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Geheimer Krieg

US-Geheimdienst CIA unterstützt "Dschundallah"-Terroristen im Iran

Von Rainer Rupp *

Der russische Präsident Dmitri Medwedew hat nach dem jüngsten blutigen Anschlag der von Pakistan aus operierenden Terrorgruppe Dschundallah im Südosten des Iran in einem Kondolenzschreiben an den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad seine Bereitschaft erklärt, Iran beim Vorgehen gegen den Terrorismus zu helfen. »Der Kampf gegen Terrorismus und Extremismus, egal von wo diese Bedrohung ausgeht, verlangt, daß alle Länder ihre Kräfte bündeln«, heißt es in dem Schreiben des Kreml, der damit die Bereitschaft zu einer russisch-iranischen Front gegen Dschundallah unterstrich. Doch diese Allianz würde sich unweigerlich auch gegen den US-Geheimdienst CIA richten.

Bei der Dschundallah, die auch als »Armee Gottes« oder »Allahs Soldaten« bekannt ist, handelt es sich um eine Gruppe von Extremisten, die ihre Rückzugs- und Trainingslager jenseits der Grenze des Iran in den pakistanischen Stammesgebieten haben. Von dort aus verübten sie in den letzten Jahren immer öfter mörderische Anschläge im Iran -- ausgestattet mit modernen Kommunikationsmitteln und Waffen.

Nach Angaben der englischsprachigen Ausgabe der türkischen Zeitung Islami Davet vom 4. August hat Dschundallah eingeräumt, von der Mujahedin-e-Khalq (MEK) unterstützt zu werden. Diese in Deutschland auch als »Volksmudschaheddin« bekannte oppositionelle Gruppe aus dem Iran hatte unter Saddam Hussein Zuflucht im Irak gefunden. Obwohl die ehemals linksradikale Organisation noch immer auf der offiziellen US-Terrorliste steht, weil sie einen US-Diplomaten umgebracht hatte, steht die MEK seit der US-Invasion des Irak unter dem Schutz der CIA, die sie als Faustpfand gegen Teheran ausbildet und finanziert. Wenn Dschundallah daher erklärt, sie werde von der MEK unterstützt, ist die CIA nicht weit. Die Tatsache, daß Dschundallah in ihren Anfangszeiten mit Al-Qaida kooperierte, hindert die CIA offensichtlich nicht an einer Zusammenarbeit, zumal sie unter ihrem Führer Abdolmalek Rigi die ehemaligen Al-Qaida-Kampfgefährten an ihre neuen Freunde aus Nordamerika verkauft hatte.

Im US-Nachrichtensender ABC News sagten Brian Ross und Christopher ­Ischam bereits am 3. April 2007 unter Berufung auf Nachrichtenquellen in den USA und Pakistan, daß Dschundallah »seit 2005 von US-Geheimagenten ermutigt und beraten wird«. Weiter berichteten Ross und Ischam, daß ein hochrangiger US-Regierungsbeamter erklärt habe, daß »Gruppen wie Dschundallah beim Aufspüren von Al-Qaida Mitgliedern sehr hilfreich waren.« Nach einem Anschlag im Februar 2007 beschuldigte auch der pakistanische General Mohammad Ghafari offen die britischen und US-amerikanischen Dienste der Mittäterschaft.

2007 hatte US-Präsident George W. Bush in einer Direktive die CIA angewiesen, mit verdeckten Operationen einen Regimewechsel in Iran herbeizuführen. Dazu gehöre auch »die Versorgung mit Waffen und Geld für militante, iranische Gruppen wie Dschundallah«, hieß es damals in einem Bericht des britischen Telegraph. Als sich Pakistan im Mai 2008 anschickte, sechs Mitglieder der Dschundallah, darunter Abdolhamid Rigi, den Bruder des Anführers der Gruppe, an den Iran auszuliefern, berichtete ABC News unter Berufung auf »US-Regierungsbeamte«, daß »US-Geheimdienstler versuchen, die Auslieferung an Iran zu verhindern«. Offenbar erfolglos, denn Abdolhamid ist inzwischen von einem iranischen Gericht zum Tode verurteilt worden. Während seines Prozesses brüstete er sich damit, daß Dschundallah Geld und Waffen von den USA und Israel erhalte, die dafür noch mehr Anschläge im Iran verlangten. »Das Geld dafür kommt direkt aus der Geheimschatulle der CIA«, zitierte dazu die Wochenzeitung Sunday Telegraph einen ehemaligen hochrangigen CIA-Mitarbeiter in Washington. Und der ehemalige Agent der Abteilung für Terrorismusbekämpfung im US-Außenministerium, Fred Burton, erklärte bereits 2007 gegenüber dem Blatt, daß »die jüngsten Anschläge im Iran ganz auf der Linie der US-Anstrengungen liegen, Irans ethnische Minoritäten zu versorgen und auszubilden, um das Regime in Teheran zu destabilisieren«.

* Aus: junge Welt, 22. Oktober 2009


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