Streit um Öl trübt die Harmonie
Bagdad wirft Teheran illegale Ausbeutung von Quellen vor
Von Karin Leukefeld, Damaskus *
Die bilateralen Sicherheitsgespräche zwischen den USA und Iran in Bagdad sind ins Stocken
geraten. Irak beschuldigt derweil Teheran, von Ölfeldern in Südirak Öl zu stehlen. Irans Präsident
Ahmadinedschad wird Anfang März in Bagdad erwartet.
Ein Treffen zwischen Iran und den USA über die Sicherheitslage in Irak wurde am vergangenen
Freitag (15. Februar) ohne Angaben von Gründen von Teheran verschoben. Das Gespräch hatte unter Teilnahme
irakischer Offizieller in Bagdad stattfinden sollen. Die USA und Iran machen sich gegenseitig für die
schlechte Sicherheitslage in Irak verantwortlich. Während Washington die iranische Regierung
verdächtigt, Milizen in Irak zu unterstützen, die gegen die US-amerikanischen Besatzungstruppen
kämpfen, beschuldigt Teheran die USA, durch ihre Truppenpräsenz im Nachbarland die Unruhen zu
schüren. Auch wenn bei den arabischen Staaten Misstrauen gegenüber den Ambitionen Teherans in
Irak herrscht, teilen die meisten doch die iranische Ansicht.
Seit Mai 2007 haben sich die Vertreter der USA und Irans drei Mal in Bagdad getroffen. Regionale
»Sicherheitsgipfel« hatten auf Initiative der UNO, der EU und der Arabischen Liga sowohl in
Damaskus als auch in Istanbul stattgefunden, wobei die Nachbarstaaten Iraks vereinbarten, in
Sachen Grenzsicherung enger zusammenzuarbeiten. Der irakische Außenminister Hosjar Sebari
lobte kürzlich bei einem Besuch in Moskau sowohl Iran als auch Syrien für ihre hervorragende
Kooperation in dieser Hinsicht.
Nach dem Sturz von Saddam Hussein 2003 haben sich die iranisch-irakischen Beziehungen
sichtlich entspannt. Neben der Zusammenarbeit in Wirtschaft und Kultur unterstützt Teheran das
Nachbarland bei der Ausbildung und Ausrüstung von Polizei und Armee. Spannungen gibt es
dennoch, wie eine offizielle Protestnote von Außenminister Sebari an die Regierung in Teheran vor
wenigen Tagen deutlich machte. Iran bediene sich unberechtigterweise an irakischen Ölreserven,
hieß es in Bagdad. Der Streit dreht sich um die Ölfelder Abu Gharb und al-Fakkah in der Provinz
Maysan in Südirak. Nach der US-Invasion 2003 besetzte Iran sechs Ölquellen auf Abu Gharb. Bis
der Grenzstreit beigelegt sei, werde man die Quellen versiegeln, erklärte Teheran damals. 30
weitere Quellen auf Abu Gharb arbeiten unter der Kontrolle der südirakischen Ölgesellschaft. Neun
Quellen auf irakischem Territorium seien aber derzeit außer Betrieb, weil die Iraner das Öl
abgepumpt hätten. Irakischen Technikern sei der Zugang zu den Quellen verwehrt worden. Bagdad
forderte Iran nun auf, die Quellen nicht anzurühren, bis eine Einigung über das Gebiet erzielt worden
sei, zitierte die Tageszeitung »Al Sabah« den stellvertretenden Ölminister Mohammad al-Haj
Hmoud. Eine Delegation werde in Teheran die Sache ansprechen. Der Sprecher des iranischen
Außenministeriums, Mohammad Ali Hosseini, erklärte unterdessen auf der offiziellen Webseite des
Außenministeriums, für die Vorwürfe aus Bagdad fehlten die Beweise. Gleichwohl sei Iran bereit,
über alles zu reden.
Der irakische nationale Sicherheitsberater, Mouwaffaq al-Rubaie, fiel seiner Regierung derweil in
den Rücken. Für die Vorwürfe aus dem irakischen Ölministerium, Iran schöpfe irakische Ölquellen
ab, gäbe es keine Belege, sagte al-Rubaie. Journalisten sollten »präziser« berichten.
Warum Teheran das Treffen mit den USA in Bagdad absagte, ist nicht bekannt. Ein möglicher Grund
könnte die Ermordung des militärischen Führers der Hisbollah, Imad Mughniyeh, in Damaskus am
Dienstag vergangener Woche sein. Mughniyeh soll zuletzt in Iran gelebt haben, der iranische
Außenminister Manouchehr Mottaki hatte an den Trauerfeiern in Beirut teilgenommen. Fast
zeitgleich mit der Terminabsage der iranisch-amerikanischen Gespräche kündigte Teheran
allerdings an, Präsident Machmud Ahmadinedschad werde in der ersten Märzwoche Bagdad
besuchen. Das wäre der erste Besuch eines iranischen Präsidenten in Irak.
Wie jetzt bekannt wurde, haben sich Vertreter des US-Finanzministeriums und Abgesandte
Teherans im Januar in Paris getroffen. Das Treffen, in dem es um Vorwürfe gegen Iran ging, den
internationalen Terrorismus zu finanzieren, war auf Wunsch Irans zustande gekommen. Dabei habe
es jedoch lediglich einen »Meinungsaustausch« über diese Fragen gegeben, hieß es in Teheran.
* Aus: Neues Deutschland, 19. Februar 2008
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