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Russischer General erwartet Irak-Szenario - Britische Soldaten gefangen genommen

Iran: Über den Kriegsbeginn wird weiter spekuliert - über Kriegsanlässe nicht

Die Iran-Krise scheint sich im März 2007 weiter zuzuspitzen. Am 24. März verabschiedet der UN-Sicherheitsrat auf Drängen der USA und der EU eine weitere Resolution, in der die Sanktionen gegen den Iran verschärft werden (siehe: Resolution 1747 (2007)), und unmittelbar davor werden, wie es der Zufall (?) manchmal so will, 15 britische Soldaten gefangen genommen, weil sie sich angeblich in iranischen Gewässern befanden. Schon einige Tage davor hatte eine russische Wochenzeitung von detaillierten Angriffsplanungen der USA berichtet. Demnnach würde der Angriff am 6. April beginnen.
Im Folgenden dokumentieren wir in chronologischer Folge eine Reihe aktueller Meldungen, teils von der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti, teils von westlichen Agenturen.

Freitag, 6. April 2007, 4 Uhr morgens: Angriff auf Iran

Die Militäraktion der USA gegen Iran wird in der ersten Aprilwoche, knapp vor dem diesjährigen Ostern, wahrscheinlich schon am Freitag, dem 6. April, stattfinden, der in den moslemischen Ländern ein arbeitsfreier Tag ist, schreibt die russische Wochenzeitung "Argumenty Nedeli" unter Berufung auf russische Militärexperten.
Die Attacke solle 12 Stunden lang, von vier Uhr morgens bis 16 Uhr (Ortszeit), dauern. Bei der Operation, die die Kodebezeichnung "Bite" (Biss) bekommen hat, werden rund 20 Objekte angegriffen, u. a. Urananreicherungszentrifugen sowie Forschungszentren und -labors, so das Blatt. Der erste Reaktorblock in Bushehr, an dem russische Fachleute bauen, solle dabei verschont bleiben. Es sollen das Luftabwehrsystem bekämpft, mehrere iranische Kriegsschiffe im Persischen Golf versenkt und die wichtigsten Führungsstellen der iranischen Streitkräfte vernichtet werden.
Die Schläge sollen u. a. von der im Indischen Ozean gelegenen Insel Diego Garcia aus geführt werden: Von dort sollen B-52-Bombenflugzeuge mit Flügelraketen starten. Darüber hinaus sollen sich die Fliegerkräfte von den Flugzeugträgern an dem Angriff beteiligen, die sich derzeit im Persischen Golf befinden bzw. zur im Mittelmeer stationierten 6. US-Flotte gehören. Weitere Flügelraketen sollen von U-Booten abgeschossen werden, die im Stillen Ozean und vor der Küste der Arabischen Halbinsel kreuzen.

Aus einer Meldung der Russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti, 19. März 2007


Spekulationen um US-Angriff auf Iran: Russischer General erwartet Irak-Szenario

MOSKAU, 21. März (RIA Novosti). Das Pentagon plant einem russischen General zufolge demnächst einen massiven Luftangriff auf die militärische Infrastruktur des Irans.

"Ich habe keine Zweifel, dass es eine Operation, genauer gesagt, eine gewaltsame Aktion gegen den Iran geben wird", sagte der Vizepräsident der Akademie für geopolitische Wissenschaften, Generaloberst Leonid Iwaschow in einem RIA-Novosti-Interview.

Damit kommentierte er die Meldungen einiger Medien, dass das Pentagon eine militärische Operation gegen den Iran mit Codenamen "Bite" ("Biss") vorbereite.

Das belege unter anderem die Konferenz des amerikanisch-israelischen Ausschusses für öffentliche Angelegenheiten (AIPAC), die im März stattfand, so Iwaschow. Der AIPAC hatte beschlossen, die Administration von George W. Bush zu unterstützen. Nach einigen Tagen rief der US-Kongress die Gesetzesänderung zurück, die dem Präsidenten verbieten sollte, Iran ohne Sanktion des Kongresses anzugreifen.

