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Weg frei für Vermittlung

Venezuelas Präsident Chávez vor Treffen mit Guerilla Kolumbiens. Senatorin Córdoba zu Gesprächen in den USA

Von Harald Neuber *

Zu Beginn der zweiten Oktoberwoche, so erklärte die kolumbianische Senatorin Piedad Córdoba am Mittwoch nachmittag (19. September) in Bogotá, werde Venezuelas Präsident Hugo Chávez in Caracas mit Vertretern der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) zusammenkommen. Am Vortag (18. Sept.) hatte sich die Politikerin in Caracas mit Chávez getroffen. Das geplante Gespräch mit den Aufständischen könnte der Ausgangspunkt für ein Abkommen zum Austausch von Gefangenen der größten Guerillaorganisation und der Regierung des Landes sein. Die FARC halten 45 Personen fest – darunter zahlreiche Politiker –, während die Regierung rund 500 tatsächliche oder mutmaßliche Guerilleros inhaftiert hat. Beide Gruppen sollen im Rahmen eines Abkommens entlassen werden.

Seit sich Venezuelas Präsident Ende August bereiterklärt hatte, zwischen den Konfliktparteien im Nachbarland zu vermitteln, sind bedeutende Fortschritte erzielt worden. Erstmals seit dem Amtsantritt des kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe im August 2002 zeigt sich die FARC-Guerilla zu direkten Gesprächen bereit. Chávez ist es allein damit gelungen, den Teufelskreis der Gewalt zu durchbrechen.

Entsprechend zuversichtlich zeigte sich Piedad Córdoba. Die kolumbianische Senatorin, die dem linken Flügel der oppositionellen Liberalen Partei angehört, hatte die Kontakte zu Caracas hergestellt. Präsident Chávez, so erklärte Córdoba am Mittwoch, genieße als Vermittler »große Glaubwürdigkeit und großes Vertrauen«. Ein direktes Gespräch zwischen dem Staatschef und dem Gründer der FARC-Guerilla Manuela Marulanda sei daher für die Zeit nach dem Delegationstreffen Anfang Oktober denkbar.

Córdoba ist die treibende Kraft hinter der neuen Verhandlungsinitiative. Nachdem sie die Kontakte zu Chávez hergestellt hatte, traf die 52jährige vor wenigen Tagen mit dem FARC-Sprecher Raul Reyes in dem von der Guerilla kontrollierten Gebiet Kolumbien zusammen. Ende dieser Wche will Córdoba in Washington dann mit Abgeordneten der oppositionellen Demokratischen Partei zusammenkommen, um über einen möglichen Gefangenenaustausch zu sprechen. Die Demokraten hatten die Kolumbien-Politik der amtierenden US-Regierung unter Präsident George W. Bush in den vergangenen Wochen und Monaten scharf kritisiert und gegen die Zahlung von Militärhife für Bogotá im US-Kongreß ihr Veto eingelegt.

* Aus: junge Welt, 21. September 2007


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