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Terrorakt in Sanaa legt alte Probleme offen

Unter den Opfern des Sprengstoffanschlages in Jemen befinden sich auch zwei deutsche Bürger

Von Roland Etzel *

Terroristen von Al Qaida haben sich zu dem Angriff auf das jemenitische Verteidigungsministerium bekannt, bei dem auch zwei Deutsche getötet worden waren.

Nach offiziellen Angaben sind bei dem Angriff auf das jemenitische Verteidigungsministerium vom Donnerstag 52 Menschen getötet worden. Da sich auf dem Gelände des Ministeriums auch eine Klinik befindet, ist unter den Opfern auch medizinisches Personal. Die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit teilte am Freitag mit, dass zwei von ihr entsandte Experten unter den Toten sind. Ein Selbstmordattentäter hatte ein mit Sprengstoff beladenen Auto im Ministeriumskomplex gezündet. Anschließend drangen weitere Angreifer ein und schossen aus automatischen Waffen. Wieviele es waren, ist nicht bekannt; einigen soll anschließend die Flucht gelungen sein.

Die Jemenitische Arabische Republik war nach dem vom Westen erzwungenen Präsidentenwechsel im Herbst 2011 nach über ein Jahr andauernden Protesten etwas zur Ruhe gekommen. Die Hauptprobleme des Landes – eine chronische Unterentwicklung, verbunden mit permanenten Rivalitäten der vorherrschenden Stammesverbände um das wenige zu Verteilende – blieben dabei ungelöst. Dazu kommt eine misslungene Vereinigung der bis 1990 zwei jemenitischen Staaten.

Die Tatsache, dass die Regierung außerhalb des Hauptstadt praktisch über keinerlei Macht verfügt, hat dazu geführt, dass das Territorium Jemens zum Rückzugsgebiet für muslimische Freischärler aller Art wurde; nach Meinung der USA auch von Al Qaida. Die US Air Force flog mit Duldung der Regierung in Sanaa wiederholt Angriffe mit Drohnen, denen auch viele Zivilisten zum Opfer gefallen sein sollen. Der Überfall von Sanaa vom Donnerstag wurde von »Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel« per Website als Vergeltung dafür bezeichnet.

* Aus: neues deutschland, Samstag, 7. Dezember 2013


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