"Wir haben eindeutig den Schluss gezogen, dass die Operation stattfinden wird. Die israelische Gemeinde der USA und die israelische Führung, die auf der Konferenz vom Außenminister vertreten war, haben einen Angriff auf Iran nahe gelegt", sagte Iwaschow.

Laut Iwaschow planen die USA keine Landoperation. "Höchstwahrscheinlich wird es keine Invasion an Land geben, sondern massive Luftangriffe mit dem Ziel, das militärische Widerstandspotential, die Verwaltungszentren, die wichtigsten Wirtschaftsobjekte und möglicherweise auch die iranische Führung oder einen Teil davon zu vernichten", sagte Iwaschow.

Er hielt es für nicht ausgeschlossen, dass das Pentagon auch taktische kleinere Atomwaffen gegen die iranischen nuklearen Industrieobjekte anwenden könne.

Die Militäraktion könne das Leben im Lande lähmen, Panik bei der Bevölkerung hervorrufen und insgesamt eine Atmosphäre von Chaos und Unbestimmtheit im Lande schaffen, sagte der Experte. v "Das wird einen Machtkampf im Iran auslösen, und darauf folgt eine Friedensmission, um eine proamerikanische Regierung in Teheran an die Macht zu bringen", sagte Iwaschow.

Ziel sei es, das Image der jetzigen republikanischen Administration auszupolieren. Sie werde erklären, dass sie das iranische Atompotential zerstört habe, sagte Iwaschow.

Als mögliche Konsequenz nannte der General eine Spaltung des Landes nach irakischem Beispiel und die nachfolgende Aufteilung des Nahen und Mittleren Ostens in kleinere Regionen. "Dieses Konzept hat bereits auf dem Balkan gewirkt und wird auch gegen den Großen Nahen Osten angewendet", sagte Iwaschow.

"Moskau muss darauf Einfluss nehmen, indem es eine Eilsitzung des UN-Sicherheitsrates fordert, in der die Vorbereitung einer illegitimen Gewaltanwendung gegen den Iran und die Zerstörung der Grundsätze der UN-Charta behandelt werden", sagte Iwaschow.

"Dabei könnte Russland mit China, Frankreich und den nichtständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates zusammenarbeiten. Mit solchen zuvorkommenden Präventivaktionen müssen wir die Gewalt zurückhalten", sagte Iwaschow.

Quelle: http://de.rian.ru


Kriegsanlässe?

Iran nimmt 15 britische Marinesoldaten fest

LONDON, 23. März (RIA Novosti). Iranische Truppen haben in Hoheitsgewässern des Iraks 15 britische Marinesoldaten festgenommen. Das wurde RIA Novosti vom britischen Verteidigungsministerium mitgeteilt. Der Vorfall ereignete sich am 23. März um 10.15 Uhr irakischer Zeit.

Nach Angaben des britischen Verteidigungsamtes kontrollierten die britischen Marinesoldaten entsprechend der UN-Resolution 1723 wie üblich Handelsschiffe. „Die Kontrolle eines Schiffes war normal beendet worden, als zwei britische Boote von den iranischen Schiffen umzingelt und dann in die irakischen Gewässer begleitet wurden.

„Wir befassen uns mit dieser Frage in enger Zusammenarbeit mit den höchsten iranischen Behörden“, hieß es im Verteidigungsministerium. Der Pressedienst des Ministeriums teilte mit, dass der iranische Botschafter in Großbritannien sofort in das britische Außenministerium beordert wurde.

Nach Meldungen der Nachrichtenagentur Reuters teilte ein Vertreter der US-Kriegsmarine, dass die US-Marines dabei nicht betroffen sind. „Niemand von den Angehörigen der US-Kriegsmarine war an dem Vorfall beteiligt“, hieß es.


Vom Iran inhaftierte britische Seeleute nach Teheran gebracht

TEHERAN, 24. März (RIA Novosti). Die am Vortag im Persischen Golf von iranischen Militärs festgenommenen britischen Seeleute wurden nach Teheran gebracht.

