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Korea: Chronik wichtiger Ereignisse

Juli/August 2005

Freitag, 1. Juli, bis Sonntag, 10. Juli
  • Die USA und Nordkorea haben sich über eine mögliche Wiederaufnahme der Atomgespräche ausgetauscht. Der Kontakt zwischen ranghohen Vertretern beider Seiten kam am Rande eines akademischen Seminars in New York zustande, wie der Sprecher des Außenministeriums in Washington, Sean McCormack, am 1. Juli mitteilte. Die USA bemühen sich, sich den internationalen Druck auf Nordkorea zu verstärken, damit es zu den Sechs-Länder-Gesprächen mit Südkorea, China, Japan, Russland und den Vereinigten Staaten zurückkehrt. Der Sprecher betonte, dass es sich bei den Gesprächen in New York nicht um "Verhandlungen" gehandelt habe. Zusammengetroffen seien der US-Gesandte für die Sechsparteiengespräche über das nordkoreanische Atomprogramm, Joseph DeTrani, und der ranghohe nordkoreanische Diplomat Ri Gun.
  • US-Außenministerin Condoleezza Rice reist nach China, Japan und Südkorea. Ihr Ziel: Sie will die Sechsergespräche über eine Einstellung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms wieder in Gang bringen. Das verlautete am 5. Juli aus dem Weißen Haus in Washington. Rice will am 8. Juli aufbrechen und einen Stopp in Thailand einlegen, um sich ein Bild des Wiederaufbaus nach der Tsunami- Katastrophe zu verschaffen.
  • Japan will beim am 6. Juli beginnenden G-8-Gipfel in Schottland auch den Atomstreit mit Nordkorea und die geplante Reform der Vereinten Nationen in den Mittelpunkt rücken. Dies bekräftigte Ministerpräsident Junichiro Koizumi vor seiner Abreise aus Tokio. Demnach hofft er auf Unterstützung der G-8-Partner, um den Druck auf die Regierung in Pjöngjang zu verstärken.
  • Nach mehr als einem Jahr Unterbrechung haben sich Nordkorea und die USA auf eine Wiederaufnahme der Sechs-Länder-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm geeinigt. Die Einigung sei bei einem Treffen von Vertretern beider Seiten am 9. Juli in Peking erzielt worden, teilten US-Diplomaten in der chinesischen Hauptstadt mit. Die nordkoreanische Regierung habe eingewilligt, "dass das Ziel der Verhandlungen die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel ist und dass sie dabei Fortschritte machen wolle", sagte ein Vertreter aus der Delegation von US-Außenministerin Condoleezza Rice, die sich derzeit in Peking aufhält.
Montag, 11. Juli, bis Sonntag, 17. Juli
  • Nach Nordkoreas Ankündigung zur Wiederaufnahme der Atomgespräche hat Südkorea dem Nachbarstaat die bislang größte Nahrungsmittelhilfe in den beiderseitigen Beziehungen zugesichert. Südkorea kündigte außerdem an, es werde dem nördlichen Nachbarn Strom liefern, falls dieser sein Atomwaffenprogramm einstelle. Beide Seiten einigten sich zudem darauf, die seit dem Korea-Krieg (1950 bis 1953) unterbrochene Eisenbahnstrecke zwischen beiden Staaten Ende des Jahres wieder zu verbinden. In einer nach Wirtschaftsgesprächen in Seoul am 12. Juli veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der beiden koreanischen Staaten hieß es, Südkorea werde Nordkorea 500.000 Tonnen Reis liefern. Bislang lagen die Lieferungen bei durchschnittlich 400.000 Tonnen Reis im Jahr. Südkorea hatte eine Entscheidung über die Wiederaufnahme von Nahrungsmittelhilfe für den verarmten Norden ausgesetzt, um Pjöngjang zu neuen Atomgesprächen zu bewegen. Der südkoreanische Vereinigungsminister Chung Dong Young kündigte für den Fall der Einstellung des nordkoreanischen Atomprogramms die direkte Lieferung von Strom an den Nachbarstaat an. Der Süden werde zu diesem Zweck eigens grenzüberschreitende Stromleitungen bauen. Nach Angaben eines südkoreanischen Regierungsvertreters soll damit verhindert werden, dass der Nachbarstaat zwei geplante Leichtwasserreaktoren mit einer Kapazität von jeweils tausend Megawatt baut. Ein südkoreanischer Regierungssprecher sagte, die Pläne seien bereits an Pjöngjang übermittelt worden. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete, Seoul habe den Bau einer großen Düngemittelfabrik im Norden Nordkoreas angeboten, um so gegen die dramatische Nahrungsmittelknappheit vorzugehen.
