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Ein Peso für Kuba

Regierung will System der Doppelwährung abschaffen

Von Harald Neuber *

Seit fast 20 Jahren gibt es in Kuba zwei Währungen. Damit soll es in absehbarer Zeit vorbei sein – ohne dass es zu Schocktherapien kommt.

Die kubanische Regierung hat am Dienstag die Abschaffung der Doppelwährung angekündigt. Allerdings wird das System aus dem schwach bewerteten Kubanischen Peso (CUP) und dem indirekt an den US-Dollar gebundenen Konvertiblen Peso (CUC) nicht über Nacht verschwinden. Man habe sich entschieden, beide Währungen nach einem abgestimmten Zeitplan zusammenzuführen, hieß es in einer Regierungserklärung, die am Dienstag in der Tageszeitung »Granma«, dem Zentralorgan der Kommunistischen Partei, veröffentlicht wurde. Die Erklärung ließ aber offen, welche der beiden Währungen abgeschafft werden soll.

In Kuba existiert seit 1994 ein doppeltes Währungssystem. Damals erlaubte die Regierung den Besitz des US-Dollars, mit dem auf dem florierenden Schwarzmarkt bezahlt wurde. Dies war eine Konsequenz der schweren Währungskrise, in die der sozialistische Karibikstaat nach der Auflösung des RGW 1991 geraten war. Nachdem Besitz und Handel mit Dollar zunächst unter Strafe standen, akzeptierte die Regierung 1994 die wirtschaftliche Realität. Vor wenigen Jahren wurde der Dollar dann zugunsten der Devisenwährung CUP aus Kuba verbannt. Die Staatsführung reagierte damit auf den Versuch der USA, die Devisen in Kuba zu verknappen und damit die wirtschaftliche Lage zuzuspitzen. Ungeachtet dessen hatten Regierung und Zentralbank stets die Rückkehr zu einer kubanischen Währung angestrebt.

Dieser Moment scheint nun gekommen zu sein. Der Ministerrat habe einen Zeitplan abgesegnet, nach dem »Maßnahmen durchgeführt werden, die zur Zusammenführung der Währungen und Wechselkurse führen werden«, heißt es in der Erklärung. Einen solchen Schritt hatte die Regierung bereits angekündigt. Staats- und Regierungschef Raúl Castro führte vor einem halben Jahr vor der Nationalversammlung aus, dass die soziale Situation der Bevölkerung bei den Reformen in der Währungspolitik oberste Priorität habe. »Das schließt Schocktherapien und den mangelnden Beistand für Millionen Menschen aus, der die wirtschaftlichen Anpassungsmaßnahmen der vergangenen Jahre in Nationen des reichen Europas ausgemacht hat«, sagte Castro.

Das Hauptproblem bleibt die schwache Binnenwirtschaft, die einer Gesundung des CUP im Wege steht. Die Mehrheit der Bevölkerung hat zudem nach wie vor nur Zugang zu dem schwachen Kubanischen Peso, der mit einem festen Wechselkurs von 1:25 zum Konvertiblen Peso getauscht wird. Mit der wirtschaftlichen Integration in die lateinamerikanische Gemeinschaft und dem massiv zunehmenden Außenhandel mit Schwellenländern wie Brasilien und China versucht Havanna nun, die Folgen der geopolitischen Umbrüche 1990 und 1991 zu überwinden.

* Aus: neues deutschland, Mittwoch, 23. Oktober 2013


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