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"Wir müssen den schweren Schatten des Zweiten Weltkrieges vernichten"

Im Wortlaut: Bisher unveröffentlichter Brief des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad an Bundeskanzlerin Angela Merkel



Vorbemerkung zur Edition des Briefs von Mahmud Ahmadinedschad an Bundeskanzlerin Angela Merkel

Im Juli 2006 hat der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen Brief geschrieben. Die Bundesregierung machte keine näheren Angaben zum Inhalt und teilte nur mit, das Schreiben werde übersetzt und genau ausgewertet. Nach Auskunft aus Regierungskreisen handelt es sich um einen Text von zehn Seiten, der im Wesentlichen die Entwicklung der deutsch-iranischen Beziehungen schildere und davon ein positives Bild zeichne. Der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki habe den Brief am 19. Juli persönlich dem Geschäftsträger der deutschen Botschaft in Teheran übergeben.

Im Mai hatte Ahmadinedschad bereits an US-Präsident George Bush einen Brief geschickt. Der hatte freilich in erster Linie historisch-philophische und religiöse Ausführungen enthalten. Dieser Brief ist hier dokumentiert: "How can theses actions be reconciled with the values of Jesus Christ?"

Am 21. Juli erklärte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm, die Bundeskanzlerin wolle den Brief des iranischen Präsidenten nicht beantworten. Der Brief enthalte inakzeptable Aussagen zum Existenzrecht Israels und zum Holocaust, aber "keinerlei Aussagen zum iranischen Nuklearprogramm", sagte der Regierungssprecher. Der Brief sei übersetzt, analysiert und "intensiv ausgewertet" worden, wie Wilhelm sagte. "Es besteht nicht die Absicht, jetzt in eine längere Korrespondenz mit der iranischen Seite einzutreten." Es sei auch von deutscher Seite nicht beabsichtigt, das Schreiben zu veröffentlichen.

Ende August ist der Brief in einer - zum Teil fehlerhaften - deutschen Übersetzung gleichwohl veröffentlicht worden: Auf der Website des iranischen Präsidenten. Wir werden ihn im Folgenden im vollen Wortlaut wiedergeben, da es sich um ein zeitgeschichtliches Dokument handelt, das uns Aufschluss über die Gedankenwelt Ahmadinedschads und damit auch einen Einblick in die Haltung der iranischen herrschenden Eliten geben kann.

Regierungssprecher Wilhelm wies darauf hin, dass der Brief des iranischen Präsidenten "inakzeptable Aussagen zum Existenzrecht Israels und zum Holocaust" enthalte. Das sehen wir genauso. Am direktesten wird der Holocaust in Frage gestellt in folgender Passage aus dem 11. Absatz des Briefes:
"Wenn Unterdrückung und eventuelle Tötung in einer Region der Welt verurteilt und missbilligt wird, darf man zur Wiedergutmachung dessen in einer anderen Region der Welt Unterdrückung, Tötung, Besatzung und Terror befürworten?"

Es geht um die Formulierung "eventuelle Tötung". Damit kann aus dem Kontext des Abschnitts nur der Holocaust gemeint sein, der lediglich als Möglichkeit ("eventuell") hingestellt und somit geleugnet oder zumindest in Frage gestellt wird. Auch die Verwendung der "Erpressungs"-Formel (Absatz 1 und 7) erinnert an rechtsradikales Gedankengut hier zu Lande, zumal wenn sie mit dem gar nicht dezenten Hinweis darauf verbunden wird, dass den Menschen, die "den Ursachen dieser Erpressungen nachgehen oder sich darüber Gedanken machen", eine "Haftstrafe drohen würde" (Absatz 7). Was ist das anderes als eine Kritik am deutschen Strafrecht, das aus gutem historischen Grund das Leugnen des Holocausts unter Strafe stellt (u.a. wegen des Tatbestands der Volksverhetzung)?