  • US-Aussenministerin Condoleezza Rice hat Suedkoreas Angebot von Stromlieferungen an das kommunistische Nordkorea als wichtigen Beitrag zur Vermittlung neuer Atomverhandlungen gewuerdigt. Sie sei “sehr optimistisch, dass unsere gemeinsamen Bemuehungen zur Verbesserung der Sicherheitslage auf der koreanischen Halbinsel tatsaechlich Fruechte tragen koennten”, sagte Rice am 13. Juli bei einem Besuch in Seoul. “Wir freuen uns auf eine strategische Entscheidung der Nordkoreaner, ihre Atomwaffen aufzugeben.”
  • Nordkorea hofft auf Fortschritte in den für Ende Juli geplanten Sechs-Länder-Gesprächen über sein Atomprogramm. "Das Ziel Nordkoreas ist eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel", sagte Staatschef Kim Jong Il dem chinesischen Gesandten Tang Jiaxuan am 13. Juli in Pjöngjang, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete. Er freue sich auf die Sechs-Länder-Gespräche zwischen Nord- und Südkorea, China, Japan, Russland und den USA und hoffe, diese führten zu diesem Ziel hin.
Montag, 18. Juli, bis Sonntag, 24. Juli
  • Nach mehr als einem Jahr Pause soll die die nächste Runde der Sechs-Nationen-Gespräche über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm nach chinesischen Angaben in der kommenden Woche stattfinden. Ein Sprecher der Außenministeriums in Peking sagte am 19. Juli der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua, die vierte Runde beginne am 26. Juli. Über die geplante Dauer der Gespräche wurde zunächst nichts bekannt. Bislang waren drei Tage üblich.
  • Eine Woche vor Wiederaufnahme der Sechs-Nationen-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm haben Vertreter Nord- und Südkoreas den Abbau ihrer Propaganda-Anlagen an der streng gesicherten Grenze zwischen beiden Ländern angekündigt. Bei einem Treffen am 20. Juli in dem Dorf Panmunjom in der entmilitarisierten Zone vereinbarten Militärvertreter beider Seiten nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Seoul, den bereits im Juni 2004 vereinbarten Abbau von Plakaten und elektronischen Schrifttafeln am 25. Juli wiederaufzunehmen.
  • Fünf Tage vor der Wiederaufnahme der Sechs-Länder-Gespräche über Nordkoreas Atomprogramm hat das Gastgeberland China von den beteiligten Nationen eine konstruktive und flexible Haltung gefordert. "Wir hoffen, dass diese Gesprächsrunde reibungslos verläuft und substantielle Fortschritte erzielt", sagte am 21. Juli ein Sprecher des Außenministeriums in Peking. "Das ist es, was alle Beteiligten und die internationale Gemeinschaft erwarten."
  • Nordkorea hat ein Friedensabkommen mit den USA gefordert. Dies solle ein Waffenstillstandsabkommen ersetzen, das 1953 nach dem Ende des Koreakrieges unterzeichnet wurde, sagte ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums am 22. Juli. Nordkorea und die USA sollten "unbedingt" einen "Friedensmechanismus" schaffen, um das Ziel einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel zu erreichen.
  • Zwei Tage vor der Wiederaufnahme der Sechs-Länder-Gespräche haben sich Vertreter aus Nord- und Südkorea zu Vorverhandlungen getroffen. Die Delegationen beider Länder hätten am Morgen des 24. Juli über eine Stunde in Peking zusammengesessen, meldete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf einen südkoreanischen Diplomaten. Die südkoreanische Botschaft wollte das Treffen allerdings nicht bestätigen. (AFP)
    Nord- und Südkorea sind sich angeblich einig über ein Rahmenabkommen zur Beendigung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms. Das erklärte ein hoher südkoreanischer Diplomat am 24. Juli in Peking. Angeblich hat Südkorea angeboten, dem Nachbarland bis 2008 zwei Millionen Kilowatt Strom zu liefern, wenn Pjöngjang auf sein Atomwaffenprogramm verzichtet. (dpa)
Montag, 25. Juli, bis Sonntag, 31. Juli
  • Einen Tag vor den neuen Sechs-Länder-Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm wollen die Vereinigten Staaten mit Gesandten der nordkoreanischen Führung sprechen. "Wir werden die nordkoreanische Delegation heute Nachmittag treffen", sagte US-Verhandlungsführer Christopher Hill am 25. Juli in der chinesischen Hauptstadt Peking, wo die Secher-Gespräche am 26. Juli beginnen sollten. "Ich möchte betonen, dass das keine Verhandlungen sind. Wir versuchen lediglich, uns miteinander bekannt zu machen." Die US-Teilnehmer freuten sich aber auf die bevorstehende "schwere Arbeit" und wollten versuchen, einen Fortschritt zu erzielen, sagte Hill.
