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Die Jagd auf den Iran - Israels nukleare Option

Fakten, Vermutungen oder böse Unterstellungen? Und ein Dementi aus Israel

Im Folgenden dokumentieren wir ein paar Streiflichter auf eine möglicherweise sehr beunruhigende Entwicklung im Streit um das iranische Atomprogramm.
In dieser Reihenfolge:



Ist es ein Zweckgerücht von israelischer Seite, um zu drohen oder den Iran "auf Trab" zu halten oder ist es streng geheim gehaltene Realität, die durch ein Loch nach draußen gerungen ist? Oder ist es eine Mischung aus beiden? Es ist schwer zu sagen. Im folgenden wird von Fakten geschrieben, die jedoch auch nur Vermutungen oder ausgestreute Gerüchte sein können.

Nach einem Bericht der Sunday Times, so die israelische Ha'aretz, trainieren zwei israelische Flugzeug-Schwadrone die Zerstörung iranischer Atomanlagen mit konventionellen und mit nuklear verstärkten Waffen.

Israel has drawn up secret plans to destroy Iran's uranium enrichment facilities with conventional and tactical nuclear weapons, Britain's Sunday Times newspaper has reported.
Citing what it said were several Israel Defense Forces sources, the paper said two Israel Air Force squadrons had been training to blow up an enrichment plant in Natanz using low-yield nuclear "bunker busters."
Two other sites, a heavy water plant at Arak and a uranium conversion plant at Isfahan, would be targeted with conventional bombs, the Sunday Times said.


In die Kriegsvorbereitung ist Großbritannien eingebunden

IAF pilots have flown to Gibraltar in recent weeks to train for the 2,000 mile round-trip to the Iranian targets

und die Türkei wird sich als säkularer, aber trotzdem islamisch geprägter Staat schon bald dazu äußern müssen, ob Israel das Territorium benutzen darf, um den Angriff zu fliegen. Eine der 3 "veröffentlichten" Routen führt über türkisches Gebiet:

three possible routes to Iran have been mapped out including one over Turkey.

Die Quellen der Sunday Times besagen, daß die nukleare Option nur gezogen würde, wenn ein konventioneller Krieg ausgeschlossen sei und die USA eine Intervention ablehnen sollte:

However, it also quoted sources as saying a nuclear strike would only be used if a conventional attack was ruled out and if the United States declined to intervene

Wolfgang Kuhlmann (FriedensTreiberAgentur); http://friedenstreiberagentur.de


Nichtangriffsgarantie und Atomwaffenfreie Zone

Deutschland muss Eskalation verhindern

IPPNW-Pressemitteilung vom 9. Januar 2007

Berlin: Anlässlich aktueller Berichte über geheime Angriffspläne Israels fordert die IPPNW, die deutsche Sektion der Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, die Bundesregierung auf, sich sofort für eine »Atomwaffenfreie Zone Nahen und Mittleren Osten« und eine Nichtangriffsgarantie für den Iran einzusetzen. Ohne die Richtigkeit der aktuellen Berichte zu beurteilen, deutet die IPPNW sie als Warnsignal für eine drohende Eskalation in der Region. Als deutliches Zeichen muss die deutsche Regierung auch alle Waffenlieferungen nach Nahost stoppen. Das betrifft besonders die Lieferung zweier U-Boote an Israel, die mit Atomwaffen ausgerüstet werden können.

Am 7. Januar veröffentlichte die Sunday Times einen Artikel über israelische Geheimpläne für einen nuklearen Angriff auf den Iran. »Militärische Quellen« zufolge bestehen Pläne mit Atomwaffen drei Atomanlagen in oder in der Nähe von Städten zu zerstören. Zum Einsatz sollen dabei Atomwaffen mit geringer Sprengkraft kommen. Israel hat den Zeitungsbericht umgehend dementiert. Iran droht im Fall eines solchen Angriffes mit massiver Vergeltung. Neben dem Wahrheitsgehalt sind auch die Motive, die hinter der Veröffentlichung der Geheimpläne zum jetzigen Zeitpunkt stehen, unklar.