Starker Tobak sind schließlich zwei Bemerkungen in Abschnitt 8: Einmal die Behauptung, "dass manche Siegermächte des Zweiten Weltkrieges vorhatten, (mit der Thematisierung des Holocaust) einen Vorwand zu schaffen, um damit das Volk des besiegten Landes dauernd zu erniedrigen"; zum anderen die Behauptung, "die Völker im Nahen und Mittleren Osten und sogar die Menschheit" seien "durch die Thematisierung des Holocausts zu Schaden gekommen". Der Holocaust also eine Erfindung und gewaltige Inszenierung der Siegermächte, um aus dem großen deutschen Volk ein Volk von "Erniedrigten" und "Erpressten" zu machen! Das ist die Sprache der ewig Gestrigen bei uns und es wundert dann auch nicht mehr, dass NPD-nahe Kreise den iranische Präsidenten bei der Fußball-Weltmeisterschaft gern als Ihresgleichen willkommen geheißen hätten. Das schlechte Abschneiden der iranischen Fußballer hat diesen Absichten einen Riegel vorgeschoben.

Das alles ist in der Tat "inakzeptabel". ("Inakzeptable Äußerungen zum Existenzrecht Israels", wie Merkels Regierungssprecher festzustellen meinte, sind in dem Text übrigens nicht enthalten.) Daneben gibt es in dem Schreiben Ahmadinedschads aber durchaus interessante sachliche Erwägungen, die einer Diskussion würdig sind. Die politische Rolle Israels im Nahen Osten einschließlich der jahrzehntelangen Entrechtung der Palästinenser gehört etwa hierher. Diskutabel auch Ahmadinedschads Überlegungen zur Dominanz der USA in der Weltpolitik und im Rahmen der Vereinten Nationen. Alle triftigen Aussagen zur Beschreibung des Welt- und Nahost-Zustands münden allerdings in die typische "Analyse" des islamischen Fundamentalisten Ahmadinedschad, wenn er alle Gebrechen der heutigen Welt ursächlich darauf zurückführt, "dass einige Herrscher und Mächte sich von den Lehren der Propheten, Abraham, Moses, Jesus und des letzten Propheten Gottes, Mohammed, entfernt haben". Eine solche Ursachenanalyse mag vielleicht den (christlichen) Fundamentalismus im Herzen des US-Präsidenten Bush ansprechen, im aufgeklärten Mitteleuropa ruft sie indessen eher Kopfschütteln hervor.

Die Bundeskanzlerin hat u.E. dennoch nicht gut daran getan, den Brief des iranischen Präsidenten einfach in der Schublade verschwinden zu lassen. Der Brief hätte eine Antwort in zweifacher Hinsicht verdient gehabt: Einmal in Richtung einer klaren öffentlichen Zurückweisung und historisch belegten Zurechtweisung der unhaltbaren und gefährlichen Auffassungen Ahmadinedschads in Sachen Holocaust; und zum anderen hinsichtlich der Diagnose der realen Probleme im Nahen Osten, die man eben nicht nur aus der Sicht der israelischen Regierung - der sich Deutschland am stärksten verbunden fühlt -, sondern auch aus der Sicht der Palästinenser und der arabischen Nachbarn Israels betrachten kann.

Wenn wir den Brief des iranischen Präsidenten hier im vollen Wortlaut dokumentieren, dann tun wir das auch deswegen, weil in der Vergangenheit Ahmadinedschad-Äußerungen im Westen verkürzt und zum Teil verdreht wiedergegeben wurden (siehe hierzu etwa: "Der Krieg gegen den Iran hat längst begonnen"). Wir haben es hier mit einem Text zu tun, der vollständig ist und der in einer - wenn auch fehlerhaften - "amtlichen" deutschen Übersetzung vorliegt, von der man davon ausgehen kann, dass sie keine wirklich grob Sinn entstellenden Passagen enthält. So kann sich jede/r selbst ein Bild von der Ideenwelt des derzeitigen iranischen Präsidenten machen.