  • Nach mehr als einem Jahr Unterbrechung hat in Peking eine neue Runde der Sechs-Länder-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm begonnen. "Ich hoffe und glaube, dass unsere konstruktiven Bemühungen zu positiven Ergebnissen der Gespräche führen werden", sagte der chinesische Verhandlungsführer Wu Dawei zum Auftakt der Verhandlungen am 26. Juli in der Hauptstadt.
    Nordkorea hat sich zum Auftakt der neuen Sechs-Länder-Gespräche über sein Kernkraftprogramm zur atomaren Abrüstung bereit gezeigt. Die nordkoreanische Führung sei "voll und ganz bereit" zu einer solchen Entscheidung, sagte der Leiter der Gesandtschaft aus Pjöngjang, Kim Gye Gwan, in der chinesischen Hauptstadt Peking. Der chinesische Verhandlungsführer Wu Dawei äußerte positive Erwartungen an die Gespräche. (Zu den Gesprächen siehe auch unseren Beitrag "Das Schiff darf nicht auf Grund laufen".)
    Die USA haben Nordkorea bei einem Verzicht auf sein Atomprogramm Entgegenkommen zugesagt. Die USA würden nach dem Prinzip "Wort für Wort, Tat für Tat" auf ein Einlenken Nordkoreas antworten, erklärte US-Chefunterhändler Christopher Hill am 26. Juli in Peking zum Auftakt der Sechs-Länder-Gespräche über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm. Der nordkoreanische Chef- Unterhändler Kim Kye Gwan bekräftigte seinereits Pjöngjangs Willen zu einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel. "Wenn die DPRK (Demokratische Volksrepublik Korea) die Entscheidung trifft, ihr Atomprogramm abzuschaffen, dauerhaft, vollständig und nachprüfbar, sind andere Parteien, einschließlich meines Landes, bereit, korrespondierende Maßnahmen nach dem Prinzip 'Wort für Wort, Tat für Tat' zu ergreifen", sagte Hill. Washington hatte wiederholt Nordkorea Sicherheitsgarantien und Wirtschaftshilfen im Gegenzug für einen Verzicht auf das Atomprogramm versichert. Der nordkoreanische Chef-Unterhändler Kim sagte, ein Fortschritt bei den Sechser-Verhandlungen erfordere "eine strategische Entscheidung" der betroffenen Parteien. Die USA und Südkorea hatten vor Beginn der Gespräche Nordkorea dazu aufgefordert, eine "strategische Entscheidung" für den Abbau seines Atomprogramms zu treffen.
  • Die Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm gehen weiter. Die Delegierten der beiden Koreas, Chinas, der USA, Japans und Russlands setzten ihre Beratungen am 27. Juli in Peking fort. Nach einer Plenarsitzung sind bilaterale Gespräche geplant. Die Dauer der Gespräche ist offen.
    Am zweiten Tag der Sechs-Nationen-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm hat Gastgeber China von allen Beteiligten "politischen Mut" gefordert. Die Gelegenheit zu einer friedlichen Beilegung des Atomkonflikts müsse genutzt werden, sagte der chinesische Delegationsleiter Wu Dawei am 27. Juli nach Angaben des chinesischen Fernsehens. Ein zweieinhalbstündiges Plenum aller sechs Delegationen am Vormittag verlief nach Angaben der Teilnehmer in positiver Atmosphäre. Für den Nachmittag waren bilaterale Gespräche geplant. "Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die Gespräche zwischen den USA und Nordkorea", sagte der japanische Delegationschef Kenichiro Sasae.
