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Rebellenblockade in Sanaa

Huthis zu Tausenden auf den Straßen der jemenitischen Hauptstadt *

Keine Ruhe in Jemen: Die Huthi-Rebellen machen weiter Druck, während die Vorschläge von Präsident Hadi nicht akzeptiert werden.

Im Konflikt mit der jemenitischen Regierung haben schiitische Huthi-Rebellen ein weiteres Mal die Hauptstadt des Landes lahmgelegt. Huthi-Anhänger hätten am Mittwoch erneut zentrale Straßen in Sanaa blockiert, berichtete die jemenitische Nachrichtenseite Al-Mashhad al-Yemeni. Der Verkehr sei für mehrere Stunden zusammengebrochen. »Wir werden weiter protestieren«, sagte ein Huthi-Sprecher der Nachrichtenagentur dpa.

Die Huthi-Rebellen hatten zuvor Verhandlungen mit Jemens Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi verweigert. Hadi hatte vorgeschlagen, die Regierung zu entlassen. Damit wollte er auf fortwährende Proteste der Rebellen reagieren. Die Huthi-Rebellen lehnten den Vorschlag jedoch ab. Die schiitischen Huthis fordern mehr Selbstbestimmung von der sunnitischen Regierung Jemens ein. Seit mehr als zwei Wochen belagern rund 30 000 Anhänger die Hauptstadt Sanaa.

Präsident Hadi hatte zusammen mit seiner Offerte an die Rebellen ein Krisenkomitee einberufen. Das Komitee spreche nur für sich selbst, verkündete daraufhin ein Huthi-Sprecher auf Facebook.

Hadi hatte nach lokalen Medienberichten am Dienstag in einer Dringlichkeitssitzung die Auflösung der Regierung angeordnet. Eine neue Regierung solle binnen einer Woche gebildet werden, berichtete die jemenitische Nachrichtenseite Mareb Press. Ebenso hatte Hadi eine von der Regierung angeordnete Kürzung von Benzinsubventionen teilweise wieder aufgehoben. Der Präsident hat damit die beiden Hauptforderungen von Huthi-Rebellen erfüllt.

Am Sonntag hatte Huthi-Anführer Abdulmalik al-Huthi seine Anhänger zu zivilem Ungehorsam aufgerufen. Daraufhin hatten nach Medienberichten Tausende Huthis am Montag die Innenstadt von Sanaa mit sogenannten Sit-ins blockiert.

Immer wieder kommt es zu blutigen Zusammenstößen zwischen der Armee und den Huthi-Rebellen. Allein im Juli kamen mehr als 200 Menschen ums Leben, als Huthis die Provinzhauptstadt Amran nördlich von Sanaa eroberten. Die Regierung sieht vor allem die an das Huthi-Gebiet angrenzende Provinz Marib bedroht – eine der wenigen Regionen des armen Landes mit Ölvorkommen.

Unterdessen hat die Polizei in Saudi-Arabien nach monatelangen Ermittlungen 88 Terrorverdächtige festgenommen. Wie der Sender Al-Arabija unter Berufung auf das Innenministerium in Riad berichtete, werden den mutmaßlichen Extremisten konkrete Anschlagspläne im In- und Ausland zur Last gelegt. Die Islamisten hatten demnach auch Kontakt zu ausländischen Terrorgruppen. 59 Beschuldigte seien bereits wegen ähnlicher Vergehen in Haft gewesen. Bei Razzien seien insgesamt sechs Terrorzellen in vier Regionen aufgeflogen.

* Aus: neues deutschland, Donnerstag 4. September 2014


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