Peter Strutynski





Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes!

I. E. Frau Dr. Angela Merkel
Bundeskanzlerin
der Bundesrepublik Deutschland

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

seien Sie herzlich gegrüßt!

Ich hätte diesen Brief nicht geschrieben, wenn Deutschland nicht der Mittelpunkt der großen Entwicklungen in Wissenschaft, Philosophie, Literatur, Kunst und Politik gewesen wäre und keine wichtige positive Rolle bei internationalen Interaktionen zur Förderung des Friedens gespielt hätte; wenn manche Weltmächte und bestimmte Gruppen ständig mit einem starken Willen das große Deutschland nicht als Verlierer und „Schuldner“ des Zweiten Weltkrieges dargestellt und es ständig erpresst hätten; wenn Sie nicht eine weltoffene Politikerin wären, die mit bitteren und guten Erfahrungen in zwei Gesellschaften mit unterschiedlichen Staatsformen, Normen, Sitten und Bräuchen an der Spitze Deutschlands steht mit Privilegien, die lediglich Frauen vorenthalten sind, wie z.B. einer stärkeren menschlichen Emotionalität mit Erscheinungsformen göttlicher Barmherzigkeit im Dienste des Volkes und mit gemeinsamer Verpflichtung aller Gläubigen Menschen zur Wahrung der Menschenwürde und -rechte mit der Überzeugung, dass wir alle die Ergebenen des erhabenen Gottes sind, der uns allen eine Würde geschenkt hat und kein Mensch höher und erhabener ist als der andere und unter keinem Vorwand eine Gesellschaft entrechtet, eingeschränkt, erniedrigt und beim Fortschritt verhindert werden darf; und schließlich wenn es die - zwar unterschiedliche - Niedergedrücktheit unserer Völker und unsere gemeinsame Verpflichtung zur Förderung der Gerechtigkeit als die wichtigste Grundlage zur Sicherung von Frieden, Sicherheit und Gleichheit der Menschen nicht gäbe.

Verehrte Frau Bundeskanzlerin,

Regierungen kommen und gehen, doch die Völker mit ihren Geschichten, Kulturen, Zuneigungen und Interessen bleiben. Die vielfältigen Möglichkeiten und Gelegenheiten, die sich den Regierungen bieten, sind kurzlebig. Diese sind sehr wertvoll und können die positiven und negativen Entwicklungen in einem Land entscheidend beeinflussen. Regierungen haben wenig Zeit und viel Verantwortung - gegenüber Gott und dem eigenen Volk. Manche dieser Entwicklungen können regionale, kontinentale und globale Auswirkungen haben und dürfen keinesfalls übersehen werden.

Seit längerer Zeit beschäftige ich mich mit der Frage, warum man heute manchen Völkern, die in ihrer Geschichte eine entscheidende Rolle beim materiellen und geistigen Fortschritt der Menschheit in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft, Kunst, Literatur, Philosophie und Politik gespielt und kulturbildend gewirkt haben, nicht erlaubt, als große Völker auf ihren eigenen historischen Errungenschaften zu stützen, sondern es wird ständig versucht, über ihnen eine schwarze Wolke der Erniedrigung und des Scham- und Schuldgefühls zu halten. Das Bedauern wird umso größer, wenn man beobachtet, dass manche Zuständigen des einen oder anderen Staates sich die Erniedrigung ihres Volkes gefallen lassen und sie sogar verteidigen. Ist das nicht ein seltsames Phänomen in der heutigen Welt?

Die propagandistischen Bemühungen nach dem Zweiten Weltkrieg sind dermaßen umfassend gewesen, dass manche geglaubt haben, eine historische Schuld zu tragen und die Sünden ihrer Vorfahren über Generationen und auf unbestimmte Zeit entschädigen zu müssen.