Dazu IPPNW-Abrüstungsexpertin Xanthe Hall: »Die Frage ist, warum die israelischen Geheimpläne jetzt veröffentlicht wurden? Möglich ist, dass jemand als »Whistleblower« schreckliches verhindern wollte. Aber es ist auch möglich, dass Israel selbst die Geschichte in die Welt setzt, um die USA unter Druck zu setzen, bei einem Angriff mitzumachen, statt Israel den Alleingang zu überlassen. Sicher ist: Der Konflikt droht zu eskalieren. Nur eine Nichtangriffsgarantie seitens der USA und Israel kann die Lage sofort entspannen. Die Idee der Atomwaffenfreien Zone Nahost, die bereits Ariel Scharon sowie arabische Staaten wie Ägypten unterstützten, könnte dann einen Friedensprozess einleiten.«

Die IPPNW fordert die Ächtung aller Atomwaffen. Laut ihren Studien führen auch Mini-Nukes und atomare Bunker Buster zu hohen Opferzahlen und zu einer Verseuchung weiter Landstriche durch radioaktiven Fall-out. »Es ist eine Illusion zu denken, man kann Atomwaffen mit minimalen Kollateralschaden einsetzen« so Hall.

Hintergrundinformationen zu einem möglichen Angriff auf den Iran, zu Mini-Nukes und atomare Bunker Busters sowie wissenschaftliche Studien über die Auswirkungen dieser neuen Atomwaffen mailen wir Ihnen auf Anfrage gerne zu.

Pressereferent: Sven Hessmann; hessmann@ippnw.de

Israel setzt auf diplomatische Lösung des Atomkonflikts mit dem Iran

Der Sprecher des Außenministeriums, Mark Regev, hat gestern (7.1.07) in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP eine Mitteilung der „Sunday Times“ dementiert, wonach Israel angeblich beabsichtige, die Atomanlagen des Iran in Natans, Isfahan und Arak mit Atomwaffen anzugreifen.
„Die israelischen Maßnahmen konzentrieren sich auf diplomatische Schritte und zielen auf die vollständige Umsetzung der Resolution des Sicherheitsrates zu den Sanktionen gegen den Iran“, so Regev gegenüber AP. Es sei möglich, die Angelegenheit friedlich zu lösen, wenn die Diplomatie Erfolg habe. (Hatsofeh, 8.1.07)

Quelle: Newsletter der Israelischen Botschaft in Berlin vom 8. Januar 2007

Atomübung gegen Iran

Von Knut Mellenthin *

Israel plant nach einem Bericht der Sunday Times den Einsatz von Atomwaffen gegen Iran. Nach Angaben der britischen Zeitung, die sich auf anonyme, nicht näher bezeichnete »israelische Militärquellen« beruft, üben zwei Luftwaffen-Geschwader bereits den Angriff auf iranische Atomanlagen. Zum Training sollen in den letzten Wochen auch Flüge nach Gibraltar gehört haben, um Aktionen über so lange Strecken durchzuspielen.

Laut Sunday Times will Israel Atomwaffen mit einem Fünfzehntel der Kraft der Hiroshima-Bombe gegen die über 20 Meter tief verbunkerte Anreicherungsanlage in Natanz einsetzen. Zuvor sollen mit konventionellen, lasergesteuerten Bomben, die Israel aus den USA erhalten hat, »Tunnel« in die Verbunkerung geschlagen werden. Weitere Hauptziele sollen dem Blatt zufolge die Anlage zur Umwandlung von Rohuran in Gasform in Isfahan und der geplante Schwerwasserreaktor in Arak sein.

Iran reagierte am Sonntag zurückhaltend auf den Kriegsbericht aus Großbritannien. Außenamtssprecher Mohammed Ali Hosseini betonte in Teheran, jegliche Militäraktion gegen die Islamische Republik werde »nicht ohne Antwort bleiben«. Der »Agressor« werde seine Tat »sehr schnell bereuen«. Die israelische Regierung lehnte eine Stellungnahme zu dem Times-Report ab. Miri Eisin, die Sprecherin des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert, erklärte lapidar: »Solche Berichte kommentieren wir nicht.« Auch der Minister für Strategische Angelegenheiten, Avigdor Lieberman, wollte sich nicht äußern. In die Zuständigkeit des rechtsextremen Politikers fallen die Kriegsvorbereitungen gegen Iran. Das israelische Außenministerium gab zwar eine Erklärung ab, doch ist diese nicht als Dementi des Berichts der Sunday Times zu interpretieren. Sprecher Mark Regev betonte lediglich, daß zum jetzigen Zeitpunkt der Schwerpunkt der israelischen Aktivitäten auf diplomatischem Gebiet liegt.

