsten Form. Pipes Vorschlag: "Demokratisch gesinnte Autokraten können (den
Irak) besser zur Volldemokratie führen, als voreilige Wahlen". Was der Irak brauche, sei "ein
demokratisch gesinnter (!) starker Mann mit echter Authorität", "politisch moderat" aber "operational
knallhart (!!)". Bei derartigen Doppelstandards fällt es schwer, sich ein zynisches Grinsen zu verkneifen.
Aber die Sache ist ernst. Was soll das heißen - "operational knallhart"? Bedeutet das Geheimpolizei,
Verhörzimmer, Folterer - um das Volk im Zaum zu halten? Genauso ging Saddam vor, als er an die
Macht kam - mit Unterstützung der Briten und Amerikaner damals. Und "starker Mann" - ist das nicht
das genaue Gegenteil von jenem "Demokratie"-Versprechen, das Bush u. Tony Blair dem irakischen
Volk gaben? Demokratien werden nunmal nicht von Autokraten gelenkt, und Autokraten lassen sich
durch niemanden steuern. Sie steuern sich selbst. Und noch etwas: Die Pipes-Version einer
'Starken-Mann-Demokratie' sieht vor, dass sich die amerikanischen Truppen "auf Militärbasen weitab
der bevölkerten Zentren" zurückziehen, wo sie "der neuen Regierung (!) als Militärpartner dienen und
deren ultimative Sicherheit garantieren...". Anders ausgedrückt, die US- Truppen verstecken sich
irgendwo in der Wüste, um weitere Opfer zu vermeiden. Und falls der "starke Mann" den
amerikanischen Befehlen nicht gehorchen will, stürmen sie zurück nach Bagdad und entsorgen ihn.
Aber derzeit ist Bremer der 'starke Mann'. Unter seiner Herrschaft sinken Geist und Moral der
(US-)Truppe im Sturzflug - nämlich mit jeder neuen verpfuschten u. oft sinnlosen Razzia gegen die
Zivilisten des Irak. Was noch im Volk vorhanden war an Sympathie für die US-Soldaten zerstört ihre
fortgesetzte Obsession, Saddam zu fangen - besser gesagt, zu töten. Bei einer kürzlichen Operation in
der Stadt Dhuluaya beispielsweise starben 2 unschuldige Männer. Auch der irakische Informant der
Amerikaner kam ums Leben. Originellerweise musste der Mann - mit Kapuze über dem Kopf, damit man
ihn nicht erkennen sollte -, vor den von ihm Verratenen marschieren. Sein eigener Vater erschoss ihn.
Die rührige irakische Tageszeitung 'Iraq Today' fand heraus, dass die "Geheimdienst"-Offiziere der 4.
Infanteriedivision Fandungsfotos, Luftaufklärungsaufnahmen u. geheime Operationspläne (komplett mit
Zielhäusern und Notizen) vor Ort zurückließen. Die Zeitung - in guter journalistischer Tradition -
veröffentlichte alles eifrig, einschließlich des Kommentars des Vaters jenes jungen Sabah Salem Kerbul,
der für die Amerikaner bei 'Operation Peninsula Strike' als Informant tätig war. Er hätte dem Sohn
zuerst in den Fuß, dann in den Kopf geschossen. "Ich habe ihn getötet", so der Vater, "aber er ist immer
noch Teil meines Herzens".