    Die Sechsergespräche über das nordkoreanische Atomprogramm haben am zweiten Tag keine entscheidende Annäherung gebracht. Nordkorea lehnte am 27. Juli einen Vorschlag der USA zur Lösung des Konflikts als "unvernünftig" ab und forderte Konzessionen von den USA, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Verhandlungskreise in Peking. Südkorea legte unterdessen einen neuen Kompromissvorschlag vor. In einem Abkommen müsse Nordkorea auf sein Atomprogramm verzichten und ihm gleichzeitig darin Wirtschaftshilfen sowie Sicherheitsgarantien und die Normalisierung der Beziehungen zugestanden werden, hieß es. Nordkorea sei zur Auflösung des Atomprogramms bereit, falls die USA die bilateralen Beziehungen normalisierten und ihre "atomare" Bedrohung des Landes beendeten, wurde Nordkoreas Vizeaußenminister Kim Kye Gwan zitiert. Die USA müssten eine "bedingungslose Garantie" geben, keine Atomwaffen gegen Nordkorea einzusetzen.
  • Im Rahmen der Verhandlungen über das umstrittene nordkoreanischen Atomprogramm in Peking sind die Delegationen der USA und Nordkoreas zum dritten Mal zu bilateralen Gesprächen zusammengekommen. Das Treffen sei am Morgen des 28. Juli kurzfristig anberaumt worden, berichtete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Nach Angaben eines japanischen Diplomaten wurde eine für den Morgen geplante Plenumsrunde der sechs beteiligten Länder zugunsten des bilateralen Gesprächs verschoben.
    Bei den Sechs-Nationen-Gesprächen über Nordkoreas Atomprogramm streben die USA offenbar zunächst eine Wiederaufnahme der internationalen Inspektionen an. Bei dem bilateralen Treffen am 28. Juli schlug US-Verhandlungsführer Christopher Hill dem nordkoreanischen Unterhändler Kim Kye Gwan vor, Pjöngjangs Atomanlagen im September von internationalen Experten inspizieren zu lassen, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete. Pjöngjang hatte die Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) im Dezember 2002 des Landes verwiesen, nachdem die USA den Vorwurf erhoben hatten, Nordkorea arbeite an einem Programm zur Urananreicherung.
  • Gesandte der USA und Nordkoreas sind am 29.Juli in Peking zu weiteren Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm zusammengekommen. US-Verhandlungsführer Christopher Hill und sein nordkoreanischer Kollege Kim Kye Gwan hätten ihr insgesamt viertes Treffen in einem Gästehaus der chinesischen Regierung begonnen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Das Treffen findet im Rahmen der derzeit laufenden Runde der Sechs-Nationen-Gespräche statt.
  • Am 30. Juli brachte China bei den Sechser-Gesprächen einen Vorschlag für eine gemeinsame Erklärung ein. Der Entwurf sei eine gute Basis für weitere Verhandlungen, sagte der US-Delegierte Christopher Hill. Ein schneller Abschluss der Gespräche sei aber unwahrscheinlich.
  • Nordkorea hat seine Bereitschaft erklärt, dem Atomwaffensperrvertrag wieder beizutreten und internationale Kontrollen seiner Atomanlagen zuzulassen. Voraussetzung sei aber, dass der Streit mit den USA gelöst werde- Die USA müssten ihre Sanktionen gegen Nordkorea aufheben und das Land von der Liste jener Länder streichen, die angeblich Terroristen unterstützten, hieß es in staatlichen Medienberichten am 31. Juli. Der nordkoreanische Außenminister Paek Nam Sun habe weiter gefordert, dass die USA ihre Atomwaffen aus Südkorea abziehe - was die USA nach eigenen Angaben aber bereits getan haben.
Montag, 1. August, bis Sonntag, 7. August
  • Am 1. August wurden die Verhandlungen in Peking fortgesetzt. China legte einen zweiten Entwurf einer Erklärung vor. Über die Details wurde wenig bekannt. Aus Konferenzkreisen verlautete, der Entwurf solle Nordkorea in vager Sprache im Austausch für die Aufgabe seiner nuklearen Waffenprogramme Sicherheitsgarantien, Wirtschaftshilfe un d die Aussicht auf die Normalisierung seiner Beziehungen zu den USA und Japan bieten.
