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Afrikanische Staaten stehen hinter Frankreich

Südafrika und die Afrikanische Union fühlen sich nicht wie im Falle Libyen hintergangen

Von Armin Osmanovic, Johannesburg *

Dieses Mal ist alles anders. Hatte der Krieg in Libyen Afrika noch in Befürworter und Gegner gespalten,sind sich die Regierungen im Falle Malis einig: Frankreichs Militäreinsatz ist richtig und wird unterstützt.

Sein Zorn über Frankreich wegen der Libyen-Intervention 2012 ist verraucht: Jacob Zuma, Präsident Südafrikas, hatte unlängst selbst 200 Soldaten in die vom Konflikt zwischen Rebellen und Regierung ebenfalls zerrissene Zentralafrikanische Republik entsandt. Jetzt begründete er seine Zustimmung zum Einsatz französischer Militärs gegen die islamistischen Rebellen in Mali im südafrikanischen Fernsehen damit, dass der französische Präsident Francois Hollande ihn und andere afrikanische Staatschefs vorab von dem Militäreinsatz unterrichtet habe. Diese Unterrichtung sei in der Geschichte einmalig gewesen. Noch nie habe ein französischer Präsident die afrikanischen Führer so umfassend informiert. Zuma wertete diesen Umstand als Beweis für eine neue französische Gangart in Afrika.

Die Afrikanische Union (AU) hatte einen Einsatz in Mali erst für den September geplant, der von den Staaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) durchgeführt werden sollte. Die USA und die EU, auch Deutschland, wollten den Einsatz logistisch und mit Militärberatern unterstützen. Mit dem schnellen Vorstoß der Rebellen in Richtung Süden hatte sich die Lage verändert, denn die schlecht ausgestattete malische Armee hatte den Rebellen wenig entgegenzusetzen.

Zusammen mit den 2500 französischen Soldaten und der regulären malischen Armee sollen die westafrikanischen Soldaten Nordmali von den islamistischen Rebellen zurückerobern.

Einstweilen setzen die Afrikaner auf Frankreich. Die AU mit der Südafrikanerin Nkosazana Dlamini-Zuma als neu gewählte Vorsitzende an der Spitze begrüßte denn auch wie viele ihrer Mitgliedsstaaten die UN-Resolution und Frankreichs Eingreifen in Mali. Den afrikanischen Regierungen bleibt auch angesichts ihrer geringen eigenen militärischen Stärke wenig anderes übrig. Der Ansatz »Afrikanische Lösungen für Afrikanische Probleme« ist in Mali gescheitert.

Die Rebellen scheinen unterdessen mehr Widerstand zu leisten, als zunächst angenommen. Ein Grund ist ihre militärtechnische Ausstattung. Ein Großteil ihrer Waffen stammt wohl aus Libyen. Dort verschwanden während des Krieges große Mengen an Militärmaterial aus den Arsenalen des einstigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi.

* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 17. Januar 2013


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