Die im Besitz eines neokonservativen Verlegers befindliche Sunday Times hatte schon im März 2005 gemeldet, das sogenannte innere Kabinett des damaligen Ministerpräsidenten Ariel Scharon habe die konkrete Vorbereitung von Militärschlägen und die Ausarbeitung von Angriffsplänen gegen Iran beschlossen. Offenbar werden derartige Gerüchte von bestimmten Kreisen ausgestreut, um die iranische Führung zu ausnutzbaren Reaktionen zu provozieren. Die Sunday Times selbst deutet jetzt die Möglichkeit an, daß »Indiskretionen« über einen geplanten israelischen Atomwaffeneinsatz auch dazu dienen könnten, die US-Regierung zu eigenem militärischen Vorgehen zu drängen.

Viele Experten rechnen mit einem amerikanischen Angriff auf den Iran noch vor Ende der Amtszeit von US-Präsident George W. Bush. Diese läuft im Januar 2009 ab. Einiges spricht jedoch dafür, in die Rechnung zwei weitere Faktoren einzubeziehen. Erstens: Für die US-Regierung wäre es günstig, wenn zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns ihr wichtigster europäischer Verbündeter, Anthony Blair, der schon beim Überfall auf den Irak unschätzbare Dienste leistete, noch im Amt wäre. Der britische Premier wird voraussichtlich im September des laufenden Jahres zurücktreten. Und zweitens: Wie schon bei der Zerstörung des irakischen Versuchsreaktors durch die israelische Luftwaffe am 30. September 1980 spricht alles dafür, den von russischen Firmen gebauten iranischen Reaktor bei Buschehr anzugreifen, bevor er mit Brennstäben bestückt und in Betrieb genommen wird. Rußland hat nach mehreren Verschiebungen angekündigt, die Brennstäbe im September 2007 zu liefern.

* Aus: junge Welt, 9. Januar 2007


Israel denies plan to hit Iran enrichment plant with tactical nukes

By Haaretz Service and Agencies

The Foreign Ministry in Jerusalem denied Sunday a report in the British media that Israel has drawn up secret plans to destroy Iran's uranium enrichment facilities with conventional and tactical nuclear weapons.

Citing what it said were several Israel Defense Forces sources, the British newspaper The Sunday Times said two Israel Air Force squadrons had been training to blow up an enrichment plant in Natanz using low-yield nuclear "bunker busters."

Two other sites, a heavy water plant at Arak and a uranium conversion plant at Isfahan, would be targeted with conventional bombs, the Sunday Times said.

But Foreign Ministry spokesman Mark Regev said that Israel wanted the issue of Iran's nuclear program resolved through diplomacy.

"The focus of the Israeli activity today is to give full support to diplomatic actions and the expeditious and full implementation of Security Council resolution 1737. If diplomacy succeeds, the problem can be solved peaceably."

Prime Minister Ehud Olmert's office declined earlier to respond to the report.

"We don't comment on stories like this in the Sunday Times," said Olmert's spokeswoman, Miri Eisin.

Minister of Strategic Threats Avigdor Lieberman also declined to comment.

In Tehran, Iran's Foreign Ministry spokesman Mohammad Ali Hosseini told a news conference that the newspaper report "will make clear to the world public opinion that the Zionist regime is the main menace to global peace and the region."

He said "any measure against Iran will not be left without a response and the invader will regret its act immediately."

The United Nations Security Council voted unanimously last month to slap sanctions on Iran to try to stop uranium enrichment that Western powers fear could lead to making bombs. Tehran insists its plans are peaceful and says it will continue enrichment.

Israel has refused to rule out pre-emptive military action against Iran along the lines of its 1981 air strike against an atomic reactor in Iraq, though many analysts believe Iran's nuclear facilities are too much for Israel to take on alone.