Der Zweite Weltkrieg ging mit geistigen und materiellen Schäden und rund 60 Millionen Opfern zu Ende. Es ist bedauernswert und schmerzhaft, wenn Menschen getötet werden. In allen monotheistischen Religionen und im Bewusstsein aller aufgeklärter Menschen reiner Natur verdienen das Leben, das Eigentum und die familiäre Sphäre der Menschen mit jeglicher Religion und Rasse und an jedem Ort der Welt hohen Respekt.

Vor ungefähr 60 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Aber bis heute leiden die Welt und manche Länder noch unter den verheerenden Nachwirkungen des Krieges. Nach wie vor werden manche Länder von manch anderen gewaltorientierten Staaten und macht- und kriegsüchtigen Gruppen, die als Siegermächte auftreten, als besiegte Länder betrachtet und behandelt.

Die Erpressungen dauern an und niemand darf sie in Frage stellen. Die Menschen dürfen nicht einmal den Ursachen dieser Erpressungen nachgehen oder sich darüber Gedanken machen, weil ihnen in diesem Fall die Haftstrafe drohen würde. Wie lange noch soll die Erniedrigung des Volkes und die Erpressung andauern? 60 Jahre, ein Jahrhundert, 10 Jahrhunderte, bis wann? Es tut mir leid, daran erinnern zu müssen, dass heute die ständigen „Kläger“ des großen deutschen Volkes manche gewaltbesessene Länder und die Zionisten sind, die das Besatzungs-Regime durch Waffengewalt im Nahen Osten errichtet haben.

Verehrte Frau Bundeskanzlerin,

Ich habe nicht vor, der Frage des Holocausts auf den Grund zu gehen. Aber spricht das gegen die menschliche Vernunft, wenn man die Tatsache für möglich hält, dass manche Siegermächte des Zweiten Weltkrieges vorhatten, einen Vorwand zu schaffen, um damit das Volk des besiegten Landes dauernd zu erniedrigen, ihre Motivation und Vitalität zu schwächen und ihren Fortschritt und ihre verdiente Souverenität zu verhindern? Neben dem deutschen Volk sind auch die Völker im Nahen und Mittleren Osten und sogar die Menschheit durch die Thematisierung des Holocausts zu Schaden gekommen.

Durch die Idee der notwendigen Verlegung von Hinterbliebenen des Holocausts nach Palästina hat man eine ständige Bedrohung im Nahen Osten erwirkt, um den Menschen in der Region die Chancen für Fortschritt und Entwicklung zu nehmen. Das kollektive Gewissen der Weltgemeinschaft leidet unter den täglichen Verbrechen der zionistischen Besatzer, wie z.B. das Zerstören von Häusern und Feldern, das Töten von Kindern, Terroraktionen und Bombardierungen usw.

Exzellenz,

Sie haben bereits zur Kenntnis genommen, dass die zionistische Regierung nicht einmal die vom palästinensischen Volk demokratisch gewählte Regierung neben sich dulden kann und mehrmals bewiesen hat, dass sie bei der Aggression gegen die Nachbarländer keine Grenzen kennt.

Es stellt sich nun die Frage, wenn die Siegermächte, und vor allem Großbritannien, ein Verantwortungsgefühl gegenüber den Hinterbliebenen des Holocausts hatten, warum haben sie diese nicht in ihre eigenen Länder verlegt? Warum haben sie durch die Antisemitismusdebatte die Hinterbliebenen des Holocausts gezwungen, in das Land anderer Völker auszuwandern? Warum haben sie unter dem Vorwand der Unterbringung von Holocaust-Hinterbliebenen die Juden aus aller Welt dazu bewogen, nach Palästina auszuwandern, so dass heute ein beträchtlicher Teil der Bewohner des besetzten Palästinas nichteuropäische Juden sind? Wenn Unterdrückung und eventuelle Tötung in einer Region der Welt verurteilt und missbilligt wird, darf man zur Wiedergutmachung dessen in einer anderen Region der Welt Unterdrückung, Tötung, Besatzung und Terror befürworten?