Wie die iranische Nachrichtenagentur Fars am Samstag (24. März) mitteilt, wurden die 15 verhafteten britischen Seeleute in die iranische Hauptstadt verbracht, um ihre "aggressiven Handlungen" in den Territorialgewässern der Islamischen Republik zu erklären.

Nach der Version des britischen Verteidigungsministeriums hat der Iran die 15 britischen Matrosen um 10:15 Ortszeit in irakischen Gewässern festgenommen. Die Seeleute haben in Übereinstimmung mit der Resolution 1723 des UN-Sicherheitsrates die Kontrolle von Handelsschiffen durchgeführt.

Teheran wiederum bekräftigt, dass die Briten in iranischen Hoheitsgewässern verhaftet worden seien. Das iranische Außenministerium beschuldigte die britischen Seestreitkräfte der Grenzübertretung und des illegalen Eindringens in iranische Hoheitsgewässer. Der britische Botschafter wurde ins iranische Außenministerium einberufen, wo ihm eine Protestnote wegen des Vorgehens der britischen Seeleute übergeben wurde.

Nach Angaben iranischer Diplomaten wurden die britischen Seeleute von Grenzschützern festgenommen, um die Umstände und die Gründe für die Grenzüberschreitung zu klären.

Das iranische Außenministerium hat die britische Regierung zu einer schnellen Stellungnahme in Zusammenhang mit dem Vorfall aufgefordert und gewarnt, dass es derartige Handlungen von Seiten der britischen Seestreitkräfte nicht noch einmal zulasse, berichtete das iranische Fernsehen.


Großbritannien kommentiert Verlegung der festgenommenen Briten nach Teheran nicht

LONDON, 24. März (RIA Novosti). Das britische Außenministerium hat es abgelehnt, die Mitteilung der iranischen Nachrichtenagentur Fars über die Verlegung von 15 am Vortag festgenommenen britischen Seeleuten nach Teheran, zu kommentieren. Fars hatte berichtet, sie sollten dort ihre "aggressiven Handlungen" in den Territorialgewässern der Islamischen Republik erklären.

"Das sind Angaben, die ich nicht bestätigen kann. Und ich habe auch nicht einen offiziellen Vertreter der iranischen Regierung gesehen, der diese Information bestätigt hat", sagte ein Sprecher des britischen Außenministeriums gegenüber RIA Novosti.

Auch das britische Verteidigungsministerium enthielt sich jeglichen Kommentars zu der Information. Nach der Version des britischen Verteidigungsministeriums hat der Iran die 15 britischen Seeleute, zu denen seit neuesten Angaben auch eine Frau gehört, um 10:15 Ortszeit in irakischen Gewässern festgenommen. Die Seeleute haben demnach in Übereinstimmung mit der Resolution 1723 des UN-Sicherheitsrates die Kontrolle von Handelsschiffen durchgeführt.

Teheran wiederum bekräftigt, dass die Briten in iranischen Hoheitsgewässern verhaftet worden seien. Das iranische Außenministerium beschuldigte die britischen Seestreitkräfte der Grenzübertretung und des illegalen Eindringens in iranische Hoheitsgewässer. Das iranische Außenministerium hat die britische Regierung zu einer schnellen Stellungnahme in Zusammenhang mit dem Vorfall aufgefordert und gewarnt, dass es derartige Handlungen von Seiten der britischen Seestreitkräfte nicht noch einmal zulasse

Die Außenministerin des Vereinigten Königreichs, Margaret Beckett, zeigte sich wegen des Vorfalls besorgt und forderte ihrerseits von der iranischen Führung eine "vollständige Erklärung" zu der Verhaftung der britischen Seeleute.


Iran berichtet über Geständnis britischer Seeleute

TEHERAN, 24. März (RIA Novosti). Die am Vortag im Persischen Golf von iranischen Militärs festgenommenen britischen Seeleute haben nach Angaben des iranischen Generalstabs gestanden, dass sie illegal in die iranischen Hoheitsgewässer eingedrungen seien. "Die festgenommenen britischen Seeleute werden verhört, sie haben bereits gestanden, dass sie in die territorialen Hoheitsgewässer der Islamischen Republik Iran eingedrungen sind", erklärte am Samstag der stellvertretende Generalstabschef der iranischen Streitkräfte, Aliser Afschar.