    Am 1. August trafen Nordkorea und USA erneut zu zwei bilateralen Treffen zusammen.
  • China sprach am 4. August erstmals davon, dass die Verhandlungen in Peking scheitern könnten und kein gemeinsames Abschlussdokument zustande kommen würde.
  • Die rage der zivilen Nutzung der Kernenergie wurde am 5. August offenbar zur Kernfrage der Verhandlungen. Die US-Delegation besteht darauf, dass Nordkorea auf alle Atomprogramme, militärische wie zivile, verzichtet. Daran werde wahrscheinlich die Verhandlungsrunde scheitern.
  • Die Gespräche in Peking wurden am 7. August vertagt. Nordkorea lehnte es ab, auf die friedliche NUtzung der Kernenergie zu verzichten, wie es von Seiten der USA offenbarf verlangt worden war.
    Die Verhandlungen sollen in der Woche nach dem 29. August aber wieder aufgenommen werden - nach Aussagen Chinas wenigstens ein "Teilerfolg".
  • Nord- und Südkorea haben ein Rotes Telefon zwischen ihren Militärführungen zur Verhinderung von Zwischenfällen an der Grenze eingerichtet. Damit gebe es erstmals eine direkte Telefonverbindung zwischen den Armeeführungen beider Länder, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums in Seoul nach einem ersten Test am 10. August. Bisher bestand lediglich über die Vertretungen des Roten Kreuzes eine Verbindung.
  • Südkorea hat Nordkorea das Recht auf ein ziviles Atomprogramm eingeräumt. "Unsere Position ist, dass Nordkoreas Forderung nach der Aufrechterhaltung eines friedlichen Nuklearprogramms als natürliches Recht erlaubt werden sollte", sagte Wiedervereinigungsminister Chung Dong Young am 11. August in Seoul. Chung räumte zugleich ein, dass es ohne die Zustimmung der USA nicht möglich sei, einen Leichtwasserreaktor für die Energieproduktion in Nordkorea zu bauen. "Dennoch, Atomreaktoren für friedliche Zwecke zu behalten, ist Nordkoreas grundlegendes Recht."
  • Aus Anlass des 60. Jahrestags der Befreiung der koreanischen Halbinsel von der japanischen Besatzung hat Südkoreas Präsident Roh Moo Hyun eine Amnestie für 4,22 Millionen Straftäter erlassen. Wie Regierungsvertreter in Seoul am 12. August mitteilten, sollten bis Sonntag 2122 Menschen aus Gefängnissen entlassen werden, darunter zahlreiche Politiker und frühere Regierungsbeamte, die wegen Korruption oder Verstößen gegen das Wahlrecht verurteilt wurden. 1900 Menschen, die im Zusammenhang mit pro-kommunitischen Aktivitäten oder wegen Verbindungen zu Nordkorea verurteilt wurden, sollten ebenfalls begnadigt werden.
  • In einer symbolischen Geste der Versöhnung will eine ranghohe nordkoreanische Delegation erstmals einen Soldatenfriedhof in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul besuchen. Die 30-köpfige Delegation unter Leitung eines engen Vertrauten des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong Il werde am 14. August in Seoul eintreffen, teilte das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium am 13. August mit. Der historische Besuch auf dem Friedhof bildet den Auftakt einer viertägigen Reise, in deren Verlauf die nordkoreanische Delegation an Gedenkveranstaltungen zum 60. Jahrestag der Befreiung der koreanischen Halbinsel von der japanischen Besatzung teilnehmen wollte.
  • Nord- und Südkorea begehen erstmals gemeinsam den Jahrestag des Kriegsendes in Asien 1945. Eine hochrangige Delegation aus dem stalinistischen Nordkorea traf am 14. August zu einem viertägigen Besuch in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul ein. Die Feiern zum 60. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs sollten am 14. Aug. mit einem Freundschaftsspiel der Fußballnationalmannschaften beider Länder beginnen, wie das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium bekannt gab. Die Delegation aus dem Norden werde auch einen Soldatenfriedhof in Seoul besuchen; dieser Geste kommt große Symbolkraft zu, da sich die beiden koreanischen Staaten formell immer noch im Kriegszustand befinden.