Überhaupt beginnt sich anarchische Gewalt in die irakische Gesellschaft einzugraben - mehr als je in den
Tagen des genozidalen Saddam Hussein. Kaum ein Tag vergeht, an dem sie mir nicht begegnet, an dem
ich keinen Beweis für sie finde - bei meiner täglichen Berichterstattungsarbeit in Bagdad. Am Montag
war ich in Bagdads Yarmouk-Hospital, um die Identität mehrerer Zivilisten zu klären, die am Tag zuvor
in Mansur von US-Truppen getötet worden waren. Im Hof neben dem Gebäude stieß ich auf 4 Leichen,
die dort bei 50 Grad Celsius lagerten. Alle 4 Personen waren erschossen worden - ihre Identität
unbekannt. 3 der Leichen waren jung, der vierte wohl schon in mittleren Jahren. Er hatte ein Loch in der
Socke. Drei Tage zuvor im örtlichen Supermarkt sah ich, dass die Frau an der Kasse Schwarz trug. Ihr
Bruder sei vor einer Woche ermordet worden, sagt sie mir. Den Grund kenne niemand. Als ich gerade
im Gespräch mit dem Vater meines Fahrers bin - er betreibt einen Fotokopierladen in der Nähe von
Bremers Palast-Hauptquartier -, bricht neben mir plötzlich ein junger Mann in Lobpreisungen für
Saddam Hussein aus. Ich frage nach dem Grund, er sagt, geräde hätten Bewaffnete seinem Vater das
neue Auto gestohlen. Ich versuche, einen Ex-Gefangenen der Amerikaner zu besuchen - sie hatten ihn
illegal festgehalten. Der Mann lebt in einem Slum-Vorort von Bagdad, also fahre ich zum Mukhtar - dem
örtlichen Bürgermeister - um die korrekte Adresse zu erfahren. Als ich ankomme, begrüßt mich eine
Gruppe Angehöriger mit langen Gesichtern. Nein, ich könne den Mukhtar nicht sprechen, er sei die
Nacht zuvor ermordet worden. Das alles Erlebnisse innerhalb der letzten 4 Tage. Wieviele Morde und
Diebstähle werden in Bagdad wohl insgesamt verübt? Oder im Irak? Vor zwei Tage sollen in Basra 5
Männer ermordet worden sein. Man hatte ihnen vorgeworfen, Alkohol verkauft zu haben. Auch hier
keine Öffentlichkeit, keine offizielle Stellungnahme u. keine Opferzahlen vonseiten der CPA.
Vor einigen Tagen saß ich in jener Konferenzhalle, in der die Besatzungsbehörden ihr tägliches
Presse-Briefing abhalten - eine schräge Sache u. gute Gelegenheit, über "unverantwortliche
Berichterstattung" herzuziehen. Aber nur ein Bruchteil aller Gewalttaten der letzten 24 Stunden wurde
aufgeführt - obgleich sie den Behörden selbstverständlich bekannt sind. Ein irritierender Moment, als
Charles Heatley, Sprecher des britischen Außenministeriums (von Tony Blair auf Intervention Alastair
Campbells ernannt), von den Entführungen u. Vergewaltigungen anfing bzw. von den Berichten über
derartige Geschehnisse im Irak. Ja, gibt er zu, solche Fälle seien schon vorgekommen, aber letztendlich
(interessant, wie gekonnt er jegliches journalistische Interesse an dem schrecklichen Thema im Keim
erstickt) existierten nur jede Menge "Gerüchte", die einer Nachprüfung nicht standhielten. Der
'Independent' hat andere Erfahrungen. Erst kürzlich war es ihm innerhalb von nur einem Tag gelungen,
die Identität einer jungen Frau zu klären, die entführt, vergewaltigt und anschließend befreit worden war.
Seither hat sie zu Hause drei Selbstmordversuche unternommen. Eine andere Familie übergibt unserer
Zeitung das Foto ihrer entführten Tochter - in der Hoffnung, auch irakische Zeitungen würde es
abdrucken.
Wann begreifen die Besatzungsbehörden endlich, dass man sich den Irak nicht "zurechtspinnen" kann?
Dieses Land durchlebt eine Tragödie epischen Ausmaßes. Nach dem Absturz Iraks in Saddams Hölle
scheinen wir nun zur Ansteckung verurteilt. Unsere Hybris, unsere Lügen und Phantastereien -
einschließlich derer Tony Blairs - drücken uns hinunter in den Pfuhl. Die Menschen des Irak gehen
einem neuen Abschnitt ihres Leidenswegs entgegen und wir einer neuen Kolonialismus-Demütigung, die
auch die Karrieren von Bush und Blair kosten könnte. Aber am entscheidendsten: Es könnte noch vielen,
vielen unschuldigen Menschen das Leben kosten!
Übersetzt von: Andrea Noll
Orginalartikel: "Iraq isn't working"
Quelle: Independent / ZNet 02.08.2003
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