EU verlangt Freilassung der britischen Seeleute

Die Europäische Union hat von der iranischen Regierung die umgehende Freilassung der festgenommenen 15 britischen Seeleute verlangt. Das teilte die deutsche Ratspräsidentschaft in Berlin mit. Man stehe in enger Abstimmung mit der Regierung in London. Zuvor hatten sich in dem Streit die Fronten verhärtet. Teheran warf Großbritannien einen «feindlichen Akt» innerhalb iranischer Hoheitsgewässer vor. London bekräftigte dagegen, die Seeleute seien in irakischen Gewässern gefangen genommen worden.

AP, 24. März 2007


Britische Soldaten des illegalen Grenzübertritts beschuldigt

Der Iran hat die 15 festgenommenen britischen Soldaten des illegalen Grenzübertritts beschuldigt. Die «offensichtliche Aggression» ziehe weitere Ermittlungen nach sich, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur IRNA am Samstag einen Sprecher des Außenministeriums in Teheran. Großbritannien versuche, die Schuld durch «irrelevante Interpretationen» von sich zu weisen.

Nach britischen Angaben wurden die Soldaten am Freitag (23. März) in irakischen Hoheitsgewässern aufgegriffen. Der Zwischenfall ereignete sich im Schatt el Arab im Norden des Persischen Golfs. Der Verlauf der Grenzlinie zwischen dem Irak und dem Iran ist dort umstritten. Die 15 Soldaten gehören zu einer Einheit der Royal Navy, die unter UN-Mandat die Sicherheit der irakischen Ölterminals und der irakischen Hoheitsgewässer gewährleisten soll.

Das staatliche iranische Fernsehen meldete am Freitagabend, das Außenministerium habe den britischen Botschafter in Teheran einbestellt, um gegen die Verletzung iranischer Hoheitsgewässer zu protestieren. Es sei nicht das erste Mal, dass britisches Militärpersonal illegal in iranische Territorialgewässer eingedrungen sei, zitierte das Fernsehen einen Ministerialbeamten. Zuvor hatte bereits die britische Regierung den iranischen Außenminister in London einbestellt und die sofortige Freilassung der Marinesoldaten gefordert.

Der Zwischenfall auf hoher See fällt zeitlich zusammen mit der Vorbereitung einer neuen UN-Resolution gegen den Iran. Die fünf ständigen Mitglieder legten dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einen Entwurf für eine Resolution zum Atomstreit vor, über den das Gremium am Samstag abstimmen wollte. Die internationale Gemeinschaft hält an der Forderung fest, dass der Iran sein Programm zur Anreicherung von Uran einstellen soll.

AP, 24. März 2007


Aufenthaltsort der britischen Soldaten unbekannt Der Iran hält den Aufenthaltsort der vor drei Tagen gefangen genommenen 15 britischen Marineangehörigen geheim. Auch bei erneuten Gesprächen des britischen Botschafters in Teheran habe die iranische Seite dazu keine Angaben gemacht, hieß es im Londoner Außenministerium. Der Botschafter habe Großbritanniens Forderung nach unverzüglicher Freilassung der acht Matrosen und sieben Marinesoldaten bekräftigt. Laut der «Sunday Times» droht den festgehaltenen Briten möglicherweise ein Prozess wegen Spionage.

dpa, 25. März 2007


Laut Blair hat Iran Briten aus Irak entführt

Der britische Premier Tony Blair hat den Iran der gezielten Entführung von 15 britischen Marineangehörigen aus irakischen Hoheitsgewässern beschuldigt. Am Rande des EU-Gipfels in Berlin sagte Blair, das sei eine sehr ernste Situation. Er hoffe aber, dass die Angelegenheit auf diplomatischem Wege gelöst werden könne. Teheran hatte zuvor britischen Diplomaten den Zugang zu den Gefangenen verweigert. Der Iran behauptet, dass die Seeleute in iranische Hoheitsgewässer vorgedrungen sind.

dpa, 25. März 2007


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