Kubas hohe menschliche Entwicklung
Das UN-Entwicklungsprogramm und Havanna sind wieder auf Verständigungskurs
Von Dalia Acosta, Havanna (IPS) *
Nachdem Kuba nicht in den Index für
menschliche Entwicklung (HDI) des
UN-Entwicklungsprogramms für 2010
aufgenommen wurde, will der Karibikstaat
einen eigenen Bericht über
die Verteilung des Wohlstands innerhalb
seiner Grenzen erstellen.
Kubas Regierung hat einen eigenständigen
Bericht zur menschlichen
Entwicklung angekündigt.
Beobachtern zufolge wird dieser
Report die Folgen der seit mehr
als 20 Jahren andauernden Wirtschaftskrise
in dem Karibikstaat
widerspiegeln. Es wird erwartet,
dass die Indikatoren für Soziales
und Gesundheit denen in Industriestaaten
entsprechen.
Die vom UN-Entwicklungsprogramm
(UNDP) unterstützte Entscheidung
Havannas ist das Ergebnis
eines Dialogprozesses nach
dem Ausschluss Kubas aus dem
HDI 2010. Der neue Direktor des
Büros für den Bericht über
menschliche Entwicklung, Khalid
Malik, besuchte Ende September
die Insel und vereinbarte eine
künftige Zusammenarbeit. Nicht
zum ersten Mal unterstützt das
UNDP Kuba in den Bemühungen,
den Stand der menschlichen Entwicklung
zu bestimmen. Das
staatliche Studienzentrum für
Weltwirtschaft führte 1996, 1999
und 2003 bereits drei Untersuchungen
durch. Die letzten beiden
Berichte bezogen sich insbesondere
auf die Bereiche Gleichheit
sowie Wissenschaft und Technik.
Ein Hauptziel der Reise Maliks war
die offizielle Vorstellung der Ergebnisse
seit der Veröffentlichung
des UNDP-Berichts »Der wahre
Wohlstand der Nationen: Pfade zur
menschlichen Entwicklung«) und
neuer Methoden, die eine rückwirkende
Berücksichtigung Kubas
im Index für menschliche Entwicklung
HDI 2010 ermöglichten.
Nach Angaben des UNDP war
der Karibikstaat zunächst aus dem
HDI 2010 ausgeschlossen worden,
weil keine international berichteten
Informationen zu einem der
drei benötigten Indikatoren Gesundheit,
Bildung und Einkommensentwicklung
vorlagen. Auf
dieser Grundlage wird der HDIWert
errechnet, der letztlich für
das HDI-Ranking verantwortlich
ist. Auch das Ranking Kubas in
früheren Berichten zur menschlichen
Entwicklung wurde in Zweifel
gezogen. UN-Experten führten
an, dass Vergleiche schwierig seien,
da in Kuba zwei Währungen –
der kubanische Peso und der konvertible
Peso gelten. »Es wurden
sehr ungewöhnliche Zahlen übermittelt,
weil es zwei verschiedene
Wechselkurse gab«, erklärte Malik.
Bei einem Vergleich zwischen
Ländern würden die einheimischen
Währungen zu der internationalen
Währung in Bezug gesetzt.
Möglicherweise sei es nicht
die richtige Entscheidung gewesen,
Kuba deswegen aus dem
2010-Vergleich auszuschließen,
räumte er ein. Die Verantwortlichen
für den Bericht über die
menschliche Entwicklung haben
laut Malik viel Zeit darauf verwendet,
eine verlässliche Methode
zu entwickeln, um unter Umgehung
der Währungskonversion
dennoch zu richtigen Ergebnissen
zu kommen. Auf dieser Grundlage
seien die für Kuba vorliegenden
Zahlen aus den vergangenen Jahren
überarbeitet worden. Aus dem
Index für 2010 wurden außer Kuba
auch der Südseestaat Palau und
die palästinensischen Autonomiegebiete
ausgeschlossen. Nach erhitzten
Debatten scheint es nun
denkbar, dass alle drei Staaten
wieder in den HDI aufgenommen
werden. Der rückwirkenden Einschätzung
zufolge hätte Kuba im
HDI 2010 den 53. Rang belegt und
wäre unter den Staaten mit einer
hohen menschlichen Entwicklung.
Im Vergleich zu den anderen lateinamerikanischen
und karibischen
Ländern läge Kuba an
sechster Stelle.
* Aus: neues deutschland, 18. Oktober 2011
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