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Die Kaschmiren warten

Pakistan und Indien lassen sich Zeit mit der Wiederaufnahme ihres Friedensdialogs

Von Hilmar König, Neu-Delhi *

Die Kaschmiren im pakistanischen wie im indischen Teil warten nach der Regierungsbildung in Pakistan auf Signale, daß der Friedensprozeß zwischen beiden Nachbarn wieder in Gang kommt. An Absichtserklärungen dazu mangelt es wahrlich nicht. Die Normalisierung des Verhältnisses zu Indien habe für Islamabad Priorität, aber es werde keine »einseitigen Konzessionen« geben. Das erklärte Hussein Haqqani, der Sonderberater für außenpolitische Angelegenheiten des pakistanischen Premiers Jusuf Raza Gilani.

Die Parlamentswahlen in Pakistan mußten bislang als Grund für die »Ruhephase« im Friedensdialog herhalten. Doch dessen Wiederaufnahme steht nun auf der Tagesordnung. PPP-Chef Asif Ali Zardari hatte sich noch vor der Regierungsbildung zum Kaschmirproblem geäußert und dafür von vielen Seiten Schelte einstecken müssen. Er meinte (eigentlich ganz im Sinne Indiens), dieses Problem dürfe kein Hindernis bilden für die Verbesserung des Nachbarschaftsverhältnisses insgesamt.

In einem Gespräch mit Mehbuba Mufti, der Chefin der Demokratischen Volkspartei aus dem indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir, betonte Zardari zum Nachbarschaftsverhältnis: »Demokratien setzen nicht auf Krieg...Wenn die Jungs in Kaschmir Bleistifte anstatt Gewehre bekommen, wenn sie Jobs erhalten, wenn ihnen gestattet wird, ihre Verwandten in Pakistan zu besuchen, wenn wir unseren Kaschmiren erlauben, ihre kaschmirischen Brüder jenseits der Grenze zu treffen, dann scheint mir das der richtige Weg.«

Nach seiner Vereidigung als Minister fuer Kaschmir-Angelegenheiten bezeichnete Qarnar-us-Zaman Kaira den seit über 60 Jahren bestehenden Streit als das »Grundproblem« zwischen beiden Ländern, das nicht beiseite geschoben werden könne, sondern angepackt und aus der Welt geschafft werden müsse.

Neu-Delhi drängte bisher nicht auf Wiederaufnahme des Dialogs. Doch Premier Manmohan Singh drückte in einem Telefonat mit seinem pakistanischen Amtskollegen die Hoffnung auf allerbeste Beziehungen aus. Die neuen Bedingungen in Islamabad würden die Möglichkeit bieten, das bilaterale Verhältnis in eine nützliche Partnerschaft umzuwandeln. Im jüngsten Lagebericht des indischen Innenministeriums zu Jammu und Kaschmir wird eine Abnahme der Gewalt seit 2001 und ein Sinken der Infiltration von aus Pakistan kommenden Militanten konstatiert. Allerdings seien im Jahre 2007 immer noch »472 Terroristen, 158 Zivilisten und 110 Mann Sicherheitspersonal« in Jammu und Kaschmir getötet worden.

* Aus: junge Welt, 8. April 2008


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