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Laos - "Land der Elefanten"

Grundinformationen zu Geschichte, Wirtschaft und politischen Problemen

Staatsname: Sathalanalat Paxathipatai Paxaxon Lao - Demokratische Volksrepublik Laos

Geografie:
Fläche: 236.800 km2
Hauptstadt: Vientiane (442.000 Einw.) (1998)

Bevölkerung:
Einwohner: 5,5 Mio. (Juli 2000)
Bevölkerungsdichte: 22 Einw./km2 (1998)
Bevölkerungswachstum: 2,5 % (2000)
Durchschnittliche Lebenserwartung: 53 Jahre (2000)
Säuglingssterblichkeit: 95 pro Tausend (2000)
Alphabetisierung: 57 % (2000)
Religion: Buddhismus (60 %), Stammesreligionen und andere (40 %)
Ethnische Gruppen: Lao Loum (68 %), Lao Theung (22 %), Lao Soung/ Hmong/ Yao (9 %), ethnische Vietnamesen/ Chinesen (1 %)

Politik:
Staatsform: Volksrepublik: kommunistischer Staat
Staatschef: Präsident Khamtai Siphandon (seit Febr. 1998)
Regierungschef: Premierminister Sisavat Keobounphan (seit Febr. 1998)
Parlament: Nationalversammlung mit 85 für fünf Jahre gewählten Abgeordneten
Politische Parteien: Lao People´s Revolutionary Party (LPRP); andere Parteien und nicht-kommunistische politische Gruppen sind verboten; viele Oppositionsangehörige verließen 1975 das Land

Wirtschaft:
Urbanisierung: 22 % (1998)
BIP: 1,9 Mrd. US-Dollar (1998)
BIP/Einw.: 366 US-Dollar (1998)
BIP/Sektor: Landwirtschaft: 51 %; Industrie: 22 %; Dienstleistungen 27 % (1999)

Geschichte/Innenpolitische Entwicklung

Im "Land der Elefanten" war es nie weit her mit dem Zusammenhalt der laotischen Völker, sodass rivalisierende Grüppchen von jeher um die Vorherrschaft im Land rangen. Zudem musste man sich vor den Nachbarn Thailand und Vietnam in Acht nehmen, die ihre Grenzen allzu gern ins Landesinnere von Laos verschoben. Laos ist ein Vielvölkerstaat, in dem offiziell 47 verschiedene Nationalitäten und Völkerschaften anerkannt sind. Als ethnische Lao bezeichnen sich nur 68 Prozent der 5,5 Mio. Einwohner im Land.

1893 wurde Laos Protektorat Frankreichs, später zu einem Teil Französisch-Indochinas. 1946, nach der Besetzung Japans, wurde das Land als Königreich wiedererrichtet und drei Jahre später innerhalb der Französischen Union unabhängig. 1953 wurde auf der Genfer Indochina-Konferenz dessen Unabhängigkeit international garantiert. In dieser Zeit formierte sich die "Neo Lao Haksat", eine Vereinigung "freier Laoten", deren militärischer Flügel ("Pathet Lao") enge Verbindungen zu den Kommunisten in Vietnam forcierte. Der 1959 entfachte Bürgerkrieg in weiten Teilen des Landes, in dem sich pro-kommunistische, pro-westliche und neutralistische Kräfte bekämpften, stürzte den Staat in eine tiefe politische und institutionelle Krise. Die Supermächte USA und Sowjetunion, die sich bereits aktiv in den innerlaotischen Konflikt eingemischt hatten, ließen Bedingungen für eine Neutralisierung reifen, scheiterten jedoch letztendlich. So flog die amerikanische Luftwaffe seit 1964 Einsätze gegen vermutete Stellungen des "Pathet Lao" und seiner nordvietnamesischen Alliierten. Zwischen 1964 und 1973 fielen insgesamt mehr als zwei Mio. Tonnen Bomben auf die vom "Pathet Lao" kontrollierten Zonen, wobei mehr als 200.000 Menschen sterben mussten und ein Viertel der laotischen Bevölkerung zu Füchtlingen im eigenen Land wurde. Erst im Februar 1973 wurde ein Waffenstillstand zwischen den laotischen Konfliktparteien erreicht.

