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Proteste im Westjordanland

Tausende nach Tod von palästinensischem Gefangenen im Hungerstreik

Von Karin Leukefeld *

Aus Protest gegen den Tod eines 30jährigen Gefangenen in israelischer Haft, haben am Sonntag 4500 palästinensische Gefangene einen eintägigen Hungerstreik durchgeführt. Im Westjordanland und im Gazastreifen protestierten Tausende Menschen. In Hebron, Beit Ummar, im Flüchtlingslager Al-Arrub und in Tulkarem feuerten israelische Soldaten Gummigeschosse und Tränengas auf die Demonstranten.

Arafat Jadarat soll offiziellen israelischen Angaben zufolge am Samstag im Gefängnis Megido an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben sein. Er war erst Anfang der Woche verhaftet worden, weil er Steine auf israelische Siedler geworfen haben soll. Nach Angaben des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet war Jadarat am Donnerstag verhört worden. Dabei sei er »mehrmals« von einem Arzt untersucht worden, der keine gesundheitlichen Probleme festgestellt habe. Die Familie des Gefangenen erklärte, ihr Sohn sei vor seiner Verhaftung bei guter Gesundheit gewesen.

Der Minister für die Gefangenen bei der palästinensischen Autonomiebehörde, Issa Qarage, forderte eine internationale Untersuchung. »Jaradat wurde verhört, und danach starb er«, sagte er laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan News. Der Tod könne »die Folge von Folter gewesen sein«. An der Untersuchung sollten Vertreter der Weltgesundheitsbehörde (WHO) und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) teilnehmen, hieß es aus dem Ministerium.

Vier Gefangene, die seit mehr als 200 Tagen mit einem Hungerstreik gegen ihre Administrativhaft protestieren, befinden sich gesundheitlich in einem sehr schlechten Zustand. Die Mutter eines der Hungerstreikenden, Ayman Sharawna, hatte vor einer Woche selber einen Hungerstreik begonnen. »Niemand hört zu und niemand sieht hin«, sagte sie Maan News. »Worauf warten sie, daß mein Sohn stirbt?« Offiziellen Angaben zufolge wurde Sharawna am Freitag vom Ramle-Gefängnis in das medizinische Zentrum der Soroka-Universität verlegt

* Aus: junge Welt, Montag, 25. Februar 2013

Stellungnahme des israelischen Gesundheitsministeriums zum Tod von Arafat Dscharadat

In einem israelischen Gefängnis ist am Samstag der palästinensische Häftling Arafat Dscharadat gestorben. Hierzu erklärt das Gesundheitsministerium in einer Stellungnahme:

„An diesem Nachmittag (Sonntag, 24. Februar 2013) wurde am Nationalen Zentrum für Forensische Medizin von Prof. Yehuda Hiss in Anwesenheit von Prof. Arnon Afek, dem Direktor der Gesundheitsverwaltung am Gesundheitsministerium, und des palästinensischen Pathologen Dr. Saber Aloul eine Autopsie am Leichnam Arafat Dscharadats vorgenommen.

Bei der Autopsie wurden keine Anzeichen externer Traumata gefunden, außer solchen, die von der Wiederbelebung [den Versuchen zur Wiederbelebung] herrührten und einer kleinen Schürfwunde an seiner rechten Brust. Die Autopsie ergab keinen Hinweis auf eine Krankheit. Zwei Blutergüsse wurden festgestellt, einer an der Schulter und ein weiterer an der rechten Seite der Brust. Zwei Rippen waren gebrochen, was auf Wiederbelebungsversuche hinweist. Die Ergebnisse weisen auf keine eindeutige Todesursache hin. Solange die Ergebnisse der mikroskopischen und toxikologischen Untersuchungen nicht vorliegen, kann die Todesursache nicht festgestellt werden.“

(Gesundheitsministerium des Staates Israel, 24.02.13)
Quelle: Newsletter der israelischen Botschaft in Berlin, 25.02.2013





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