Laos will Unterentwicklung überwinden
In Vientiane tagt der VIII. Parteitag der Laotischen Revolutionären Volkspartei
Von Alfred Michaelis, Vientiane*
Lange wehte der Mantel des Geheimnisvollen um den Parteitag der Laotischen Revolutionären
Volkspartei, der einzigen des Landes. Dabei spielte der Kongress seit Monaten eine herausragende
Rolle in den Medien. Doch den genauen Termin gab Außenminister Somsavath Lengsavath erst
zwei Tage vor der Eröffnung bekannt.
Am vergangenen Sonnabend ging es endlich los. Auf der Tagesordnung standen der
Rechenschaftsbericht des ZK an den Parteitag und der Entwurf des 6. Fünfjahrplans (2006-2010).
Mit besonderem Interesse wurde registriert, dass der Parteivorsitzende und Staatspräsident
Khamtay Siphandone den Rapport persönlich vortrug. Seine Zurückhaltung bei öffentlichen Auftritten
in den letzten Monaten war vor allem zum 30. Jahrestag der Volksrepublik im Dezember registriert
worden. Sofort waren allerlei Gerüchte ins Kraut geschossen. Nun aber referierte er selbst, wenn
auch an seinem Platz sitzend und nicht am Rednerpult stehend.
498 Delegierte nehmen am VIII. Parteitag der LRVP teil. Das sind mehr, als die Partei bei ihrem
ersten Parteitag 1955 Mitglieder hatte. Inzwischen wuchsen die Reihen auf rund 150 000 Mitglieder,
40 000 mehr als vor fünf Jahren.
Khamtay holte in seinem Bericht jedoch noch etwas weiter aus. Nicht die letzten fünf Jahre waren
sein Bezugspunkt, sondern 20 Jahre seit Beginn der Umgestaltungspolitik in Laos. Und da konnte er
auf deutlich sichtbare Veränderungen im Leben des laotischen Volkes verweisen. Ohne jeden
Zweifel: Es hat sich einiges getan in puncto wirtschaftlicher Entwicklung, Ausbau der Infrastruktur in
dem gebirgigen und nur spärlich besiedelten Land, aber auch beim Ausbau des Schul- und des
Gesundheitswesens.
Die Bilanz des 5. Fünfjahrplanes dagegen wies einige Dellen auf. Statt 500 bis 550 US-Dollar
erreichte das Bruttosozialprodukt pro Einwohner nur 490 Dollar, das vorgesehene Wachstum von
durchschnittlich 7 bis 7,5 Prozent wurde mit 6,2 Prozent ebenfalls verfehlt. Dennoch will die Führung
an den großen Zielen des VII. Parteitags festhalten. Die Armut soll bis 2010 deutlich reduziert sein
und bis zum Jahre 2020 möchte Laos das Stadium der Unterentwicklung überwunden haben.
Deshalb heißt die Devise des neuen Fünfjahrplans »beschleunigte Entwicklung«. Das jährliche
Wachstum soll mindestens 7,5 Prozent betragen und das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner im
Jahre 2010 über 800 Dollar liegen. Zwar ist sich auch die LRVP darüber im Klaren, dass dies vor
allem private Investitionen erfordert, doch formuliert wird die Aufgabe als »Stärkung und Förderung
der staatlichen Wirtschaft, der auf Zusammenarbeit basierenden Wirtschaft des Volkes gemeinsam
mit der Ankurbelung der Entwicklung der anderen Wirtschaftssektoren«. Dabei sollen 48,7 Prozent
der nötigen Gesamtinvestitionen von der »Bevölkerung selbst« kommen.
Auch zur Frage der Einordnung des gegenwärtigen Entwicklungsstadiums des Landes, das im
Westen gemeinhin als einer der letzten kommunistischen Staaten bezeichnet wird, gab es einen
klaren Satz: Volksdemokratie mit sozialistischer Orientierung. Möglich wurden alle Erfolge durch die
schöpferische Anwendung des Marxismus-Leninismus auf die konkreten Bedingungen des Landes
und die Festigung der führenden Rolle der Partei. Der Sozialismus bleibt das Fernziel.
Nun diskutieren die Delegierten die Ziele und Vorschläge. In Frage stellen wird sie sicher niemand.
Die mit besonderer Spannung erwarteten Personalentscheidungen hat sich der VIII. Parteitag, wie
alle seine Vorgänger, für den heutigen Schlusstag aufgehoben. Am 22. März folgt die Feier zum
Gründungstag der LRVP. 51 Jahre alt wird die Partei dann sein.
* Aus: Neues Deutschland, 21. März 2006
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