Exzellenz,

man sollte der Frage nachgehen, wozu die Millionen Dollars, die die Zionisten jährlich aus den Staatskassen der westlichen Länder erhalten, in den besetzten Gebieten benutzt werden. Werden diese Gelder für Entwicklung, Frieden und Wohlstand der Menschen ausgegeben oder für Krieg gegen die Palästinenser und Aggression gegen die Nachbarländer? Sind die Atomwaffenarsenale in Israel zur Verteidigung der Hinterbliebenen des Holocausts da oder stellen sie eine ständige Bedrohung für die Völker der Region und ein Instrument zur Gewaltandrohung, Besatzung und Wahrung der Interessen mancher Machtstrukturen im Westen dar?

Leider hat der Einfluss der Zionisten auf Wirtschaft, Medien und auf manche politischen Kreise die Interessen vieler europäischer Völker gefährdet und ihnen vieler Möglichkeiten und Chanchen beraubt. Der eigentliche Vorwand für diesen erpresserischen Ansatz ist der Holocaust.

Welche Rolle und welchen Status in der Welt hätten heute manche europäischen Länder, wenn diese sechzigjährige Erniedrigung nicht gewesen wäre?

Ich glaube, dass wir uns darin einig sind, dass die Aufblühung und Entwicklung der Rolle der Völker in direktem Zusammenhang steht mit ihrem Freisinn und Stolz.

Zum Glück hat das deutsche Volk trotz aller Erniedrigungen und Einschränkungen große Schritte auf dem Wege des Fortschritts unternommen, so dass Deutschland heute eine der Wirtschaftsmächte Europas ist und versucht, eine effektive Rolle bei internationalen Interaktionen zu spielen. Aber stellen Sie sich vor, welchen Status Deutschland bei freiheitsliebenden Menschen, bei den Muslimen der Welt und Europäern spielen würde und welchen Einfluss dieses Land auf den Weltfrieden hätte, wenn es die erwähnten Erniedrigungen nicht gegeben hätte und die Regierungen in Deutschland sich gegen die Erpressungen der Zionisten zur Wehr gesetzt und den größten Feind der Menschheit nicht unterstützt hätten?

Leider muss ich feststellen, dass die Rolle Europas bei globalen Interaktionen einigermaßen geschwächt worden ist, so dass Europa bei großen Herausforderungen nicht selbständig die Probleme hat lösen können. Auch das ist nachvollziehbar, weil die Großmächte außerhalb dieses Kontinents das Ziel verfolgen, unter Beweis zu stellen, dass Europa nicht selbständig sein kann; sie suggerieren den Eindruck, dass Europa ohne ihre Hilfe und Einmischung von außen nichts voranbringen könne.

Auch unser Volk hat nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Einmischung einiger Siegermächte des Krieges gelitten. Über viele Jahre hinweg mischten sie sich in alle unserer Angelegenheiten ein und ließen nicht zu, dass unser Volk sich weiterentwickelt und Fortschritte erzielt. Diese Mächte hatten es auf den großen Reichtum unseres Volkes, v.a. auf unsere Energiequellen abgesehen; um ihre Ziele zu erreichen, haben sie seinerzeit eine legitime Regierung gestürzt und ein diktatorisches Regime bis zum Ende seiner Lebenszeit unterstützt, und beim auferlegten Krieg von Saddam Hussein gegen uns Saddam unterstützt und die Grenzen der Menschlichkeit weit überschritten.

Unser Volk hat genau unter der Einmischung derjenigen gelitten, die sich heute schreiend für Menschenrechte einsetzen. Es gibt heute noch viele meiner Landsleute, die unter den Verletzungen aus der Kriegszeit leiden.

Die meisten dieser Aggressionen stammen von denjenigen, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Sieger aufgetreten sind und sich jede Maßnahme erlaubt haben, und nach dem Ende des Kalten Krieges wurde leider die Selbst- und Expansionssucht dieser Mächte intensiver und größer.

