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Krank durch Klimawandel

Dank Erwärmung dringt das Denguefieber ins Hochland Malaysias vor

Von Michael Lenz, Kuala Lumpur *

Die Vorboten der befürchteten großen gesundheitlichen Katastrophen durch den Klimawandel sind längst da. Die südostasiatischen Länder werden in diesem Sommer von einer Dengueepidemie heimgesucht. Erstmals sind auch bislang seuchenfreie Hochlandregionen betroffen.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Zeitungen in Thailand, Kambodscha, Malaysia, Singapur und Indonesien nicht neue Rekordzahlen von Infektionen mit dem Denguefieber vermelden. Noch beunruhigender aber sind Meldungen über Denguefälle in Regionen, in denen die Aedes-Stechmücken als Überträger des Denguevirus bisher nicht vorkam. »In den malaysischen Hochländern sind die Temperaturen gestiegen«, sagte ein Vertreter des malaysischen Gesundheitsministeriums im Juli in Kuala Lumpur auf einer Expertentagung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Thema »Klimawandel und Gesundheit in Südostasien«. Konferenzteilnehmer aus Thailand berichteten von Denguererkrankungen im bislang denguefreien Bergland im Norden Thailands.

Für den Asien-Umweltberater der WHO Hirashi Ogawa ist die Ursache für die Dengueepidemie klar. »Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen steigenden Temperaturen und der Zahl der Denguefälle«, betonte WHO-Experte in Kuala Lumpur. Klare wissenschaftliche Beweise dafür fehlen allerdings noch. Zudem sind sich die Experten einig, dass auch andere Faktoren zu dem Anstieg der in etwa 30 Prozent der Fälle tödlich verlaufenden Dengueerkrankungen beitragen. Ein wesentlicher Grund ist die zunehmende Urbanisierung. Immer mehr Menschen aus armen ländlichen Gebieten ziehen in die schon jetzt aus allen Nähten platzenden Megastädte Asiens. Die Verslumung nimmt zu und damit der Müll. Und gerade Wasserpfützen in wilden Mülldeponien seien das perfekte Brutgebiet für die Mückenlarven.

Carlos Corvalan stellt nüchtern fest: »Die Hauptkiller weltweit sind klimasensibel.« Dann nennt der WHO-Experte erschreckende Zahlen: Durchfallerkrankungen töten weltweit 1,8 Millionen Menschen pro Jahr. Die Hauptbetroffenen sind Kinder. Malaria tötet 1,1 Millionen Menschen jährlich. Gar 3,7 Millionen Menschen verlieren jedes Jahr durch Unterernährung ihr Leben. Diese Situation werde sich durch den Klimawandel drastisch verschärfen, warnt Corvalan und nennt ein Beispiel: »In Peru hat der Temperaturanstieg um ein Grad zu einer Zunahme der Durchfallerkrankungen um acht Prozent geführt.«

Schon ohne die zusätzliche Belastung durch den Klimawandel ist die gesundheitliche Situation der großen Mehrheit der gut 1,7 Milliarden Menschen in Südostasien eine Katastrophe. In der Region ereignet sich die Hälfte aller weltweiten Naturkatastrophen. In Asien, Heimat von 60 Prozent der Armen der Welt, hat insgesamt eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen.

Touristen können sich trotz Dengue unbesorgt an die Strände von Phuket, Langkawi oder Bali wagen. Allerdings ergänzt Hildebrand: »Ins Reisegepäck gehört ein Mückenabwehrmittel.«

* Aus: Neues Deutschland, 6. August 2007


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