The newspaper said the Israeli plan envisaged conventional laser-guided bombs opening "tunnels" into the targets. Nuclear warheads would then be used fired into the plant at Natanz, exploding deep underground to reduce radioactive fallout.

IAF pilots have flown to Gibraltar in recent weeks to train for the 2,000 mile round-trip to the Iranian targets, the Sunday Times said, and three possible routes to Iran have been mapped out including one over Turkey.

However, it also quoted sources as saying a nuclear strike would only be used if a conventional attack was ruled out and if the United States declined to intervene. Disclosure of the plans could be intended to put pressure on Tehran to halt enrichment, the paper added.

Washington has said military force remains an option while insisting that its priority is to reach a diplomatic solution.

Iran's President Mahmoud Ahmadinejad has called for Israel to be "wiped off the map." Israel, widely believed to have the Middle East's only nuclear arsenal, has said it will not allow Iran to acquire nuclear weapons.

Israel has long maintained a policy of nuclear ambiguity. Recent perceived slips by Prime Minister Ehud Olmert have reinforced suspicions that Israel does have nuclear arms, but Jerusalem has stuck to its line that it will not be the first to introduce atomic weapons to the region.

The Sunday Times newspaper was the first to report on Israel's nuclear capabilities in 1986, based on leaked information by Mordechai Vanunu, a former employee at the Dimona research plant.

Following the expose, Vanunu was snatched by Israeli agents in Italy and returned to Israel, where served an 18-year prison sentence. He was released in April 2004.

Quelle: Ha'aretz, 7. Januar 2007; www.haaretz.com


Revealed: Israel plans nuclear strike on Iran

Uzi Mahnaimi, New York and Sarah Baxter, Washington

The Sunday Times,
January 07, 2007

E x t r a c t s

ISRAEL has drawn up secret plans to destroy Iran’s uranium enrichment facilities with tactical nuclear weapons.

Two Israeli air force squadrons are training to blow up an Iranian facility using low-yield nuclear “bunker-busters”, according to several Israeli military sources.

The attack would be the first with nuclear weapons since 1945, when the United States dropped atomic bombs on Hiroshima and Nagasaki. The Israeli weapons would each have a force equivalent to one-fifteenth of the Hiroshima bomb.

Under the plans, conventional laser-guided bombs would open “tunnels” into the targets. “Mini-nukes” would then immediately be fired into a plant at Natanz, exploding deep underground to reduce the risk of radioactive fallout.

“As soon as the green light is given, it will be one mission, one strike and the Iranian nuclear project will be demolished,” said one of the sources.

The plans, disclosed to The Sunday Times last week, have been prompted in part by the Israeli intelligence service Mossad’s assessment that Iran is on the verge of producing enough enriched uranium to make nuclear weapons within two years.

Israeli military commanders believe conventional strikes may no longer be enough to annihilate increasingly well-defended enrichment facilities. Several have been built beneath at least 70ft of concrete and rock. However, the nuclear-tipped bunker-busters would be used only if a conventional attack was ruled out and if the United States declined to intervene, senior sources said.

Israeli and American officials have met several times to consider military action. Military analysts said the disclosure of the plans could be intended to put pressure on Tehran to halt enrichment, cajole America into action or soften up world opinion in advance of an Israeli attack.

(...) Israel has identified three prime targets south of Tehran which are believed to be involved in Iran’s nuclear programme:
  • Natanz, where thousands of centrifuges are being installed for uranium enrichment
  • A uranium conversion facility near Isfahan where, according to a statement by an Iranian vice-president last week, 250 tons of gas for the enrichment process have been stored in tunnels
  • A heavy water reactor at Arak, which may in future produce enough plutonium for a bomb
Israeli officials believe that destroying all three sites would delay Iran’s nuclear programme indefinitely and prevent them from having to live in fear of a “second Holocaust”.

(...) Israeli pilots have flown to Gibraltar in recent weeks to train for the 2,000-mile round trip to the Iranian targets. Three possible routes have been mapped out, including one over Turkey.

Air force squadrons based at Hatzerim in the Negev desert and Tel Nof, south of Tel Aviv, have trained to use Israel’s tactical nuclear weapons on the mission. The preparations have been overseen by Major General Eliezer Shkedi, commander of the Israeli air force. (...)

Quelle: www.timesonline.co.uk


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