Wir sind der Meinung, dass ein Großteil der Menschen in der Welt und sogar die internationalen Organisationen unter dem Einfluss der Moral und des Verhaltens der Siegermächte stehen.

Ich habe auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen die Positionen des Volkes und der Regierung der Islamischen Republik Iran dargelegt. Sind die vorhandenen Verhältnisse, wie z.B. die im UN-Sicherheitsrat herrschenden Regeln und das Vetorecht gerecht? Ist es nicht an der Zeit, dass durch die Zusammenarbeit der unabhängigen Regierungen diese für das kollektive Gewissen der Menschheit inakzeptablen Verhältnisse geändert werden, die der menschlichen Vernunft und Natur widersprechen? Oder dass zumindest zur Annäherung an die Gerechtichkeit weitere Volksgruppen in der Welt das Vetorecht erhalten?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

Sie kennen die Leiden in der heutigen Welt. Heute ist das Leiden des irakischen Volkes unter Besatzung, Unsicherheit, täglichem Terror das Leiden der gesamten Menschheit. Die ununterbrochenen Einmischungen mancher machtbesessenen Länder in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten, die Ablehnung der legitimen Rechte der Völker auf den Zugang zu modernen Technologien, die ständige Drohung mit Arsenalen aus chemischen, atomaren und Massenvernichtungswaffen, die Ablehnung demokratischer Regierungen und der Regierungen in Lateiamerika, die Unterstützung von Putschisten und Diktaturen, das Außerachtlassen von afrikanischen Völkern, das Missbrauchen des Machtvakuums in Afrika und die Ausbeutung ihrer nationalen Interessen gehören zu den heutigen Problemen der Welt.

In meinem Schreiben an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Herrn Bush, habe ich eine lange Liste der Probleme unserer Zeit aufgezählt.

Exzellenz,

wo haben diese Missstände ihren Ursprung und wie lange können sie noch andauern? Glauben Sie nicht auch, dass die eigentlichen Gründe für diese Missstände darin bestehen, dass einige Herrscher und Mächte sich von den Lehren der Propheten, Abraham, Moses, Jesus und des letzten Propheten Gottes, Mohammed, entfernt haben? In allen monotheistischen Religionen, an die auch Sie und wir glauben, gibt es diese Lehren:
  • Gott ist Schöpfer und Erzieher von allen. Er hat die Menschen frei erschaffen und nicht erlaubt, einen anderen Gott außer ihm zu nehmen.
  • Er hat uns befohlen, nur ihn zu verehren, und uns von Unterdrückern und Machbesessenen abzuwenden.
  • Er befiehlt zu Tugendhaftigkeit, Nächstenliebe und Hilfe für die Diener Gottes, Barmherzigkeit, Verteidigung der Entrechteten und Kampf gegen die Despoten.
  • Gott schenkte den Menschen Menschenwürde und will ihre Erniedrigung nicht sehen.
  • Er sandte seine Propheten mit klaren Argumenten und Büchern und Gerechtigkeitsmaß und forderte seine Geschöpfe zur Herstellung von Gerechtigkeit auf.
Aufgrund der o.a. gemeinsamen Grundlagen sind wir der Überzeugung:
  • Der wahre Frieden kann nur auf der Basis der Gottesverehrung und Gerechtigkeit in der Welt hergestellt und gesichert werden.
  • Frieden, Ruhe und Menschenwürde gehören zu den Rechten aller Völker.
  • Das Bemühen um Fortschritt und Entwicklung und die Gründung von Existenzen gepaart mit Spiritualität, Gütigkeit und Wohlstand gehören zu den Rechten aller Völker.
  • Sie und wir können in Anlehnung an diese allen monotheistischen Religionen gemeinsamen Grundlagen eine neue Bewegung zur Verwirklichung dieser großen menschlichen Ideale gründen.
Unser Volk glaubt an diese Grundlagen und verpflichtet sich dazu. Die Geschichte zeigt, dass es nicht in der Natur des iranischen Volkes liegt, andere Völker und Länder anzugreifen. Aber dieses Volk duldet auch keine Unterdrückung und Aggression. Die ganze Welt hat die Erfahrungen von 8 Jahren auferlegten Krieges beobachtet.