  • Im Streit um eine Beendigung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms hat die Führung in Pjöngjang ihre Bereitschaft zum Kompromiss signalisiert. Sie beharrt aber darauf, ein ziviles Kernenergieprogramm zu behalten. Sein Land sei zu einer strikten internationalen Überwachung bereit, sagte der Chefunterhändler bei den Atomverhandlungen, Vizeaußenminister Kim Gye Kwan, dem US- Nachrichtensender CNN am 14. August. Er bestritt erneut amerikanische Angaben über die Existenz eines geheimen Urananreicherungsprogramms.
Montag, 15. August, bis Sonntag, 21. August
  • Familien aus Nord- und Südkorea, die seit Jahrzehnten durch die unüberwindbare Grenze zwischen ihren Ländern getrennt leben, haben am 15. August zum ersten Mal über Videokonferenzen miteinander kommuniziert. Etwa 40 Familien konnten sich über hunderte Kilometer hinweg unterhalten und auf Bildschirmen sehen, die das Rote Kreuz aufgestellt hatte. Viele brachen während der Gespräche in Tränen aus. Südkorea hatte in der Hauptstadt Seoul und in sechs Provinzstädten insgesamt elf Studios eingerichtet; in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang stand ein Studio bereit. Die Regierungen der beiden koreanischen Staaten hatten sich im Juni auf die Videokonferenzen verständigt. Im vergangenen Monat war dazu ein Kabel über die Grenze verlegt worden.
  • Bei einem Treffen mit nordkoreanischen Vertretern hat der südkoreanische Präsident Roh Moo-Hyun die Führung in Pjöngjang zur Zusammenarbeit aufgefordert, um eine baldige Lösung im Atomstreit zu finden. "Süd- und Nordkorea sollten durch ihre Zusammenarbeit ein neues historisches Kapitel aufschlagen, um substanzielle Fortschritte zur Beilegung des Atomkonflikts zu machen", sagte Roh am 17. August in Seoul nach einem Gespräch mit einer vierköpfigen Delegation aus Pjöngjang. Der von einem Vertrauten des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong Il, Kim Ki Nam, geleiteten Gruppe sei die Botschaft übermittelt worden, dass der Streit um das nordkoreanische Atomprogramm so schnell wie möglich friedlich gelöst werden müsse, fügte der südkoreanische Außenminister Ban Ki Moon hinzu.
  • Agrarexperten der Regierungen von Nord- und Südkorea haben am 18. August erstmals Gespräche über eine Zusammenarbeit in der Landwirtschaft aufgenommen. Südkoreanische Vertreter kündigten zum Auftakt der Gespräche im nordkoreanischen Kaesong an, dem von Nahrungsmittelknappheit und Hunger geplagten Nordkorea mehrere Pilotprojekte anbieten zu wollen, unter ihnen gemeinsam betriebene Farmen, die Lieferung von Setzlingen für die entwaldeten Berge sowie die Bereitstellung moderner Agrartechnik. "Langfristig ist es sinnvoller, den Nordkoreanern zu helfen, sich selbst zu versorgen, als neue Nahrungsmittel-Nothilfen zu schicken", sagte ein südkoreanischer Vertreter.
  • US-Präsident George W. Bush hat seinen ehemaligen innenpolitischen Berater Jay Lefkowitz zum Sondergesandten für Menschenrechtsfragen in Nordkorea ernannt. Lefkowitz solle helfen, "die Lage des seit langem leidenden nordkoreanischen Volks zu verbessern", teilte Bushs Sprecherin Dana Perino am 19. August im texanischen Crawford mit. Die Ernennung werde das Bemühen der USA stützen, Nordkorea dazu zu bewegen, "international anerkannte Menschenrechte zu akzeptieren und zu befolgen". Lefkowitz war als ranghoher innenpolitischer Berater Bushs tätig. Im Jahr 2001 spielte er eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, staatliche Fördergelder für die Stammzellforschung zu kürzen.
  • Der südkoreanische Außenminister Ban Ki Moon ist am 20. August in die USA gereist, um mit ranghohen Regierungsvertretern über die stockenden Atomverhandlugen mit Nordkorea zu sprechen. Während des sechstägigen Besuchs werde er Gespräche mit Außenministerin Condoleezza Rice, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, dem US-Verhandlungsführer bei den Atomgesprächen Christopher Hill, Geheimdienstkoordinator John Negroponte sowie dem republikanischen Politiker James Leach führen, sagte Ban vor seiner Abreise in Seoul. Mit Rice werde er "enge Konsultationen" über Nordkoreas Forderung nach einer zivilen Nutzung der Atomtechnologie führen.