Im Kampf gegen die Royalisten nahm der "Pathet Lao" 1975 die Hauptstadt Vientiane ein, die Monarchie wurde abgeschafft und das Land wurde zur "Demokratischen Volksrepublik", die durch den Nachbarn Vietnam bewacht und wirtschaftlich am Leben gehalten wurde. Kommunistische Gegner flüchteten zu Tausenden nach Thailand oder resignierten. Nach Friedensvereinbarungen mit seinen Nachbarstaaten suchte Laos dann mit einigem Erfolg Anfang der 90er Jahre auch Anschluss an den Rest der Welt: Wirtschaftsembargos seitens der USA wurden aufgehoben und Japan sagte im Jahr 1996 erste Kredite zu, die das Land auch dringend benötigt, bedenkt man, dass 40 Prozent des Haushaltes aus Entwicklungshilfe finanziert wird.

Wirtschaft

Die laotische Regierung begann 1986 mit einer Dezentralisierungs- und Liberalisierungspolitik und der Förderung privater Unternehmen sowie der Umgestaltung der Wirtschaft nach marktwirtschaftlichen Prinzipien, die auch durchschlagend war, betrachtet man das Wirtschaftswachstum, das im Durchschnitt von 1988-96 bei sieben Prozent lag. Im Jahre 1997 wurde gerade auch Laos, welches stark vom Handel mit dem thailändischen Nachbarn abhängig ist, von der asiatischen Wirtschaftskrise, die im Juli 1997 in Thailand ausgebrochen ist, getroffen. Das Land mit seiner nur sehr schwach ausgebildeten Infrastruktur, deren Straßenflächen in der Regenzeit zu zwei Dritteln im Schlamm versinken und insofern das Wirtschaftsleben regelmäßig lähmen, ist also nach wie vor von internationaler Hilfe und Gelder abhängig.

Bis heute ist Laos ein unterentwickelter Agrarstaat, wird doch die Hälfte des BIP in diesem Sektor erwirtschaftet und sind 80 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt. Die Armutsrate im Land ist hoch: 46 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze (1993) - dieser Anteil dürfte nach Ausbruch der Asienkrise sogar noch gestiegen sein, auch wenn sich die laotische Wirtschaft inzwischen wieder den Umständen entsprechend stabilisiert hat.

Export und Import von Gütern und Waren haben seit 1986 mit der wirtschaftlichen Öffnung des Landes zugenommen, wobei Thailand wichtigster Handelspartner ist. Die industrielle Verarbeitung steckt hingegen noch in den Anfängen und bedarf auswärtiger finanzieller Unterstützung für deren Aufbau auch außerhalb der Hauptstadt Vientiane.

Außenpolitik

Die Beziehungen zu den indochinesischen "Bruderländern" Vietnam und Kambodscha prägten die laotische Außenpolitk zwischen 1979-89. Heute haben sie in einer grundlegend veränderten regional- und weltpolitischen Konstellation an Bedeutung eingebüßt. Die weiterhin engen Bande zu Vietnam werden durch zunehmend intensivere wirtschaftliche, politische und kulturelle Beziehungen zur Volksrepublik China ergänzt.

Seit Juli 1997 ist Laos Mitglied der ASEAN (Association of South-East Asian Nations), deren Mitgliedschaft nicht zuletzt als Rückversicherung der laotischen Unabhängigkeit und Neutralität betrachtet wird. Nicht nur zwischenstaatliche Beziehungen zu China, Kambodscha und Vietnam haben sich verbessert, sondern auch neue auswärtige Beziehungen sowie das Verhältnis zu ehemaligen Gegnern wie den USA und Südkorea haben sich normalisiert und werden aller Voraussicht nach auch in Zukunft fortgesetzt werden.