Ich glaube, dass Sie und wir Opfer der Unterdrückung gewesen sind; sie (jene Länder) respektieren Ihre Rechte nicht und verlangen von uns, auf unsere Rechte zu verzichten.

Mit Freude habe ich erfahren, dass auch Sie offen sprechen und gegen Spannung und Kriegstreiberei sind.

Verehrte Frau Bundeskanzlerin,

die gott- und gerechtichkeitssuchende Natur der Menschen in der Welt ist aufgeweckt worden.
Die Neigung zum Monotheismus und Gottesverehrung nimmt ständig zu.
Die Völker dulden ihre Unterdrückung, Erniedrigung und Entrechtung nicht mehr.
Die heutige Lage der Welt unterscheidet sich vor der gestrigen.
Die Doppel- und Multistandards in den Beziehungen werden nicht lange währen.

Iran und Deutschland können auf der Basis ihrer erhabenen Sichtweisen nebeneinander eine wichtigere Rolle auf der internationalen Ebene spielen.

Diese Zusammenarbeit kann die Rolle Europas auf der internationalen Szene verstärken und zum Musterbeispiel für die Zusammenarbeit von zwei Völkern und zwei Regierungen werden.

Ohne Zweifel ist die Zusammenarbeit der beiden friedensliebenden, starken und kulturorientierten Völker von Iran und Deutschland im Interesse Europas. Wir müssen den vorhandenen Missständen bei internationalen Interaktionen, nämlich der Interaktionen zwischen den Siegern und den Besiegten des Zweiten Weltkrieges, ein Ende setzen. Auf diesem Wege werden und viele Völker und Regierungen begleiten.

Wir müssen den schweren Schatten des Zweiten Weltkrieges vernichten und der Weltgemeinschaft bei der Förderung von Sicherheit, Freiheit und Frieden behilflich sein.

Das iranische und das deutsche Volk sind zwei große kulturbildende Völker und Vorreiter in Wissenschaft, Literatur, Kunst und Philosophie gewesen. Beide Völker sind religiös und folgen den Lehren der großen Propheten Gottes; sie haben eine lange Tradition im wissenschaftlichen, kulturellen und Handelsaustausch.

Ohne Zweifel können durch die Zusammenarbeit der beiden Regierungen und durch Unterstützung der beiden großen Völker große Schritte zur Beseitigung der Missstände in der Welt unternommen werden.

Mutige Entscheidungen bilden die Grundlage für die Bekämpfung von Missständen, Ungerechtigkeiten, Erniedrigungen und Verteidigung der Rechte der Völker.

Soweit ich das deutsche Volk kenne, bewegt es sich bereits auf diesem Wege und versucht, seine Souveränität wieder zu gewinnen und seinen hohen Status zugunsten des Weltfriedens zu nutzen. Eine solche Einstellung hat auch unser Volk.

Durch gegenseitige Hilfe können wir manche Mächte davon überzeugen, dass das Respektieren der Völker und deren Rechte zugunsten der gesamten Menschheit ist. Unsere beiden Völker und Regierungen können gemeinsam eine fundamentale Rolle bei der Herstellung von Frieden und Sicherheit und zum Schutz der Menschenwürde nach Maßstäben der beiden Länder und den internationalen Maßstäben spielen.

Ich wünsche Ihnen, der deutschen Regierung des dem deutschen Volk viel Erfolg.

Gegrüßt seien Diejenigen, die der Rechtleitung folgen.

[Übersetzung aus dem Persischen]

Quelle: Website des iranischen Präsidenten; www.president.ir



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