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Kultur statt Militärbasen

Japan: Okinawa will von USA unabhängig werden

Von Suvendrini Kakuchi (IPS), Ginowan *

Die Insel Okinawa ist als Basislager für die Mehrheit der 50 000 in Japan stationierten US-Soldaten bekannt. Doch japanische Unternehmer arbeiten daran, die größte in der südlichen Präfektur gelegene Insel und die umliegenden kleineren Inseln als attraktives Ferienziel und Wissenschaftsstandort bekannt machen.

»Die Insel Okinawa mit ihrer einzigartigen Kultur und Natur will den Tourismussektor ausbauen und in Asien ein Knotenpunkt für Bildung und Unterhaltung werden«, sagte Shigenobu Asato, Vorsitzender der Tourismusbehörde, während einer Ansprache beim Okinawa-Filmfestival. »Das Motto in Okinawa lautet nun ›Seid innovativ‹«, meinte Asato und bezog sich auf die Bemühungen der Regierung, Investitionen in den Bereichen Unterhaltung sowie unternehmerische Aktivitäten auf der Insel anzukurbeln.

Gemäß dem Abkommen zwischen Japan und den USA über die gemeinsame Zusammenarbeit und Sicherheit sind zwei Drittel der US-Armee- und Marinebasen auf Okinawa angesiedelt. Für die USA ist das Archipel, das sich in Richtung Taiwan erstreckt, ein perfekter Beobachtungspunkt, von dem aus die Präsenz der chinesischen Marine kontrolliert werden kann.

Obwohl die USA die Insel 1972 an Japan zurückgaben, behielten sie Stützpunkte auf 18 Prozent der Inselfläche. Mehr als 90 Prozent der Einwohner Okinawas protestieren noch heute dagegen.

Asato ging dieses brenzlige Thema optimistisch an, als er neue Strategien der lokalen Behörden vorstellte wie Pläne für eine Universität und ein Vergnügungszentrum. Mit diesen Projekten soll Okinawa weniger abhängig von den Militärbasen werden.

Bisher pachten die USA große Grundstücke für die Stützpunkte, insbesondere im Zentrum und im Süden Okinawas, wo 80 Prozent der rund 1,5 Millionen Einwohner leben. Der Pachtzins, der etwa sechs Prozent der Gesamteinkünfte der Präfektur beträgt, kommt Landbesitzern am Ort zugute. Für die Gebiete, auf denen sich die Basen befinden, stellt die Regierung zudem hohe Subventionen bereit. 2012 beliefen sich die Beihilfen aus Tokio auf mehr als zwei Milliarden US-Dollar. 2013 wird von einem Anstieg auf 3,1 Milliarden Dollar ausgegangen.

Die US-Militärpräsenz hat den schwachen Wirtschaftssektor der Insel gestärkt. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt in Okinawa bei rund 20 000 Dollar jährlich und ist damit das niedrigste in ganz Japan. Die Militärstützpunkte sorgen nicht nur für Einnahmen und Subventionen, sondern haben auch einen Markt für die Vergnügungsindustrie, Restaurants und Taxiunternehmer geschaffen.

Der Widerstand gegen das US-Militär hat seit dem vergangenen November zugenommen. Die lokalen Behörden versuchen daher intensiv, alternative Einkommensquellen für die Insel zu finden. Die Bemühungen Okinawas um eine militärfreie Insel werden allerdings durch ein ungünstiges politisches Klima behindert. Denn die konservative Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe wird nicht nur durch die nordkoreanischen Drohungen unter Druck gesetzt, sondern auch durch heikle Territorial- und Fischereistreitigkeiten mit China und Südkorea.

* Aus: neues deutschland, 16. April 2013


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