Die wirtschaftliche Liberalisierung und Öffnung gegenüber westlich orientierten Staaten zieht allerdings keinesfalls eine politische Öffnung nach sich, so dass der Ein-Parteien-Staat wohl auch weiterhin einer bleibt. Hier spielen nationale Interessen hinein, die gewahrt werden sollen, so dass Konflikte zwischen Thailand und Laos mangels Aufrichtigkeit und Flexibilität nur schwer gelöst werden können. Top-Thema laotischer Außenpolitik und nationalen Sicherheitsinteresses ist die Grenzziehung, die, abgesehen von Thailand, inzwischen mit anderen Nachbarländern geklärt ist.

Außenpolitische Konflikte: Beziehungen Thailand-Laos

Die Beziehungen zwischen Thailand und Laos hatten sich bis Mitte dieses Jahres nach zwei Dekaden des Misstrauens Laos gegenüber Thailands Politik, was Vientianes politische Gegner betrifft, zwischen beiden Staaten entschärft. Die angehende Epoche des politischen Vertrauens hat sich allerdings innerhalb nur weniger Stunden erneut umgekehrt und Thailands Bemühungen entkräftet: Am 3. Juli 2000, als 60 laotische Rebellen und bezahlte thailändische Dorfbewohner einen Checkpoint in der südlichen laotischen Provinz Champassak angriffen, wobei fünf Rebellen von der laotischen Armee erschossen wurden und viele über die Grenze nach Thailand flüchteten, kamen seitens der laotischen Regierung erneut Anschuldigungen auf, die thailändische Regierung würde bewaffneten Anti-Vientiane-Gruppen den Aufenthalt und Operationsmöglichkeiten gegen die seit 1975 bestehende Volksrepublik von thailändischem Boden aus gewähren. Die gleichen alten Vorwürfe kamen in diesem Zuge auf und "things changed in just one day", wie ein thailändischer Sicherheitsoffizier mitteilte.

Das beginnende Vertrauen Laos in seinen seit Jahren bestehenden ökonomischen Handelspartner Thailand ist mit diesem Zwischenfall gebrochen und braucht voraussichtlich erneut eine oder mehr Dekaden zur Wiederherstellung. Dies passt laotischen Konservativen natürlich gut ins Bild, sahen sie die zwischenstaatlichen Annäherungen neben den bestehenden ökonomischen als zu schnell und zu intensiv an. Die Intensivierung außenpolitischer Beziehungen ist also erst einmal auf "Eis gelegt" und es bleibt abzuwarten, wann sich laotische Politiker auf thailändische Bemühungen zur Stabilisierung des Friedens wieder einlassen.

Weitere Dispute zwischen Thailand und Laos gehen um Grenzziehungen zwischen beiden Staaten, und zwar in denjenigen Grenzgebieten, die keine klar definierten Grenzen aufweisen. Hieran muss zur Stabilisierung des Friedens in dieser Region unbedingt gearbeitet werden, doch solange die laotische Regierung auf nationale Sicherheitsinteressen pocht und zu einem Kompromiss keinesfalls bereit ist, bleibt die zukünftige Entwicklung, was die unterschiedlichen Pläne zur territorialen Grenzziehung betrifft, abzuwarten.

Quellen
  • Bangkok Post-Archiv (1997-2000): http://www.bkkpost.samart.co.th
  • CIA (2000): The World Factbook 2000 (http://www.cia.gov)
  • Dahm, B.; Ptak, R. (Hrsg.) (1999): Südostasien-Handbuch; München
  • Internet-Recherche (25.10.2000): http://lcweb2.loc.gov/cgi-bin/query2/r?frd/cstdy:@field (DOCID+la0004)
  • Luther, Hans Ulrich (1970): Asien im Wandel; Berlin
  • Spiegel-Almanach (1999): Alle Länder der Welt - Zahlen, Daten, Analysen; Hamburg
  • Institute of Southeast Asien Studies (Ed.) (1998): Southeast Asian Affairs; Singapore

Christiane Potzner

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