Montag, 22. August, bis Mittwoch, 31. August
  • Ungeachtet der Proteste aus Nordkorea haben die USA und Südkorea am 22. August gemeinsame Militärmanöver begonnen. An den zwölftägigen Übungen nehmen nach Armeeangaben etwa 10.000 US-Soldaten sowie eine zunächst nicht genannte Zahl von südkoreanischen Soldaten teil. Während Washington das Manöver als rein defensiv bezeichnet, sieht Pjöngjang darin "Vorbereitungen für einen Präventivangriff" gegen Nordkorea.
  • Nach mehr als drei Wochen Unterbrechung soll die nächste Runde der Sechser-Gespräche über das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm in der kommenden Woche am 2. September stattfinden. Das teilte der chinesische Chefunterhändler bei den Verhandlungen, Vizeaußenminister Wu Dawei, am 25. August bei einem Treffen mit Spitzenpolitikern von Japans Sozialdemokratischer Partei in Tokio mit. An den Sechser-Gesprächen nehmen Nord- und Südkorea, China, Japan, Russland und die USA teil. Mangels Durchbruch waren die letzten Gespräche am 7. August zunächst vertagt worden.
  • China hat im Streit um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm seinen Chefunterhändler nach Pjöngjang geschickt. Der Pekinger Vermittlungsversuch erfolgt angesichts wachsender Ungewissheit, ob die Sechs-Länder-Atomgespräche wie vereinbart nächste Woche wieder aufgenommen werden können. Vizeaußenminister Wu Dawei wird bis zum 30. August mit der Führung Nordkoreas verhandeln. Das meldete die Nachrichtenagentur Xinhua am 27. August. Nach der vorletzten Runde der Sechser-Gespräche hatte es ein Jahr bis zu Wiederaufnahme gedauert.
  • Nordkorea hat die für diese Woche geplante Wiederaufnahme der Sechs-Nationen-Gespräche über sein umstrittenes Atomprogramm platzen lassen. Zur Begründung verwies der nordkoreanische Außenminister Paek Nam Sun auf die in der vergangenen Woche begonnenen gemeinsamen Militärmanöver von USA und Südkorea, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo News am 29. August meldete. Auf die Frage, wann die Gespräche beginnen könnten, antwortete der Minister, vor Ende September, möglicherweise auch schon Mitte des Monats. Pjöngjang brüskierte mit der kurzfristigen Absage der für diese Woche in Peking vereinbarten Verhandlungen China, schreibt dpa. Der chinesische Chefunterhändler kehrte nur mit vagen Zusagen von einem Vermittlungsversuch in Nordkorea zurück. Ein ranghoher Beamter des südkoreanischen Außenministeriums sagte, die übrigen Verhandlungsteilnehmer hätten einer Verschiebung zugestimmt.
  • Die USA haben dem Iran und Nordkorea in einem Bericht den jahrelangen Bruch internationaler Verträge vorgeworfen. Zugleich wurde Libyen für seine Kooperation mit der internationalen Gemeinschaft gelobt, wie aus dem vom US-Außenministerium am 30. August veröffentlichten "Bericht über Vertragstreue" hervorgeht. Der Iran strebe die Herstellung von Atomwaffen an, habe dafür Hilfe von außen gesucht und gegen den Atomwaffensperrvertrag verstoßen, hieß es in dem Bericht, der die Jahre 2001 bis 2004 untersucht. Auch Nordkorea habe "lange und kontinuierlich" den Atomwaffensperrvertrag gebrochen.
  • Süd- und Nordkorea bauen gemeinsam ein Zentrum, das den durch die Teilung des Landes getrennten Familien ein Wiedersehen ermöglichen soll. Beide Staaten haben gemeinsam die Arbeiten zum Bau des Familien-Zusammenführungszentrums im nordkoreanischen Mount Kumgang aufgenommen, wie das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium am 31. August mitteilte. Seoul wird den Bau und den Betrieb des Zentrums finanzieren. Nach Angaben des südkoreanischen Roten Kreuzes soll es dabei helfen, die seit der Teilung vor mehr als 50 Jahren getrennte Familienmitglieder aufzuspüren und zusammenzuführen. Mit der Fertigstellung wird bis 2007 gerechnet.


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